Machtwechsel

«Nur oberster Führer Irans könnte jetzt noch die Wahl fälschen»

publiziert: Samstag, 15. Jun 2013 / 13:37 Uhr / aktualisiert: Samstag, 15. Jun 2013 / 14:42 Uhr
Der von Moderaten und Reformern unterstützte Kleriker Hassan Ruhani liegt weit in Führung.
Der von Moderaten und Reformern unterstützte Kleriker Hassan Ruhani liegt weit in Führung.

Teheran - Bei der Präsidentenwahl im Iran ist überraschend der gemässigte Geistliche Hassan Ruhani klar in Führung gegangen. Ersten Teilergebnissen zufolge könnte er die Abstimmung bereits in der ersten Runde für sich entschieden haben. Doch die Auszählung der Stimmen zieht sich hin.

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Nach Auszählungen von rund 50 Prozent der Stimmen lag Ruhani am Samstag mit 51 bis 52 Prozent klar in Führung. Der Kandidat des Reformlagers und ehemalige iranische Atom-Chefunterhändler würde im Falle eines Sieges nach acht Jahren wieder auf die grosse politische Bühne zurückkehren.

Allerdings lag auch rund 14 Stunden nach Schliessung der Wahllokale noch kein Endergebnis vor. Beobachter berichteten, die Anhänger der sechs Kandidaten, die zur Wahl angetreten waren, wollten die ausgezählten Stimmen genau überprüfen.

Auch solle ein Debakel wie nach der Präsidentenwahl 2009, als Mahmud Ahmadineschad im Amt bestätigt wurde, verhindert werden. Damals war es nach Manipulationsvorwürfen zu massiven Protesten gekommen, die blutig niedergeschlagen wurden.

An zweiter Stelle bei der Auszählung lag am Vormittag laut Innenministerium Teherans Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf. Er rangierte demnach mit einem Anteil von 18 Prozent vor dem Hardliner Said Dschalili.

Sollte keiner der Bewerber die absolute Mehrheit erhalten, muss am kommenden Freitag eine Stichwahl die Entscheidung bringen. Ahmadinedschad durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Einziger moderater Kandidat

Ruhani gilt unter den sechs konservativ ausgerichteten Kandidaten als der einzige Moderate. Als Präsident will der 64-Jährige sowohl innen- als auch aussenpolitisch für frischen Wind sorgen. Sein Wahlslogan lautete: Besonnenheit und Hoffnung.

Im Wahlkampf hatte sich Ruhani im Atomstreit für eine Annäherung an den Westen ausgesprochen, um eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen. Diese haben seit vergangenem Jahr zu einer dramatischen Wirtschaftskrise mit einem starken Anstieg der Inflation, einem massiven Wertverlust der Währung und einer erheblichen Störung des Handels geführt.

Als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats hatte Ruhani von 2003 bis 2005 die Atomverhandlungen mit dem Westen geführt. Auch damals hatte der islamische Staat in dieser Frage Differenzen mit dem Westen. Es gab aber weder eine Krise noch lähmende Sanktionen wie heute.

Ruhani willigte in die Aussetzung der Urananreicherung und die Zulassung unangekündigter Inspektionen zu. Nach dem Amtsantritt Ahmadinedschads 2005 wurde er jedoch abgelöst.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet das. Israel betrachtet den Iran als derzeit grösste Bedrohung seiner Existenz. Israelische Politiker drohten deshalb indirekt mit Angriffen auf Atomanlagen im Iran.

Chamenei könnte Ruhani-Sieg verhindern

Nach Einschätzung eines israelischen Experten würde der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, einen Sieg Ruhanis verhindern. Für Chamenei wäre ein Erfolg Ruhanis «undenkbar» und ein «tödlicher Schlag», zitierte die Zeitung «Times of Israel» den Nahost-Experten Ehud Jaari.

Der oberste Führer werde die Wahlergebnisse deshalb notfalls fälschen lassen, fügte Jaari den Angaben zufolge im israelischen Fernsehen hinzu.

Am Freitag waren rund 50 Millionen Iraner aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Wegen des unerwartet grossen Andrangs blieben die Wahllokale mehrere Stunden länger bis Mitternacht (Ortszeit) geöffnet.

(dap/sda)

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