Zehntausende Palästinenser konnten deshalb auch am Donnerstag ihre Arbeit in Israel noch nicht wieder aufnehmen. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat warf Israel deshalb einen "eklatanten Bruch" der Übereinkunft von Scharm el Scheich vor.
Vier Tote
In der Nähe von Nablus wurden bei Zusammenstössen zwei Personen erschossen, ein Palästinenser und ein israelischer Zivilist. Palästinenser hätten zuvor das Feuer auf eine Gruppe Israelis eröffnet, berichtete das israelische Radio. Nach den jüngsten Unruhen ist es Israelis verboten, die Palästinensergebiete zu betreten.
Der israelische Regierungschef Ehud Barak sprach von einem sehr ernsten Vorfall. Radio Israel zitierte ihn mit den Worten, es sei offensichtlich, dass die palästinensische Autonomiebehörde nicht gemäss dem Abkommen von Scharm el Scheich handle.
Bei der Explosion von Gasflaschen im Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Bethlehem wurden ebenfalls zwei Menschen getötet und zehn verletzt. Sowohl israelische als auch palästinensische Sicherheitskreise schlossen jedoch einen Anschlag aus.
"Friedliche Intifada"
Der Chef der Fatah-Jugend im Westjordanland, Marwan Barguti, kündigte die Fortsetzung des Widerstandes gegen Israel an. Mehrere tausend Palästinenser protestierten in Gaza friedlich für eine Fortsetzung der "Jerusalem-Intifada".
Israel hatte den Palästinensern eine Frist bis Freitagnachmittag gesetzt, die Unruhen zu beenden. Die Palästinensische Autonomiebehörde hatte am Mittwoch, zwei Tage nach der Vereinbarung über einen Gewaltverzicht, in einer öffentlichen Erklärung aufgefordert, auf eine Beruhigung der Lage hinzuarbeiten.
In dem ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich hatten Israel und die Palästinenser am Dienstag ein Ende der seit fast drei Wochen andauernden Gewalt vereinbart, bei der 107 Menschen ums Leben kamen.
Scharfe Kritik in Genf
Wegen seines Vorgehens bei den Unruhen in den Palästinsergebieten wurde Israel von der UNO-Menschenrechtskommission scharf verurteilt. Eine entsprechende Resolution wurde am Abend an einer Sondersession in Genf knapp verabschiedet.
Die EU-Mitglieder stimmten geschlossen gegen den Text. Die EU hatte bis zuletzt versucht, die Verabschiedung der Resolution zu verhindern oder den Wortlaut abzuschwächen. Die arabischen Staaten zeigten sich jedoch nicht kompromissbereit.
Israel wird in der Resolution wegen "Verbrechen gegen die Menschheit" und "Kriegsverbrechen" verurteilt. Israel betreibe die "absichtliche und systematische Ermordung" von Zivilisten und Kindern.
In New York nahm die UNO-Vollversammlung eine Debatte über die jüngste Welle der Gewalt im Nahen Osten auf. Dem Gremium liegt der Entwurf einer Resolution vor, mit der Israel ebenfalls wegen der "übertriebenen Anwendung von Gewalt" verurteilt werden soll.
(klei/sda)