Musikindustrie ringt mit der Krise

publiziert: Mittwoch, 16. Jan 2008 / 09:54 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 16. Jan 2008 / 10:40 Uhr

London - Popstar im Streik, Rocker auf der Barrikade: Dem britischen Musikkonzern EMI drohen die eigenen Vertragspartner wegzulaufen, weil der neue Chef drastische Sparmassnahmen angekündigt hat. Die Musikindustrie steckt mitten im Wandel.

Der Verkauf von CDs erscheint mittlerweile so irrelevant wie das alte Grammophon.
Der Verkauf von CDs erscheint mittlerweile so irrelevant wie das alte Grammophon.
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Um den Niedergang des Musikkonzerns aufzuhalten, setzt der neue Boss Guy Hands, Besitzer des Finanzinvestors Terra Firma, auf eine Radikalkur: Bis zu 2000 Arbeitsplätze - ein Drittel aller EMI-Jobs - fallen weg. Jährlich 200 Mio. Pfund (430 Mio. Franken) sind künftig einzusparen.

Streik der Stars

Inzwischen bestreikt Popstar Robbie Williams sein eigenes Label - aus Protest gegen Kürzungen bei Stellen und Werbemitteln. Auch die Rocker von Coldplay drohen mit Kündigung. Ex-Beatle Paul McCartney hat sich längst von EMI verabschiedet.

Das traditionsreiche britische Unternehmen - noch die Nummer vier im weltweiten Geschäft mit Musikkonserven - hat es besonders hart getroffen. Nach Auswegen aus der immer schärfer werdenden Krise der Musikindustrie suchen jedoch auch die anderen Global Player - Warner Music wie die beiden Branchenführer Universal und Sony BMG.

Hund mit Schlappohren

Kaum etwas symbolisiert besser, wie modernisierungsbedürftig die Branche ist, als das 110 Jahre alte Markenzeichen des EMI-Labels «His Masters Voice» - ein Hund mit Schlappohren vor dem Schalltrichter eines Edison-Phonographen.

So irrelevant wie das alte Grammophon erscheint immer mehr, was bislang noch das Kerngeschäft der Branche ist - der Verkauf von CDs. Noch 2006 sorgten die Silberlinge als Nachfolger der Vinylplatte für 80 Prozent der Umsätze der vier Branchenriesen. Doch es geht bergab. Nach Angaben des britischen Magazins «The Economist» sank in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres der Absatz von Musik-CDs in den USA um 19 Prozent, in Kanada um 21, in Australien um 14 und in Europa zwischen 6 und 12 Prozent.

Geringe Download-Einnahmen

Freilich setzen EMI und die anderen Player inzwischen verstärkt auf das Geschäft mit digitalen Downloads im Internet. Doch sie sind spät auf diesen Zug gesprungen, und die nur noch langsam wachsenden Einnahmen aus Downloads machen die Verluste bei CDs nicht wett. Superstar Madonna kehrte Warner Music den Rücken und wandte sich dem flexibel agierenden Konzert-Promoter Live Nation zu. Paul McCartney liess sein jüngstes Album von der Kaffee-Kette Starbucks vertreiben. Die Altrocker The Eagles erreichten in den USA jetzt Rekordumsätze ganz ohne ein Label.

Allerdings sind die weitaus meisten der jungen Künstler, die kaum Spielraum für finanzielle Risiken haben, weiter auf die Musikindustrie angewiesen. Diese wagt sich unter dem Zwang zur Veränderung nun mehr und mehr auf unbekanntes Terrain.

Mit Musik

«Comes with Music» lautet eines der neuen Schlagworte. «Mit Musik» werden künftig zum Beispiel immer mehr Mobiltelefone kommen. Der Handy-Vertrag soll Zugang zu einer bestimmten - teils sogar unbeschränkten - Menge an kostenlosen Songdownloads gewähren.

Vorreiter sind Nokia und Universal. Der Telefon-Riese beteiligt den Musikkonzern als Gegenleistung für dessen Tonkonserven am Erlös seiner Handys. Dass mit solchen Marketing-Strategien so viel zu verdienen sein wird wie einst mit Platte und CD, wird jedoch bezweifelt.

(von Thomas Burmeister, DPA/sda)

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