Nachbarstaaten fürchten einen irakischen Flächenbrand

publiziert: Dienstag, 22. Apr 2003 / 09:31 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 22. Apr 2003 / 14:31 Uhr

Riad - Der Krieg im Irak ist vorüber, der Irak-Konflikt hingegen keineswegs gelöst. Die sechs Nachbarländer des Irak befürchten "libanesische Verhältnisse" und im schlimmsten Fall einen Flächenbrand, der die ganze Region erfasst.

Die Region steht unter dem Druck der Amerikaner.
Die Region steht unter dem Druck der Amerikaner.
In der saudiarabischen Hauptstadt Riad trafen sich deshalb die Aussenminister zum ersten Scherbengericht nach Kriegsende. Den Besatzungsmächten USA und Grossbritannien sollte klar gemacht werden, dass sie nicht allein ihre Interessen durchsetzen können, ohne auf die Interessen der Nachbarländer des Irak Rücksicht zu nehmen, hiess es aus Delegationskreisen.

Die neuralgischen Punkte haben die Aussenminister Saudi-Arabiens, Kuwaits, Jordaniens, Syriens, der Türkei, Irans sowie die Spitzendiplomaten Ägyptens und Bahrains aufgelistet: Es geht um die künftige Regierung im Irak, um die Vermeidung eines Bürgerkriegs zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden. Es geht aber auch um stabile Ölpreise, Schuldenregulierung sowie die Kosten für den Wiederaufbau oder eine Art "Marshall-Plan" für den Irak.

Rückzug gefordert

In seltener Eintracht haben Iraks Nachbarn die alliierten Streitkräfte zum schnellstmöglichen Rückzug aufgefordert. Ausserdem lehnen sie eine von den USA kontrollierte Übergangsregierung ab. Sollte beides nicht geschehen, sagen arabische Kommentatoren ein "Sprengpotenzial" voraus, das von Protesten und Demonstrationen gegen die "Kolonialisierung eines arabisch-islamischen Landes" bis zu einer neuen Terrorwelle reichen könnte.

Kein Nachbar wünsche ein "neues Bosnien, Afghanistan oder einen neuen Kosovo vor der Haustür", hiess es aus Teilnehmerkreisen. Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, Kuwait, Iran und Ägypten fürchten ausserdem einen Preissturz und Probleme bei der Finanzierung der eigenen Staatshaushalte, falls der Irak den Weltmarkt mit Öl überschwemmt.

Um dem einen Riegel vorzuschieben, verlangen die Nachbarländer, dass die seit 1990 geltenden UNO-Sanktionen beibehalten werden, bis es in Bagdad eine unabhängige und vom ganzen Volk gewählte Regierung gibt. Eine Regierung "von US-Gnaden", die bereitwillig alle Wünsche, vom Ölexport über die Gewährung von Militärbasen bis zur Anerkennung Israels, erfüllt, wäre ein Albtraum.

Sorgen um Schiiten

Mit Sorgenfalten sehen Iraks Nachbarn auf die seit mehr als einem Vierteljahrhundert unterdrückten Schiiten im Irak, die sich jetzt zu einer politischen Kraft formieren. "Es ist gefährlich für alle Nachbarn, wenn es im Irak zu einer Machtteilung auf der Grundlage von Religion und Volksgruppen kommt", sagt der Politologe Dia Raschwan vom Kairoer Al-Ahram-Zentrum für politische und strategische Forschung.

In Ländern wie Bahrain, wo die Schiiten wie im Irak in der Mehrheit sind, aber auch in Saudi-Arabien könnten sie erneut Machtansprüche stellen.

Nach dem Fall Saddam Husseins sorgen sich die Nachbarn auch um einen Dominoeffekt. Deshalb haben die Aussenminister Syrien vor den Drohungen der US-Regierung sofort in Schutz genommen. Stimmen die Berichte, dann hat auch das saudische Königshaus einen Brief der US- Regierung erhalten, in dem die Einhaltung der Menschenrechte und der Rechte der Frauen angemahnt werden.

(Hans Dahne/dpa)

 
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