Ökosünder in grünem Gewand

publiziert: Montag, 21. Aug 2006 / 10:30 Uhr

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Die Top-Ten überraschen nicht wirklich. Als der VCD in der vergangenen Woche die Liste der umweltfreundlichsten Autos des Jahres 2006 vorstellte, standen an deren Spitze die zwei Hybridmodelle von Honda und Toyota, gefolgt von Kompaktwagen von drei fast baugleichen Kleinstwagen. Insofern keine Überraschung. Diese Liste wird jeweils vom VCS übernommen.

Eine amerikanische Studie hingegen kommt auf ganz andere Resultate. Dort siegt ein Jeep Wrangler, ein Geländewagen, vor dem Chevrolet Tracker, einem weiteren Off-Roader und dem Toyota Yaris.

OK, wird sich da nun mancher sagen, die Amis haben, was Autos angeht, eben eine Schraube locker. Oder zwei. Doch vor so einem Urteil sollte man mal kurz die Bewertungskriterien betrachten.

Bei der Bewertung des VCD geht es um den Verbrauch, um den Schadstoffausstoss und um den Lärm, den das Auto erzeugt. Durchaus logisch, mag man nun sagen, sind dies doch die umweltrelevanten Punkte, die einem als erstes einfallen, wenn man von Autos redet.

Das Resultat der US-Studie hingegen geht von einem Ansatz aus, der uns ach so ganzheitlich denkende Europäer beschämen sollte. Die amerikanische Studie anerkennt nämlich, dass neue Autos nicht einfach vom Himmel fallen und die alten auch nicht vom Boden verschluckt werden, wenn man sie nicht mehr braucht. Stattdessen wird von einer 'lifetime energy usage' ausgegangen - der Energie die für ein Auto vom Bau der Fabrik, über die Fertigung und den Betrieb bis zu seiner Verschrottung aufgewendet werden muss.

Werden diese Punkte alle berücksichtigt, sieht es für High-Tech-Mobile auf einmal schlecht aus. Die Komplexität der Technik in Hybrid-Autos, der Ersatz der Batterien, komplexe Antriebssysteme, die leichten Composite-Werkstoffe und die viel aufwändigere Entsorgung tragen dazu bei, dass ein herkömlicher Honda Civic am Ende seines Autolebens energietechnisch besser da steht, als sein sparsamer Hybrid-Bruder.

Was im ersten Moment absurd erscheinen mag, wird bei der näheren Betrachtung von Fertigungsabläufen durchaus logisch. Jede zusätzliche Komponente erfordert zusätzliche Maschinen, die auch gefertigt werden müssen. High-Tech Werkstoffe verlangen Rohstoffe, die nur sehr schwer gefördert und mit grossem Aufwand verarbeitet werden müssen – alles Faktoren, die den Energieverbrauch nach oben treiben. Ein 'primitives' Auto - mit einem einfachen Motor und wenigen unterschiedlichen Werkstoffen - braucht während des Betriebes zwar mehr Energie, aber es benötigte in der Entwicklung und erst recht, wenn es entsorgt wird, viel weniger. Der Stahl geht ohne Probleme in das Recycling und die wenigen Fremdstoffe könnten allenfalls thermisch in einer Fernwärmeanlage verwertet werden.

Ein modernes Auto hingegen besteht aus einem Verbund vieler verschiedener Werkstoffe, mit modernsten Verfahren miteinander verbunden. Aluminium, Stahl, Titan, Kohlefaserverbundwerkstoffe und normale Kunststoffe. Allein die Trennung dieser Materialien verschlingt Unmengen an Energie und belastet so die Umwelt, wenn das Auto schon nicht mehr fährt.

Wenn man von der echten Ökobilanz ausgeht, führt scheinbar kein Weg um möglichst einfache 'Low-Tech'-Fahrzeuge herum, selbst wenn die einen teurer zu stehen kommen, als neueste High-Tech-Sprit-Verachter.

Diese absurde Situation ergibt sich bei uns vor allem aus der Tatsache, dass nur der Energieverbrauch während des Betriebs vom Staat hoch besteuert wird, während jener zuvor und danach scheinbar nicht existiert.

Beim Staat ist diese Blindheit noch nachvollziehbar, geht es hier doch vor allem um Steuereinnahmen. Dass aber Umweltschutzorganisationen die selben Scheuklappen tragen oder noch gar nicht realisiert haben, wie eine umfassende Ökobilanz eines Autos auszusehen hätte, macht einen hingegen nachdenklich. Vor allem, wenn sie Ökosündern ein grünes Gewand überwerfen.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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