Gesundheit durch Stillen

Muttermilch ist viel mehr als nur ein Nahrungsmittel

publiziert: Dienstag, 19. Apr 2016 / 18:12 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 19. Apr 2016 / 18:42 Uhr
Menschen produzieren die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere.
Menschen produzieren die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere.

Zürich - Muttermilch ist die erste Nahrung vieler Babys. Das Kind zu ernähren, ist bei weitem nicht ihre einzige Aufgabe. Stillen reduziert die Säuglingssterblichkeit und schützt vor Infektionskrankheiten, schreiben Forscher der Universität Zürich.

7 Meldungen im Zusammenhang
Mit mehr als 200 verschiedenen Zucker-Molekülen besitzen Menschen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. Gerade diese Komplexität erschwert es Wissenschaftlern, die vielen verschiedenen Effekte der Muttermilch für Mutter und Kind zu enträtseln.

Bereits in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft beginnt in der mütterlichen Brust die Bildung von Milch. Sie wird Vormilch oder auch Kolostrum genannt. Selbst zu früh geborene Kinder können dadurch direkt nach der Geburt mit Muttermilch versorgt werden.

In den ersten Wochen nach der Geburt bildet jede Brust im Durchschnitt 450 Gramm Milch täglich. Nach anderthalb Jahren können es abhängig von der Stillintensität immer noch 200 Gramm täglich sein, schreiben Thierry Hennet und Lubor Borsig von der Uni Zürich in ihrem Übersichtsartikel im Fachjournal «Trends in Biochemical Sciences».

Dünger für die Darmbesiedlung

In den ersten Tagen nach der Geburt diene die Muttermilch aber weniger dazu, die kindliche Ernährung sicherzustellen. Stattdessen förderten die zahlreichen in der Muttermilch befindlichen Zucker-Moleküle anscheinend gezielt die Besiedelung des bis dato keimfreien Darms der Neugeborenen mit Bakterien.

«Babys haben keine Maschinerie, um diese Zucker zu verdauen, sie sind also eigentlich für die Bakterien - es ist wie ein Saatboden, und die Muttermilch ist der Dünger», erläutert Hennet.

Im Verlauf der Stillzeit ändere sich die Zusammensetzung der Zucker-Moleküle in der Muttermilch. Damit verändere sich auch die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft - das Mikrobiom - im Darm. Heute ist bekannt, dass das Mikrobiom nicht nur die Darmgesundheit selbst, sondern den Stoffwechsel insgesamt sowie die Entstehung von Übergewicht oder Asthma beeinflusst.

Starthilfe in Sachen Abwehr

Die Muttermilch unterstützte zudem die Entwicklung des kindlichen Immunsystems, bestätigen Hennet und Borsig detailliert: Direkt nach der Geburt enthalte sie einen besonders hohen Anteil an bioaktiven Proteinen, etwa Antikörper, Cytokine, Defensine oder Lactoferrin.

Sie bremsten das Wachstum von Krankheitserregern und schützten das Baby, bis das kindliche Immunsystem ab etwa einem Monat nach und nach selbst die Abwehr von Krankheitserregern übernehme. Die Zahl der mütterlichen Antikörper in der Milch sinke dann drastisch um etwa 90 Prozent. Auch die Vielfalt der Zucker-Moleküle nehme ab, der Fettanteil hingegen zu. Dies begünstige das Wachstum des Babys.

Muttermilch enthält auch Schadstoffe

Mit der Muttermilch gelangten aber nicht ausschliesslich schützende Substanzen zum Baby. Etliche Schadstoffe, wie Schwermetalle, Pestizide oder Stoffe mit hormonähnlicher Wirkung sammelten sich im mütterlichen Brustgewebe und schadeten unter Umständen der Gesundheit der Säuglinge.

Einige dieser Substanzen seien mittlerweile verboten, etwa das Pestizid DDT. Andere fänden noch immer Verwendung, wie die in vielen Kunststoffen vorkommenden Weichmacher (Phthalate).

Seitdem es Milchersatznahrung gibt, sind das Stillen und Muttermilch Gegenstand ideologischer Auseinandersetzungen geworden. Denn trotz der überwiegend positiven Effekte wüchsen Babys auch ohne Muttermilch völlig gesund auf.

«Wir müssten vorsichtig damit sein, irgendwelche Empfehlungen zu geben», sagt Hennet dazu. «Auf der einen Seite ist Muttermilch das Produkt von Millionen Jahren Evolution und besitzt mit Sicherheit die optimalen Nährstoffe für ein Neugeborenes. Aber die Frage ist: Wie lange braucht ein Neugeborenes diese Versorgung wirklich? Wir glauben, Familien sollten diese Entscheidung treffen - nicht Wissenschaftler.»

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Salt Lake City - Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft gegen Grippe ... mehr lesen
Babys von geimpften Müttern sind besser vor einer Grippe geschützt.
Washington - Mit dem Nachwuchs rhythmisch zu Musik zu wippen verbessert die Fähigkeiten ihres Gehirns, nicht nur die Musik sondern auch neue Sprachlaute zu verarbeiten. Das stellten ... mehr lesen
Paris - Stillen ist nicht nur gut für ... mehr lesen
Muttermilch enthält wichtige Nährstoffe und schützt vor Krankheiten.
Die Muttermilch wurde bis jetzt nicht genügend erforscht.
Zürich - Fast jeder hat sie schon ... mehr lesen
London - Medizinisches Fachpersonal warnt davor, Muttermilch aus dem Internet zu beziehen - häufig aufzufindende Verunreinigungen stellen ein Gesundheitsrisiko für Babys dar. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Bern - Zwei Drittel der Mütter in der ... mehr lesen
Muttermilch versorgt Babies mit wichtigen Nährstoffen.
Pelotas - Eine Langzeitstudie der Universidade Federal de Pelotas hat einen Zusammenhang zwischen dem Stillen und der Intelligenz der Kinder nachgewiesen. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Es gibt verschiedene Arten von Allergien, von denen jede durch spezifische Allergene ausgelöst wird.
Es gibt verschiedene Arten von Allergien, von denen jede durch ...
Publinews Allergien sind häufig auftretende Erkrankungen, die viele Menschen auf der ganzen Welt betreffen. Sie treten auf, wenn das Immunsystem übermässig auf harmlose Substanzen reagiert, die als Allergene bezeichnet werden. mehr lesen  
Apotheke & Pharma News Roche hat eine Vereinbarung zur Übernahme von Terravant Holdings getroffen, einer Tochtergesellschaft von Leuvant und ... mehr lesen  
Roche geht auf Einkaufstour.
Liegestütze stärken die Brust, Schultern, Trizeps und den gesamten Rumpf.
Publinews Das Zuhause hat sich in den letzten Jahren zunehmend in ein multifunktionales Umfeld verwandelt. Neben einem Ort der Ruhe und Erholung ist es nun ... mehr lesen  
Publinews Schweiz-Reise: Gewinn für Körper und Geist  Die Schweiz gehört mit zu den beliebtesten Urlaubszielen. Kein Wunder, denn kaum ein anderes Land ist so vielseitig und ... mehr lesen  
Die Schweiz ist das ideale Ziel für Abenteuerlustige, Entspannungs- und Erholungssuchende sowie für alle Naturliebhaber.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 9°C 10°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 12°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 8°C 8°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wechselnd bewölkt, Regen
Bern 7°C 10°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 6°C 10°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 9°C 14°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
Lugano 5°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten