Nati: Letzter Test vor dem EM-Abenteuer

"Ein Testspiel ist stets noch besser als ein gutes Training", sagt der Schweizer Nationalcoach Köbi Kuhn und will die letzte Möglichkeit, sein gesamtes Kader nochmals auf dem Spielfeld zu sichten, gegen die Liechtensteiner nutzen. Auch deshalb wird die Begegnung nicht als aussagekräftige Hauptprobe vor dem EM-Auftakt am 13. Juni gegen Kroatien angeschaut. Die wichtigsten Erkenntnisse hat Kuhn bereits im letzten Testspiel am Mittwoch gegen Deutschland (0:2) gewonnen: "Es gibt sicherlich noch einiges zu verbessern, wir haben aber noch über eine Woche Zeit. Klar ist, dass noch nicht alle Spieler ihre Formrückstände aufgeholt haben. Da ist noch individuelles Training während den nächsten Tagen nötig."

Kuhn spricht damit Murat Yakin, Ludovic Magnin und Johann Lonfat an, die zuletzt wegen Verletzungen ausgefallen waren. Yakin erlitt zudem gegen Deutschland eine tiefe Fleischwunde an der linken Wade, die genäht werden musste. Sollte die Wunde noch Probleme machen, wird Yakin wohl am Sonntag geschont, obwohl er dringend weitere Ernsteinsätze benötigt. Magnin rechnet damit, gegen Liechtenstein etwas länger spielen zu können, als gegen die Deutschen: "Körperlich ging es gut, die Spielpraxis fehlt aber schon noch ein bisschen." Etwas gebessert haben auch die Rückenschmerzen von Lonfat, der vorher nie solche Probleme gehabt hatte: "Es war wie ein Stich in den Rücken, ein völlig ungewohntes Gefühl." Lonfat hofft, am Sonntag zeigen zu können, dass er zurecht nach Portugal mitgenommen wird.

Mit der Ankündigung, noch mehr Leute aus seinem 23-Mann-Kader einsetzen zu wollen, fällt eine Prognose schwer, mit welcher Formation Kuhn gegen Liechtenstein, das unter Trainer Martin Andermatt bisher zwei Niederlagen gegen San Marino (0:1) und Griechenland (0:2) bezogen hat, beginnen wird. Ob der nachnominierte Johan Vonlanthen von Beginn weg oder erst als Joker eingesetzt wird, ist ebenfalls noch offen. Wahrscheinlicher ist seine Einwechslung in der zweiten Halbzeit für Stéphane Chapuisat. Ein Szenarium, das wohl auch bei den EM-Partien in Portugal realistisch erscheint.

Gegen den östlichen Nachbarn besteht die Gelegenheit, die gegen Deutschland mangelhafte Chancenauswertung zu verbessern. Die Liechtensteiner sind jedoch stärker geworden als noch im ersten Vergleich vor 13 Jahren in Balzers: Ein 6:0-Erfolg für die Schweiz wie damals ist eher unwahrscheinlich. Bereits die Griechen mussten am Donnerstagabend erfahren, dass das Toreschiessen auch gegen die Equipe aus dem Fürstentum kein Selbstläufer ist. Der EM-Teilnehmer traf in Vaduz zweimal und die beiden Tore wurden zudem aus abseitsverdächtiger Position erzielt. Und auch England schoss in der Qualifikation gegen Liechtenstein zweimal jeweils "nur" zwei Treffer.

Die Liechtensteiner, die mit Martin Telser, Daniel Hasler, Christof Ritter und Michael Stocklasa in der Tat über eine zähe Defensive verfügen, werden in Zürich zudem danach trachten, endlich das erste Länderspieltor gegen die Schweiz zu erzielen. Erster Adressat dieser Hoffnung ist Stürmer Mario Frick. Der 29-jährige Serie-B-Spieler von Ternana, der trotz Meisterschaftsbetrieb in der zweithöchsten Spielklasse des Calcio auf dem Hardturm auflaufen wird, ist mit fünf Länderspieltoren der Goalgetter der Mannschaft. Letztmals war er vor zehn Monaten im Heimspiel gegen San Marino (2:2) erfolgreich. Seither hat Liechtenstein in fünf Partien kein Tor mehr geschossen.

Zürich. Hardturm-Stadion. Letztes EM-Testspiel: Schweiz - Liechtenstein (Sonntag, 16.15 Uhr). Die voraussichtlichen Startformationen:

Schweiz: Stiel (Zuberbühler); Haas, Murat Yakin, Müller (Henchoz), Magnin; Huggel (Gygax), Vogel, Lonfat (Wicky); Hakan Yakin; Frei, Chapuisat. -- Ersatz: Borer; Zwyssig, Berner, Spycher, Cabanas, Celestini, Rama, Vonlanthen. -- Verletzt: Streller, Thurre.

Liechtenstein: Jehle; Telser, Hasler, Ritter, Michael Stocklasa; Roger Beck (D´Elia), Martin Stocklasa, Gerster, Burgmeier (Ronny Beck); Frick; Thomas Beck.

SR Dietmar Drabek (Ö).

(René Baumann und Stefan Wyss/Si)