Neandertaler war schneller als Usain Bolt

publiziert: Donnerstag, 15. Okt 2009 / 08:41 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 15. Okt 2009 / 18:39 Uhr

Brisbane/Wien - Würde der Neandertaler mit einem heutigen Mensch ins Rennen gehen, so wäre ihm der Sieg sicher. Zu diesem Schluss kommt der australische Anthropologe Peter McAllister im Buch «Manthropology - die Wissenschaft des mangelhaften modernen Mannes».

Den Absturz der Leistungsfähigkeit des Menschen führt der Experte auf die industrielle Revolution zurück.
Den Absturz der Leistungsfähigkeit des Menschen führt der Experte auf die industrielle Revolution zurück.
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Ausgehend von historischen Hinweisen, fossilen Funden und ethnologischen Beobachtungen glaubt McAllister feststellen zu können, dass der heutige männliche Homo sapiens zumindest in sportlicher Hinsicht ein jämmerlicher Abklatsch seiner frühen Vorfahren ist. Seinen Ursprung habe das in der gesunkenen Körperaktivität.

«Sogar das Trainingsausmass unserer Eliteathleten kommt nicht an die Herausforderungen heran, denen frühere Menschen bei der Tierjagd ausgesetzt waren», so der australische Forscher.

McAllister bezieht sich unter anderem auf fossilierte Fussabdrücke prähistorischer Aborigines Australiens, die die Jagd eines Tieres durch sechs Männer darstellen. Eine Analyse dieser im Lehmboden verewigten Fussabdrücke soll gezeigt haben, dass die Männer auf der Jagd Geschwindigkeiten von 37 Stundenkilometern (km/h) erreicht hatten, was nur wenig unter den 42 km/h von 100 Meter-Olympiasieger Usain Bolt liegt.

Rekorde

«Würde dieser Aborigenes-Jäger mit modernen Methoden trainieren, Laufschuhe tragen und auf gummierten Bahnen laufen, könnte er leicht 45 km/h erreichen», so der australische Forscher. Eine ähnliche Überlegenheit erkennt er bei den Tutsi-Männern in Ruanda. Auf 100 Jahre alten Fotos von Anthropologen könne man erkennen, dass sie bei rituellen Feiern ohne Hilfen bis zu 2,52 Meter hoch sprangen, was heute ebenfalls Weltrekord wäre.

Weitere Hinweise für seine Theorie sieht McAllister auch in den Aufzeichnungen der antiken Hochkulturen. Römische Soldaten legten etwa eineinhalb Marathonstrecken pro Tag in voller Rüstung zurück, und auch die 30.000 Ruderer, die Athen einst beschäftigte, würden gegen englische Universitätsteams haushoch gewinnen. Aborigines seien neben guten Läufern auch geniale Speerwerfer gewesen und hätten ihre Lanzen bis zu 110 Meter weit geschleudert.

Mehr Muskeln

Besonders aber der Neandertaler hat es McAllister angetan. «Selbst die Frauen der Neandertaler besassen eine um zehn Prozent höhere Muskelmasse als heutige Europäer. Dank ihrer wesentlich kürzeren Arme hätten sie mit entsprechendem Training selbst Arnold Schwarzenegger zu dessen körperlichen Spitzenzeiten im Armdrücken besiegt», behauptet der Buchautor.

«Wir wissen, dass frühere Jäger- und Sammlervölker eine weitaus höhere Muskelmasse hatten als heutige Menschen. Das kann man aus den extrem kräftigen Knochen schliessen, die etwa der Neandertaler besass», bestätigt Bence Viola vom Department für Anthropologie der Universität Wien im Interview.

Am stärksten sie der noch frühere Homo heidelbergensis gewesen, mit einem Körpergewicht rund 120 Kilo. «Die Masse von Knochen und Muskeln passt sich stets den Belastungen an, denen sie ausgesetzt sind, ähnlich wie der Armaufbau eines Tennisspielers.

Auch andere Faktoren

Daneben sind jedoch auch klimatische Faktoren im Spiel.» Gemäss der Bergmannschen Regel seien die Extremitäten bei Völkern in heissen Gebieten länger als in kalten Zonen, da sie so mehr Hitze abgeben können. Deutlich mache dies laut Viola der Vergleich der langen Extremitäten von Tutsi, Massai oder der Bewohner Äthiopiens mit jenen der Inuit. Allerdings müsse man mit Rückschlüssen auf Laufgeschwindigkeiten vorsichtig umgehen.

Den Absturz der Leistungsfähigkeit führt McAllister auf die industrielle Revolution zurück, infolge derer das Ausmass körperlicher Anstrengungen stark zurückgegangen ist. Viola sieht den Rückgang von Knochen- und Muskelmasse allerdings bereits deutlich früher. «Schon zu Beginn der Sesshaftigkeit in der neolithischen Revolution wurden unsere Langknochen weniger kräftig, da der Ackerbau weitaus weniger Aktivität forderte als die Jagd.»

Selektion nach Einkommen

Weggefallen sei heute zudem der Selektionsdruck nach körperlichen Merkmalen. «Beste Paarungschancen hat heute nicht mehr, wer bei der Jagd am aktivsten ist, sondern wer das höchste Einkommen hat. Und im Büro verdient man heute durchschnittlich mehr als ein Bauarbeiter», so Viola.

(fest/pte)

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