Bürgerkrieg in Syrien

Obama will nicht einfach nur zuschauen, aber auch lieber einfach nichts unternehmen

publiziert: Freitag, 3. Mai 2013 / 14:31 Uhr
Obama: «Bevor ich Entscheidungen über Aktionen als Antwort auf den Einsatz chemischer Waffen treffe, muss ich sicher sein, dass ich alle Fakten kenne.»
Obama: «Bevor ich Entscheidungen über Aktionen als Antwort auf den Einsatz chemischer Waffen treffe, muss ich sicher sein, dass ich alle Fakten kenne.»

Zwei Jahre dauert der Bürgerkrieg in Syrien bereits und er hat sich zu einem Albtraum für das Land entwickelt. Jedoch scheut US-Präsident Barack Obama bisher davor zurück, militärisch in den Konflikt einzugreifen und das Blutbad zu beenden. Selbst seiner eigenen Warnung an Syrien, den Einsatz chemischer Waffen zu unterlassen, hat er bislang keinen Nachdruck verliehen.

6 Meldungen im Zusammenhang
«Wir haben die internationale Gemeinschaft organisiert, wir haben die höchste Summe für humanitäre Hilfe freigegeben und daran mitgewirkt, die Opposition zu stärken», sagte er diese Woche. «Wir stehen nicht einfach daneben und schauen zu.»

Offiziell haben die USA die syrischen Rebellen mit «nicht tödlichem» technischem Gerät unterstützt. Doch betrachtet man das grosse Ganze, stellt sich die Lage etwas komplizierter dar.

Zahlreichen Berichten zufolge transportieren Saudi-Arabien und Katar, zwei Verbündete der USA, mithilfe Amerikas Flugzeugladungen voller Waffen. Gegenüber CNN sagten Rebellen ausserdem, dass die USA in Jordanien heimliche Waffentrainings organisiert. Washington hingegen behauptet, das US-Militär sei daran nicht beteiligt.

Von den Amerikanern enttäuscht

Doch viele Syrer und Amerikaner sind enttäuscht, dass die USA selbst nach dem Tod von mehr als 70'000 Menschen bislang nicht entschiedener gegen Baschar al-Assad vorgegangen sind.

Obama hatte im August den Einsatz oder den Transport chemischer Waffen als «rote Linie» bezeichnet und Syrien Konsequenzen angedroht, sollte das Land diese Linie überschreiten. Inzwischen sagen selbst hochrangige US-Beamte, dass es Hinweise auf den Einsatz chemischer Waffen gebe. Das Weisse Haus teilte den Abgeordneten in einem Schreiben mit, dass verschiedene Geheimdienste zu folgendem Ergebnis kommen: «Mit unterschiedlichen Graden an Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass das syrische Regime chemische Waffen in einem kleinen Massstab in Syrien eingesetzt hat, im Besonderen das Gift Sarin.»

Obama betonte jedoch, dass diese unsichere Informationslage nicht ausreichend sei. «Bevor ich Entscheidungen über die nationale Sicherheit Amerikas und weitergehende Aktionen als Antwort auf den Einsatz chemischer Waffen treffe, muss ich sicher sein, dass ich alle Fakten kenne.» Doch der Präsident erwartet vielleicht zu viel. Alle Fakten aus einem Kriegsgebiet zu erhalten, in einem feindlich gesinnten souveränen Staat, ist nicht gerade einfach. Die Vereinten Nationen wurden bei ihren Bemühungen, eine unabhängige Untersuchung durchzuführen, bislang stark behindert.

Senator McCain nicht überrascht

Senator John McCain, ein bekannter Republikaner mit Fokus auf Militärangelegenheiten, der einst Obamas Kontrahent bei der Präsidentschaftswahl war, besteht auf eine deutlichere Reaktion Amerikas. Obamas Position bezeichnete er als «enttäuschend, aber nicht überraschend». «Der Präsident will sich seit Jahren nicht in den Syrienkonflikt einmischen», so McCain.

Und damit steht der Präsident nicht alleine da. Amerika führte fast neun Jahre Krieg im Irak4 und hat nach wie vor 66'000 Soldaten in Afghanistan5 stationiert − mehr als zehn Jahr nach Kriegsbeginn. Den Amerikanern steht der Sinn keineswegs nach neuen Abenteuern im Ausland. Laut einer neuen Umfrage der New York Times und des Senders CBS News glauben 62 Prozent der Befragten, die USA stehen nicht in der Verantwortung in Syrien einzugreifen. Nur 24 Prozent sind der Ansicht, dass Washington die Pflicht habe, dort militärisch zu intervenieren. Das ist zwar keine Randgruppe, aber doch nicht genug, um einen Präsidenten das sichere Gefühl zu geben, in einem fernen Konflikt etwas unternehmen zu müssen.

Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass der Präsident − ebenso wie viele Amerikaner − vom Blutvergiessen in Syrien nicht erschüttert sei. Aber es gibt auch keinen Grund zur Annahme, dass er in absehbarer Zukunft mehr unternehmen wird.

Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.

(Kolumne von Jonathan Mann/CNN-News)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die USA wollen ihre Unterstützung der Rebellen ausweiten.
Washington - Die US-Regierung hat keinen Zweifel mehr am Einsatz chemischer Waffen im syrischen Bürgerkrieg. Das erklärte der stellvertretende Sicherheitsberater des Weissen ... mehr lesen
Moskau - US-Aussenminister John Kerry hat in Moskau mit Kremlchef Wladimir Putin ... mehr lesen
US-Aussenminster John Kerry heute mit Wladimir Putin und Sergej Lawrow im Kreml.
US-Senator Robert Menendez fordert die Unterstützung der Rebellen mit Waffen.
Washington - Der demokratische ... mehr lesen
Damaskus - Regierungstruppen sollen in einem Dorf in der syrischen Provinz Tartus ... mehr lesen
Regierungstruppen sollen in einem Dorf in der syrischen Provinz Tartus mindestens 150 Menschen massakriert haben.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die Gefechte hätten sich am Fusse des Berges Kasiun in Damaskus ereignet, verlautete aus Oppositionskreisen.
Amman - In der Nähe einer mutmasslichen Chemiewaffenanlage bei Damaskus ist es am Sonntag nach Angaben von Oppositionellen zu Kämpfen mit Regierungstruppen gekommen. Die ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, ...
US-Wahlen  Noch ist absolut nichts sicher, doch es ist mittlerweile eine absolut realistische und alarmierende Möglichkeit geworden: was hat die Welt zu erwarten, falls Donald Trump wirklich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden sollte? mehr lesen 
US-Wahlen  Ist Donald Trump der geeignete Mann, Amerika vor dem IS zu beschützen? Oder ist er vielmehr genau der Kandidat, den sich die Extremisten im Weissen Haus wünschen würden? mehr lesen  
Ben Carson ist im Rennen .
US-Wahlen  Die Geschichte wiederholt sich - und manchmal tut sie das sogar sehr schnell. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt gewitterhaft
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 12°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 8°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten