Das 38. sportliche Duell zwischen den beiden Alpenländern am
Mittwochabend um 20.30 Uhr im Basler St.Jakob-Stadion fällt mitten
in die Reise der UEFA-Inspektoren in die beiden Kandidaten-Länder.
Die Schweiz und Österreich wollen daher nicht nur ein sportlich
hochstehendes und friedliches Spiel auf dem Rasen zeigen, sondern
sich dem EM-Gremium gemeinsam als würdige Veranstalter der Euro
2008 empfehlen.
Zeit des Pröbelns vorbei
Für den zweiten Neustart hat Köbi Kuhn sein Kader verändert.
Trotz des Bestrebens, das Team zu verjüngen, holte er nach Stéphane
Henchoz auch Stéphane Chapuisat (33) zurück. Die beiden hatten nach
dem Fiasko im WM-Qualifikationsspiel im vergangenen Herbst gegen
Jugoslawien (1:2) gegen den Coach rebelliert. «Auf seine Erfahrung
greife ich gerne zurück. Die Schweiz hat wenig gute und
abschlussstarke Stürmer. Und Chapuisat ist in Form. Er trifft auch
bei YB», begründete Kuhn die Rückkehr des 84-fachen
Internationalen, der seinen Posten vor einem Jahr verärgert über
seine Nichtnomination und die mangelnde Kommunikation jüngeren
Stürmern überlassen wollte.
«Das Pröbeln ist vorbei. Jetzt muss sich die Gruppe
präsentieren, die sich als Einheit am besten versteht. Wer sich
schont und seine Kräfte nicht 100-prozentig in den Dienst des
Kollektivs stellt, hat bei uns nichts verloren», drückte sich Kuhn
unmissverständlich aus. «Die WM hat gezeigt, dass nur
bedingungsloser und risikovoller Einsatz in einer harmonischen
Gruppe zum Ziel führt».
Kuhn verzichtet auf Leute wie Lonfat, Lombardo, Mazzarelli,
Berner, Quentin, Pascolo, Sesa, Sforza, Di Jorio, Comisetti, den
verletzten Zwyssig und die nach langen Spielpausen noch nicht
wieder einsatzbereiten Zellweger und Thurre. Sie alle kamen unter
der Verantwortung des 59-jährigen Zürchers in mindestens einem von
acht Spielen zum Einsatz.
Im Jahr 1 unter Kuhn kam die Schweiz mit vier Niederlagen (1:2
gegen Jugoslawien, 0:4 in Russland, 1:1 und 2:4 im Penaltyschiessen
gegen Zypern und 1:3 gegen Kanada), dem Remis in Schweden (1:1)
sowie drei Siegen (2:1 in Österreich, 3:0 in Luxemburg und 2:1
gegen Ungarn in Zypern) spielerisch nicht weiter. Der Mannschaft
fehlt weiterhin das Gesicht.
Der Coach hat deshalb die zweite Konsequenz gezogen und setzt
fortan verstärkt auf junge, entwicklungsfähige Kräfte. Zu den
bereits integrierten Ricardo Cabanas, Ludovic Magnin und Alex Frei
(5 Tore in 10 Länderspielen) erhielten die U21-Halbfinalisten Remo
Meyer (1860 München) und Stéphan Keller (Zürich) ihr erstes
Aufgebot.
Bereit zu variablem System
Mit den neuen Leuten drängt sich eine leichte Systemänderung
auf. «Ich bin nicht stur», betont Kuhn. «Mein Team stelle ich auf
Grund der vorhandenen Fähigkeiten zusammen». Das könnte heissen,
dass der Nationalcoach weiter auf eine Viererabwehrkette baut, in
der wohl Patrick Müller den angeschlagenen Murat Yakin
(Adduktorenprobleme) ersetzt. Abwehrchef bleibt Stéphane Henchoz
von Liverpool.
Im Mittelfeld ist Kuhn zum Versuch mit einer rhombusartigen
Verschiebung wie beim FC Basel bereit. Hakan Yakin dürfte daher als
«hängende Spitze» und Johann Vogel als «Staubsauger» vor der Abwehr
agieren. Der Genfer vom PSV Eindhoven wird in Basel sein 50.
Länderspiel bestreiten. Vogel und Hakan Yakin werden wohl durch den
GC-Antreiber Ricardo Cabanas und Fabio Celestini flankiert;
Celestini gab bei Marseille einen gelungenen Einstand und wurde
nach dem 1:1 gegen Lyon als «Mann des Spiels» besonders geehrt.
Neben Rückkehrer Chapuisat ist Alex Frei Fixstarter. Im Tor hat
Kuhn die Qual der Wahl. Pascal Zuberbühler (Basel) ist weiter in
Hochform, der erfahrene Jörg Stiel (Mönchengladbach) als Captain
eine Persönlichkeit und als Leaderfigur wichtig.
Österreich ebenfalls im Umbruch
Während sich die Schweiz in der EM-Ausscheidung 2004 mit
Georgien (8. September in Basel), Albanien, Irland und Russland
misst, nimmt Österreich gegen Tschechien, Holland, Weissrussland
und Startgegner Moldawien einen neuen Anlauf. Trainer Hans Krankl
verfügt in Basel nicht über sein stärkstes Team. Der Rekord-
Internationale Andreas Herzog (96 Länderspiele) ist ausser Form,
Stranzl, Brunmayr sowie Haas fallen verletzungsbedingt aus und
Vastic wird die weite Reise aus Japan nicht zugemutet. So wurden
Neulinge wie Volkan Kahraman vom überraschenden Aufsteiger
Pasching, Michael Wagner von Austria Wien oder Roland Kollmann vom
Grazer AK aufgeboten.
Zuletzt hat Österreich im Mai in Leverkusen gegen Deutschland
2:6 verloren, das letzte Duell in der Schweiz aber 4:2 gewonnen. Im
Frühjahr 1999 wurde der Mannschaft von Gilbert Gress in St. Gallen
eine Lektion punkto Effizienz erteilt. Herzog überragte damals als
Doppeltorschütze.
(von Peter Wyrsch, Basel/sda)