Frontex-Zahlen für Juli

Neuer Flüchtlingsrekord in Griechenland

publiziert: Freitag, 7. Aug 2015 / 15:24 Uhr / aktualisiert: Freitag, 7. Aug 2015 / 16:24 Uhr
Griechenland ist laut Tsipras nicht in der Lage, den Zustrom aus eigener Kraft zu bewältigen. (Archivbild)
Griechenland ist laut Tsipras nicht in der Lage, den Zustrom aus eigener Kraft zu bewältigen. (Archivbild)

Warschau/Athen - Die Zahl der über das Mittelmeer in Griechenland eingetroffenen Flüchtlinge hat im Juli eine neue Rekordhöhe erreicht. Wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Freitag in Warschau mitteilte, kamen fast 50'000 Bootsflüchtlinge in Griechenland an.

8 Meldungen im Zusammenhang
Damit seien in einem Monat so viele Menschen über Griechenland in die EU gekommen wie im gesamten vergangenen Jahr, hiess es in einer in Warschau veröffentlichten Mitteilung. Die griechische Küstenwache bezifferte die im Juli in der Ägäis aufgegriffenen Flüchtlinge sogar auf 54'899. Durch die Ägäis führen Routen, über die Schlepper Flüchtlinge und Migranten nach Europa bringen.

Der Griechenland-Vertreter des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) , Giorgos Tsarbopoulos, sprach von einer dramatischen Lage. Die Behörden und die Hilfsorganisationen seien überfordert, sagte er im griechischen Radio.

Insgesamt wurden laut Frontex bis Ende Juli fast 130'500 Flüchtlinge und Migranten an den Aussengrenzen Griechenlands entdeckt - fünfmal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Vor allem Syrien und Afghanistan

Der überwiegende Teil der Flüchtlinge kam nach Frontex-Angaben aus Syrien und Afghanistan, auch der Anteil der Pakistaner sei deutlich gestiegen. Sie hätten auf kleinen Booten über die Türkei die griechischen Inseln Lesbos, Chios, Kos und Samos angesteuert. Frontex appellierte an die EU-Staaten, die Grenzschutzmission mit mehr Schiffen und Personal zu unterstützen.

«Auf den Inseln herrscht das totale Chaos», sagte der Europa-Direktor von UNHCR, Vincent Cochetel, nach Besuchen auf Lesbos, Kos und Chios. Auf den meisten Inseln gebe es überhaupt keine Infrastruktur für die Aufnahme der Menschen.

Es fehle an sanitären Einrichtungen, und meisten Flüchtlinge müssten schutzlos unter freiem Himmel schlafen. Auch wenn sie nach einigen Tagen nach Athen weitergeleitet würden, erwarte sie dort das Nichts.

Die griechischen Behörden müssten etwas unternehmen, anstatt die Verantwortung jeweils immer weiter zu schieben. Cochetel forderte auch die anderen EU-Staaten auf, mehr zu tun, um Griechenland bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu entlasten.

Tsipras: Test für europäische Solidarität

Griechenland ist nach den Worten von Ministerpräsident Alexis Tsipras nicht in der Lage, den Zustrom Tausender Flüchtlinge aus eigener Kraft zu bewältigen. Sein Land benötige die Hilfe der EU-Partner, sagte er am Freitag nach einem Treffen mit den zuständigen Ministern. «Jetzt wird sich zeigen, ob die EU eine EU der Solidarität ist oder eine EU, in der jeder nur versucht, seine Grenzen zu schützen.»

Im Juni hatten die EU-Staats- und Regierungschefs grundsätzlich beschlossen, 40'000 Flüchtlinge aus den Grenzländern Italien und Griechenland auf andere europäische Staaten zu verteilen. In mehreren Sondersitzungen haben die EU-Innenminister darüber aber noch keine Einigung erzielt.

Griechenland ist neben Italien am stärksten von der Einreise Zehntausender Menschen betroffen, die vor Hunger, Perspektivlosigkeit und Krieg flüchten und nach Europa wollen. Dabei steht das Land selbst kurz vor einer Staatspleite, und es droht eine weitere Verschlechterung Lage.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Wenn nicht bald weitere Schiffe zur Verfügung gestellt würden, könnten bis zu 20'000 Flüchtlinge auf der 90'000-Einwohner-Insel Lesbos stranden. (Symbolbild)
Kos - Eine Hilfsorganisation hat vor einer dramatischen Zuspitzung der Flüchtlingskrise auf der griechischen Ferieninsel Lesbos gewarnt. Die Insel in der Nord-Ägäis stehe «am Rande ... mehr lesen
Brüssel - Brüssel sieht gewaltige Herausforderungen beim Thema Migration: «Die Welt steht heute vor der schlimmsten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg», sagte ... mehr lesen 1
Athen - Nach dramatischen Tagen auf ... mehr lesen 1
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die italienische Marine hat mehrere Migranten von einem Schlauchboot in Seenot im Mittelmeer gerettet.
Rom - Nur sechs Tage nach dem letzten schweren Flüchtlingsunglück kentert erneut ein Boot im Mittelmeer. 50 Menschen kann die Marine in letzter Sekunde von dem Schlauchboot retten. ... mehr lesen
Rom/Brüssel - Die europäischen ... mehr lesen
Im ersten Halbjahr wurde die Rekordzahl von 137'000 Flüchtlingen und Zuwanderern erreicht.
Ursprünglich wurde erwartet, dass mehr als 200'000 Migranten über das Mittelmeer kommen könnten.
Rom - In Italien könnten dieses Jahr nach Ansicht der Behörden möglicherweise weniger Bootsflüchtlinge ankommen als ursprünglich angenommen. Statt der erwarteten gut 200'000 ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit spielen.
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit ...
Die EU hat Meta, den Mutterkonzern von Facebook, mit einer historischen Geldbusse belegt. Der Konzern hatte wegen der fortlaufenden Übertragung von Nutzerdaten in die USA gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstossen. Zusätzlich wurde Meta aufgefordert, den Transfer von Daten unverzüglich zu beenden. mehr lesen 
Befürworter holen auf  London - Die Gegner eines Verbleibs Grossbritanniens in der EU holen einer neue Umfrage zufolge auf. In einer am Montag vorab verbreiteten ... mehr lesen  
Noch 51 Prozent befürworten einen Verbleib in der EU.
Deutschland - Die Linke  Magdeburg - Ein unbekannter Mann hat die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht auf dem Parteitag in Magdeburg mit einer Schokoladentorte beworfen. Zu der Aktion bekannte sich eine antifaschistische Initiative «Torten für Menschenfeinde». mehr lesen  
G7-Gipfel in Japan  Ise-Shima - Die G7-Staaten haben die ... mehr lesen   1
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 13°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt recht sonnig
Basel 14°C 20°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
St. Gallen 12°C 15°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Bern 13°C 18°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Luzern 14°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Genf 14°C 20°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich sonnig
Lugano 18°C 18°C bedeckt mit Gewitternleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten