Nervenstarke Patrioten gewannen Superbowl

Adam Vinatieri sorgte im Superdome in New Orleans sieben Sekunden vor Schluss mit einem Kick aus 48 Yards für die Entscheidung zu Gunsten des 14:1-Aussenseiters. Damit war die grösste Überraschung seit 1969 perfekt. Damals hatte sich der 18:1- Underdog New York Jets gegen die Baltimore Colts mit 16:7 durchgesetzt. 72 000 Zuschauer im Stadion, schätzungsweise rund 130 Millionen am Fernsehen in den USA und rund 1 Milliarde weltweit erlebten das dramatische Spektakel live.

Die Rams, das beste Team der Qualifikationsphase, lagen Anfang des vierten Viertels im wichtigsten Spiel der Saison mit 3:17 im Rückstand, weil die sonst so zuverlässige Angriffsformation bis dahin überhaupt nicht ins Spiel gekommen war. Dank ihres zuvor fehlerhaften Quarterbacks Kurt Warner kamen sie danach zum 17:17- Ausgleich, aber im Finish sorgte Tom Brady, der erst 24-jährige Spielmacher der Patriots, für den neuerlichen Umschwung.

Brady durchmass mehr als die Hälfte des Spielfelds und ermöglichte damit seinem Kicker Vinatieri die Chance zum Siegtreffer. Brady, der danach zum wertvollsten Spieler gewählt wurde, ist der jüngste Quarterback aller Zeiten, der den Super Bowl gewinnt. Mit seinen Zuspielen sorgte er für einen Raumgewinn von insgesamt 145 Yards. Kurt Warner machte kein Hehl aus seiner Enttäuschung: «Wir schadeten uns selber mit Ballverlusten. Jedes Mal, wenn wir einen Fehler machten, nutzten sie ihn aus.» In der Qualifikation hatten die Rams gegen die Patriots 24:17 gewonnen.

Aus Punktelieferanten wurden Champions

Die Patriots mauserten sich binnen Jahresfrist von einem Verlierer-Team zum Super-Bowl-Gewinner. Im Vorjahr hatten sie lediglich fünf von 16 Spielen der regulären Saison gewinnen können, so dass das Playoff ein Wunschtraum blieb. Am Sonntag eroberten die Patriots 42 Jahre nach ihrer Gründung den ersten Super Bowl. Zuvor waren sie zweimal in New Orleans auf gleicher Höhe gescheitert; das in Boston beheimatete Team verloren 1986 gegen die Chicago Bears und 1997 gegen die Green Bay Packers.

New Englands Bill Belichick gewann seinen ersten Super-Bowl-Ring als Headcoach. Als Defensiv-Koordinator der New York Giants hatte er bereits bei der «Desert-Storm»-Super-Bowl im Jahre 1991 diesen Triumph auskosten können.

Der 36. Super Bowl samt Rahmenprogramm stand ganz im Zeichen der amerikanischen Einheit im Kampf gegen den Terror. Vor dem Kickoff trat unter anderen Paul McCartney auf und sang Mariah Carey die Nationalhymne. Die Künstlerin versicherte, dass sie zum ersten Mal öffentlich den «Star Spangled Banner» zum Besten gegeben habe und dies fortan nie wieder tun werde.

In der Halbzeit spielte die irische Supergruppe U2. Während des Auftritts wurden auf einer Leinwand hinter der Bühne alle Namen der Opfer des 11. September aufgelistet. Mit dem Konzertende fiel die Leinwand in sich zusammen. Spezielle Lichteffekte erinnerten haargenau an den Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers vor rund fünf Monaten.

Der Super Bowl galt als Generalprobe für die Sicherheitsmassnahmen während der Olympischen Winterspiele, die am Freitag in Salt Lake City eröffnet werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der USA war ein Sportereignis zum «Besonderen Nationalen Sicherheitsevent» erhoben worden. Der Geheimdienst koordinierte die Überwachung; das Gebiet rund um den Superdome am Rande der Innenstadt von New Orleans glich teilweise einem militärischen Sperrgebiet.

(bb/sda)