Ölpreis verteuert PET-Flaschen

«Wir passen unsere Preise am 1. Januar 2006 um einige Rappen an», sagte Nicolas Rouge, Generaldirektor des Getränkeherstellers Henniez, gegenüber der sda. Der Entscheid ist grösstenteils eine Folge des Preisanstiegs der PET-Rohlinge, aus denen die Flaschen hergestellt werden. Die Rohlinge haben sich seit Oktober 2004 um 15 Prozent verteuert.

Bei Nestlé Waters haben die Preiserhöhungen gemäss einem Nestlé-Sprecher auf einigen Märkten bereits stattgefunden. Nestlé besitzt 77 Mineralwasser-Marken. «Der Einfluss des Ölpreises ist nicht neutral», so der Sprecher. Keine Preiserhöhungen hat bisher der Getränkehersteller Coca-Cola vorgesehen. Man beobachte, sagte Pia Lehmann, Sprecherin von Coca-Cola Schweiz.

Innerhalb von anderthalb Jahren hat sich der Rohölpreis mehr als verdoppelt, von 30 Dollar Anfang 2004 auf mehr als 70 Dollar nach dem Hurrikan Katrina. In den letzten Tagen ist er auf 60 Dollar gefallen.

Flaschen leichter machen

Die Unternehmen gehen nicht davon aus, dass der Preis je Fass Rohöl jemals wieder unter den Stand von Anfang 2004 fallen wird. Angesichts dieser Preishausse wird versucht, die Produktion zu verbessern.

Bei Seba Aproz, dem Mineralwasser-Lieferanten von Migros, hätten die Produktivitätsgewinne die Preishausse kompensieren können, sagte Migros-Sprecherin Monika Weibel.

Nestlé Waters habe Initiativen gestartet, um den Einfluss des Ölpreises auf die Produktionskosten zu verkleinern, so der Mediensprecher. Beispielsweise werde das Gewicht der Flaschen reduziert.

Eine leere PET-Flasche zu 1,5 Liter für Mineralwasser wiegt ungefähr 30 Gramm, für Coca-Cola sind es 104 Gramm. Um ein Kilo PET (Polyäthylen-Terephthalat) zu erhalten, werden 1,9 Kilo Rohöl benötigt. Natürlich können PET-Flaschen aber aus Stabilitätsgründen nicht unbegrenzt dünner gemacht werden.

Operative Marge wird kleiner

Auch SIG, Herstellerin von Flaschen und Getränkekartons, will ihre Abhängigkeit vom Rohöl verringern. Bei Karton, der gut ein Fünftel Polyäthylen enthält, sei die operative Marge im ersten Halbjahr 2005 um drei Prozentpunkte gesunken, sagte Kommunikationschef Thomas Werder.

Bei SIG sind Bestrebungen im Gang, den Polyäthylen-Anteil bei den Getränkekartons zu reduzieren. «Wenn es uns gelingt, den Anteil um ein Drittel zu reduzieren, gewinnen wir bereits viel», sagte Werder.

Trotz dieser technischen Verbesserungen will SIG versuchen, die Preise im nächsten Jahr anzuheben - wenn die Kunden dies akzeptieren. Beim Konkurrenten Tetra Pak könnte dies ebenfalls geschehen, wie dessen Sprecherin Jacqueline Bugnon sagte.

Stabile Verkaufspreise

Am Ende der Kette stehen die Konsumenten. Bisher haben die grossen Detailhändler Coop und Migros die Preise für Getränke in PET-Flaschen oder Kartons nicht erhöht.

Bei Coop will man sich auf keine Spekulation einlassen, ob dies einmal der Fall sein wird. Migros sieht eine Preiserhöhung angesichts des starken Wettbewerbs als kontraproduktiv an.

(Julien Steiner/sda)