Swisscom-Leaks

NZZ darf wieder über Datenleck bei der Swisscom berichten

publiziert: Freitag, 14. Feb 2014 / 19:11 Uhr / aktualisiert: Samstag, 15. Feb 2014 / 08:01 Uhr
Die NZZ darf nach einem Gerichtsentscheid wieder über das Datenleck bei der Swisscom berichten. (Symbolbild)
Die NZZ darf nach einem Gerichtsentscheid wieder über das Datenleck bei der Swisscom berichten. (Symbolbild)

Bern - Die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) darf wieder über den Datendiebstahl bei Swisscom berichten. Das Berner Handelsgericht hat die von Swisscom erwirkte superprovisorische Verfügung gegen die NZZ aufgehoben. Swisscom akzeptiert laut einer Mitteilung vom Freitag den Entscheid.

2 Meldungen im Zusammenhang
Die NZZ zeigte sich «zufrieden, aber nicht überrascht» über den Gerichtsentscheid, wie NZZ-Mediensprecherin Bettina Schibli auf Anfrage sagte.

Swisscom wiederum betonte, dass auch wenn die superprovisorische Verfügung aufgehoben wurde, so habe das Handelsgericht in der Urteilsbegründung klar festgestellt, dass ein weiteres, häppchenweises Publizieren von Erkenntnissen einen Verstoss gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb darstellen könnte.

Weitere Artikel?

Gemäss Swisscom hat die NZZ im Verfahren betont, dass sie «keine konkreten Kundendaten mehr veröffentlichen will». Swisscom möchte aber, dass alle Daten vernichtet werden. Der grösste Schweizer Telekom-Konzern verlangt auch, dass die NZZ auf weitere Artikel zu den Daten verzichtet.

Die NZZ wollte zu keinem der von Swisscom angesprochenen Punkte gegenüber der Nachrichtenagentur sda Stellung nehmen. Allerdings schrieb Schibli auf Nachfrage: «Der Sachverhalt des Datendiebstahls bleibt für die NZZ auch in Zukunft ein relevantes journalistisches Thema.»

Namen von Kunden veröffentlicht

Die NZZ hatte im vergangenen September publik gemacht, dass die Redaktion im Besitz von vier Datenbändern von Swisscom sei. Der Konzern reichte darauf Strafanzeige gegen Unbekannt ein.

Die Zeitung veröffentlichte am 20. Dezember 2013 einen weiteren Artikel zum Datenleck. Darin schrieb sie, dass auf den Bändern auch Kontaktdaten von 972 Prominenten seien, darunter von Bundesräten, National- und Ständeräten und Exponenten der Wirtschaft sowie von Stars aus Sport, Kunst und Showbiz. Die Zeitung nannte auch Namen.

Swisscom gelangte darauf am gleichen Tag an das Handelsgericht und erstritt die superprovisorische Verfügung. Diese untersagte der NZZ, Daten von Swisscom-Kunden zu veröffentlichen. Die Swisscom argumentierte, es bestehe kein öffentliches Interesse an der Publikation von Kundendaten.

Bänder aus Swisscom-Rechenzentren

Die vier Bänder waren 2012 aus zwei Swisscom-Rechenzentren in Ostermundigen BE verschwunden. Sie waren eigentlich zur Vernichtung bestimmt und der Zeitung einige Monate vor der Enthüllung des Datenlecks zugespielt worden.

Im vergangenen Herbst gab die NZZ drei Bänder an Swisscom zurück. Das vierte Band sei «angeblich durch die Quelle zerstört worden», wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben hätten, erklärte Swisscom im Dezember. Bereits damals beschuldigte der Konzern die NZZ, die Daten kopiert zu haben. Die NZZ hat sich bislang nicht zu diesem Vorwurf geäussert.

Was war drauf?

Gemäss der Zeitung waren auf den Bändern 60 Millionen Datensätze von zwei Backups aus den Jahren 2008 bis 2010. Darunter befanden sich firmeninterne E-Mails aus den Jahren 2004 bis 2008. Auch Verträge, Bestellungen, Verrechnungsaufträge, Telefonnummern oder Mitteilungen zu Entlassungen bei Swisscom waren auf den Bändern.

Gemäss NZZ ist auch ersichtlich, für welche Unternehmen Swisscom Server überwacht und mit welchen Gemeinden und kantonalen Ämtern sie zusammenarbeitet. Gemäss Swisscom sind ferner IBAN-Kontonummern von Kunden, die per Lastschriftverfahren zahlen, unter den Daten.

Strafverfahren auf Eis

Die Suche nach dem Datendieb selbst verlief inzwischen im Sand. Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland sistierte deshalb im Dezember ihr Verfahren. Am Freitag äusserte die Swisscom die Hoffnung, dass die NZZ dazu beitrage, die «konkreten Umstände zu klären, unter denen die Datenbänder abhanden gekommen sind».

 

(ww/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Drei Monate nachdem die ... mehr lesen
Die Swisscom prüft rechtliche Schritte gegen die NZZ. (Archivbild)
Bern - Der Swisscom sind grosse Mengen von Daten gestohlen worden. Betroffen seien nach jetziger Kenntnislage keine Kundendaten wie Logins, Email- oder Zahlungsverbindungen, sagte Sprecher Olaf Schulze. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store ...
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen 
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um ... mehr lesen  
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, ... mehr lesen  
Das KI-erzeugte Bild «A Recent Entrance to Paradise» (2018) ist «Public Domain».
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten