Immer mehr Tote

Neue Zusammenstösse am «Freitag der Wut»

publiziert: Freitag, 16. Aug 2013 / 13:25 Uhr / aktualisiert: Freitag, 16. Aug 2013 / 20:06 Uhr
In mehreren Landesteilen von Ägypten gilt der Notstand.
In mehreren Landesteilen von Ägypten gilt der Notstand.

Kairo - Eine neue Welle der Gewalt hat Ägypten an dem von Islamisten ausgerufenen «Freitag der Wut» erschüttert. Bei landesweiten Strassenkämpfen zwischen Demonstranten und der Polizei kamen nach Angaben aus Sicherheitskreisen mehr als 80 Menschen ums Leben. Etwa 300 wurden verletzt.

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Zu den Protesten hatten die islamistische Muslimbruderschaft und verschiedene radikale Islamisten-Parteien aufgerufen. Zehntausende Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi gingen nach den Freitagsgebeten landesweit auf die Strasse und schrien ihre Wut über das Blutvergiessen in ihren Protestlagern heraus.

Der seit Wochen schwelende Konflikt zwischen Islamisten und Mursi-Gegnern war am Mittwoch eskaliert, als Sicherheitskräfte zwei zentrale Protestlager der Muslimbrüder in Kairo gewaltsam geräumt hatten. Beim Vorgehen der Polizei und bei anschliessenden Angriffen von Islamisten wurden nach Regierungsangaben über 600 Personen getötet. Die Muslimbrüder gehen aber von Tausenden Toten aus.

Die Islamisten fordern die Wiedereinsetzung Mursis, der seit seiner Entmachtung durch die Armee am 3. Juli an einem geheimen Ort festgehalten wird.

Plätze und Strassen abgeriegelt

Auf dem Ramses-Platz in Kairo kamen am Freitag etwa 20'000 Menschen zusammen. Die Armee riegelte andere Plätze und Strassen in der Hauptstadt ab, in der am Freitag auch zahlreiche Opfer des Blutbads vom Mittwoch zu Grabe getragen wurden.

Von der 15. Mai-Brücke in der Hauptstadt schossen demonstrierende Islamisten auf umliegende Häuser, von denen aus sie mit Steinen beworfen wurden. Tote und Verletzte gab es am Freitag in Kairo, in der Provinz Kafr al-Scheich sowie in den Städten Ismailija, Port Said, Damietta, Al-Arisch und Fajum.

Notstand in mehreren Landesteilen

Experten befürchten, dass die Lage weiter eskalieren könnte. Denn die Polizei hat Order, mit scharfer Munition auf Plünderer und Saboteure zu schiessen. In mehreren Landesteilen gilt der Notstand.

Auch die Verhaftungswelle von hochrangigen Mitgliedern der Muslimbruderschaft geht weiter. Die Polizei verhaftete vor Beginn der Proteste am Freitag vier führende Vertreter, wie das Nachrichtenportal youm7 meldete.

Proteste gegen ägyptisches Militär in arabischer Welt

In mehreren Staaten der arabischen Welt haben Demonstranten am Freitag das Vorgehen des ägyptischen Militärs gegen die Mursi-Anhänger verurteilt. In der türkischen Hauptstadt Ankara versammelten sich etwa 3000 Menschen vor einer Moschee, zelebrierten ein Totengedenken und zogen anschliessend zu den Botschaften Ägyptens sowie der USA.

«Die islamistische Bewegung kann nicht gestoppt werden», skandierten sie dabei. In der Metropole Istanbul demonstrierten etwa 1000 Menschen.

Weitere Proteste gab es in Ost-Jerusalem, wo etwa 600 Anhänger der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas demonstrierten, und im Westjordanland. Auch in mehreren Städten Pakistans kamen jeweils hunderte Menschen zu Kundgebungen zusammen.

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum schlossen sich ebenfalls hunderte Menschen einem Protestmarsch an. Demonstrationen gab es zudem in der jordanischen Hauptstadt Amman.

Der saudiarabische König Abdullah erklärte, sein Land stehe im Kampf gegen «Terroristen» an der Seite Ägyptens. Das Land dürfe nicht destabilisiert werden.

Weltweite Besorgnis

Weltweit wurde vor einer Ausweitung der Krise gewarnt. Der UNO-Sicherheitsrat forderte nach einer Dringlichkeitssitzung ein Ende der Gewalt in Ägypten.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel liess erklären, angesichts der jüngsten Entwicklungen werde die deutsche Regierung ihre Beziehungen zu Ägypten überprüfen. Dies sollte auch die EU tun, hiess es nach einem Gespräch Merkels mit dem französischen Präsidenten François Hollande. Die beiden schlugen eine Dringlichkeitssitzung der EU-Aussenminister vor. Angesichts der aktuellen Lage rieten zahlreiche Länder von Reisen nach Ägypten ab, darunter die Schweiz.

(bert/sda)

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