Neue Studie zeigt: Mensch beeinflusst Starkniederschläge

publiziert: Donnerstag, 17. Feb 2011 / 09:00 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 17. Feb 2011 / 09:36 Uhr
Reto Knutti ist Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich.
Reto Knutti ist Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich.

Stärkere Niederschläge, grössere Trockenheit – aufgrund der Klimaerwärmung werden extreme Wetterereignisse häufiger. Dies lassen Beobachtungen und Klimamodelle vermuten. Allerdings ist es schwierig zu beweisen, ob einzelne extreme Wetterereignisse, wie beispielsweise die Flut in Deutschland im Jahr 2002, auf die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung zurückzuführen sind.

Trotzdem hat diese Woche eine neue Studie aus Kanada (Min et al., Nature 2011) zeigen können: Die Zunahme der Starkniederschläge während der letzten 50 Jahre ist deutlich und kann tatsächlich zu einem grossen Teil auf den menschlichen Einfluss zurückgeführt werden.

Dieser Beweis war möglich dank präziser Beobachtungen der Niederschläge und der eingesetzten Methode: Statt einzelner Orte betrachteten die Forscher die räumlichen Muster und kombinierten diese gekonnt mit Klimamodellen und Messdaten.

Die Studie ist ein wichtiger Schritt, das Ergebnis erstaunt allerdings nicht besonders, denn dieser Zusammenhang wurde schon länger vermutet. Die Verstärkung des globalen Wasserkreislaufes durch die menschgemachte Erwärmung wird nämlich durch einfache thermodynamische Argumente unterstützt: Wärmere Temperaturen führen zu mehr Verdunstung und damit mehr Niederschlag. Warme Luft kann zudem mehr Wasser aufnehmen.

Häufigkeit der Flutereignisse verändert sich

Wenn der Mensch mitverantwortlich ist für die Zunahme der Starkniederschläge, so stellt sich die Frage, ob ein einzelnes Ereignis dem Menschen angelastet werden kann. Grundsätzlich gesehen ist dies unmöglich: Fast jedes Ereignis kann auch natürlich auftreten. Was sich aber aufgrund der Klimaerwärmung ändert, ist die Häufigkeit der Ereignisse. Eine andere Studie im gleichen Heft (Pall et al., Nature 2011) zeigt, dass die menschgemachte Erwärmung die Häufigkeit erhöht hat von Flutereignissen wie in England im Herbst des Jahres 2000.

Ob ein einzelnes Ereignis menschverursacht ist oder nicht, lässt sich also nicht bestimmen. Es lässt sich jedoch berechnen, wie viel Mitschuld der Mensch trägt: Mit Klimamodellen lassen sich Hunderte von Simulationen rechnen, jeweils mit und ohne menschlichen Einfluss. Wenn zum Beispiel ein Jahrhundert-Niederschlagsereignis mit menschgemachten Treibhausgasen alle 30 Jahre auftritt, also dreimal häufiger als ohne menschgemachte Treibhausgase, dann ist der Mensch statistisch gesehen für zwei Drittel der verursachten Schäden verantwortlich.

Bald Schadenszahlungen für ausgestossene Tonnen CO₂?

Hypothetisch gesehen könnten mit solchen Berechnungen die Schadenskosten auf die CO₂-Emissionen abgewälzt werden. Die Schweiz müsste dann zum Beispiel pro ausgestossene Tonne CO₂ ein paar Franken für die Hitzewelle in Russland, die Flut in Pakistan oder die Überschwemmungen in Deutschland bezahlen. Die Schäden in Deutschland verursachten Wiederaufbaukosten, die auf 20 Milliarden Euro geschätzt wurden.

Sind das Zukunftsfantasien? Wer weiss. Ich bin überzeugt, dass einige Anwälte heute schon über ein neues Geschäftsmodell nachdenken. Die Vorstellung, als Klimaforscher vor Gericht die Schuldfrage für ein Wetterereignis zu kommentieren, ist aber nicht verlockend. Und billig wäre ein solcher Rechtsstreit wohl auch nicht.

(Prof. Reto Knutti/ETH-Zukunftsblog)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer nicht vom Acker schwemmt, sondern ihn optimal ... mehr lesen
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If indeed the human brain responds better to experience ... mehr lesen
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through.

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten