si. Es war ein Spiel mit zwei völlig verschiedenen Gesichtern im Rotterdamer De Kuip. Eine Halbzeit lang schien Holland dem riesigen Erwartungsdruck seiner Fans nicht gewachsen zu sein. Das Team von Frank Rijkaard kam vor der Pause zu kaum einer Torchance, während die frech anstürmenden Dänen ihre letzte Chance zu nützen versuchten. Gravesen beklagte in der 44. Minute gar einen Lattenschuss.
Nach einer Stunde aber wendete sich das Blatt: Kluivert gelang im Nachschuss das erlösende Führungstor (57.) und danach schienen alle Dämme zu brechen. Neun Minuten später legte Zenden, der nach seinem Wechsel von der rechten auf seine angestammte linke Seite im Mittelfeld wie verwandelt aufspielte, massgerecht für den eben erst eingewechselten Ronald de Boer auf. Der Barcelona-Söldner brauchte nur noch einzuschieben (66.). Elf Minuten später war die Reihe an Zenden selber: Frech schloss er die mustergültige Vorarbeit von Verteidiger Reiziger aus dem Stand mit dem Innenrist in die hohe linke Torecke ab (77.).
Die Holländer spielten in der letzten halben Stunde zum Tanz auf und rächten sich brutal für das unglückliche Ausscheiden vor acht Jahren bei der EM in Dänemark, als der Gastgeber mit 5:4 im Penaltyschiessen obenausschwang. Dänemark blieb zuletzt noch die Chance zum Ehrentreffer, doch der Kaiserslauterer Schjönberg schoss den vom ausgezeichneten Schweizer FIFA-Schiedsrichter Urs Meier zurecht gepfiffenen Foulpenalty neben das Tor.
Glücklose Dänen
Im ausverkauften Rotterdamer Finalstadion De Kuip trafen zwei ehemalige Europameister aufeinander, die sich von Beginn weg nichts schenkten. Die Partie sah viele Fouls und harte Attacken, die der sichere Schweizer Schiedsrichter Meier jedoch schon in den ersten zehn Minuten mit zwei Verwarnungen gegen die Holländer van Bronckhorst und Reiziger bestrafte. Verteidiger van Bronckhorst ist deswegen im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich gesperrt.
Die Dänen hatten im ersten Durchgang mehr vom Spiel, sie schufen sich durch Bisgaard (24.), Tomasson (33.) und Gravesen (44.) die besten Möglichkeiten. Beim raffinierten Lattenheber von Gravesen wäre Goalie van der Sar machtlos gewesen. Holland bekundete wie schon im Startspiel gegen die Tschechen grosse Mühe, sein Angriffsspiel in Schwung zu bringen. Einzig Overmars (30.) und der erstmals ohne seine typische Brille angetretene Davids (37.) kamen zu zwei Torgelegenheiten. Die Gastgeber wurden denn auch vom Publikum mit unerbittlichen Pfiffen in die Kabine geleitet.
Erst nach der Pause bekamen die Zuschauer das vorgesetzt, was sie von ihrer -- zurecht als Favorit bezeichneten - Mannschaft auch erwarten dürfen. Herrlicher Angriffsfussball mit gekonnten Durchspielen, dem die Dänen plötzlich nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Dänemark deckte in dieser Schlussphase auf, weshalb es sich in der Schweizer Qualifikationsgruppe erst im Finish und danach via Barrage für die EM zu qualifizieren vermochte. Das Team ist nicht mehr in der Verfassung von 1998, als es Brasilien an den Rand der Niederlage gebracht hatte.
Dänemark - Holland 0:3 (0:0)
De Kuip, Rotterdam. -- 50 000 Zuschauer (ausverkauft). -- SR Meier (Sz). -- Tore: 57. Kluivert 0:1. 66. Ronald de Boer 0:2. 77. Zenden 0:3.
Dänemark: Schmeichel; Colding, Henriksen, Schjönberg (82. Helveg), Heintze; Bisgaard, Allan Nielsen (61. Töfting), Gravesen (66. Brian Steen Nielsen), Grönkjär; Sand, Tomasson.
Holland: Van der Sar (90. Westerveld); Reiziger, Konterman, Frank de Boer, van Bronckhorst; Zenden, Cocu, Davids, Overmars (61. Ronald de Boer); Bergkamp (76. Winter), Kluivert.
Bemerkungen: Dänemark ohne Högh (verletzt); Holland ohne Stam (verletzt). 44. Lattenschuss Gravesen. 81. Schjönberg schiesst Foulpenalty neben Tor. Verwarnungen: 4. van Bronckhorst (Foul, gegen Frankreich gesperrt), 10. Reiziger (Foul), 50. Allan Nielsen (Foul), 56. Konterman (Foul).
(ba/sda)