Nach Fidel der Horror Vacui?

publiziert: Freitag, 4. Aug 2006 / 10:33 Uhr / aktualisiert: Freitag, 4. Aug 2006 / 18:49 Uhr

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Fidel CastroFidel Castro
Der Diktator ist krank. Und alles fragt sich, wird er wieder? Die einen hoffen dabei, die anderen bangen. Wobei es relativ schwer zu sagen ist, ob es Kuba ohne Castro besser ginge als mit.

Einerseits ist es nun mal Tatsache, dass Kuba wirtschaftlich nicht nur am Boden ist. Seit einigen Jahren gräbt sich die Insel unter dem Maximo Lider tiefer in eine allgemeine Misere hinein. Natürlich ist an dieser ökonomischen Katastrophe auch das US-Embargo schuld, aber man mache sich da besser nichts vor: Der Sozialismus hat bisher noch nirgends wirtschaftlich funktioniert. Und Sozialismus in Kombination mit Personenkult...

Am ehesten lässt sich Kuba womöglich mit Rumänien vor dem Sturz Nicolae Ceauşescus vergleichen, wobei Kuba das Glück hat, nicht unter kalten Wintern zu leiden. Doch gewisse Strukturen sind durchaus ähnlich: der Spitzelstaat, die Misswirtschaft, die Seilschaften innerhalb der Führung, die gegenseitige Abhängigkeit und die Fixierung auf einen absoluten Führer. Nun, die Rumänen wurden den ihrigen selbst los, doch dies passierte unter dem Eindruck des durch Osteuropa rollenden Zusammenbruchs des real existierenden Sozialismus.

Doch wie sieht es in Rumänien heute aus, 15 Jahre nach der Revolution? Zwar kommt die Wirtschaft ins Laufen und wächst seit einigen Jahren rasant, aber die Korruption ist noch immer eine der grossen, quälenden Erbschaften aus der Ceauşescu-Zeit, Zeichen einer Schattengesellschaft, die immer noch von alten Verbindungen profitiert und sich so die Privilegien von einst zu erhalten sucht.

Doch Rumänien profitiert vom Druck der EU, den diese auf den baldigen Beitritt des Landes darauf ausübt. Ein Vorteil, den Kuba nach dem Abgang Fidels nicht haben dürfte. Ebensowenig wie das 'Privileg' eines gewaltsamen Umsturzes, der in Rumänien immerhin einen grossen Teil des Sicherheitsapparats wegfegte und die Repressionsmaschine zerschmetterte.

Wenn Fidel stirbt, bleibt die Partei unter seinem kleinen Bruder noch an der Macht. Die Nomenklatura wird bleiben. Und ebenso ihre Verwicklung in den internationalen Waffen- und Drogenschmuggel.

Es ist mehr als Ironie, ja fast schon ein Sarkasmus der Geschichte, dass die Kubanische Revolution zwar die US-Mafia von der Insel vertrieben hat, nun aber scheinbar mit den kolumbianischen Drogenkartellen zusammen arbeitet. Zwar wurde ein Arnaldo Ochoa, ein General im Dienst des kubanischen Innenministeriums, wegen gross angelegtem Drogenschmuggels in einem Schauprozess verurteilt und hingerichtet. Aber dieser Prozess könnte ebenso gut dazu gedient haben, einen politisch gefährlichen Mann zu beseitigen und nach Aussen den Anschein zu erwecken, etwas gegen die Drogenmafia zu unternehmen. Dass in einem dermassen überwachten Land jahrelang Operationen ohne Wissen der Regierung ablaufen konnten, scheint sehr unglaubhaft.

Die Hoffnung, dass nach einem allfälligen Tod Castros Kuba den Weg in die Demokratie beschreiten wird, ist leider unwahrscheinlich. Es dürfte Jahrzehnte gehen, bis die Seilschaften und geheimen Netzwerke ihre Macht verlieren werden. Allenfalls könnte Kuba sogar destabilisieren. Wenn unter den finanzstarken Exilkubanern ein Kampf um die Macht auf der Insel entbrennt, auch die Drogenmafia und allenfalls der neue Freund Chavez aus Venezuela noch mitmischen, könnte ein Bürgerkrieg drohen.

Castro und die USA haben es nach 1990 verpasst, den Kalten Krieg hinter sich zu lassen. Castro war auf den Feind im Norden angewiesen, um seine Macht zu zementieren und die USA verpasste es, mit einer vorsichtigen Öffnung das Regime aufzuweichen.

Das Resultat könnte ein Horror Vacui sein, ein Abgleiten der Zuckerinsel (die fast keinen Zucker mehr produziert), in einen machtpolitischen Sumpf, indem die Errungenschaften der Revolution (Gesundheitsversorgung und Bildung) zusammen mit dem Volk versinken könnten, dessen Geduld nur mit zusätzlichem Leiden bestraft würde.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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