Olympische Spiele: 1 Jahr vor Olympiabeginn in Athen

publiziert: Montag, 11. Aug 2003 / 13:23 Uhr

108 Jahre werden seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit verstrichen sein, wenn die Athleten aus aller Welt sich vom 13. bis zum 29. August 2004 in Athen versammeln - zum zweiten Mal nach 1896 im Geburtsland der Spiele.

Immer noch Baustelle: Olympisches Dorf in Athen.
Immer noch Baustelle: Olympisches Dorf in Athen.
Ob sie zum Traum oder Trauma werden, scheint 12 Monate zuvor völlig offen. Gianna Daskalakis-Angelopoulos, die agile Milliardärsgattin und Präsidentin des Athener Organisationskomitees (ATHOC 2004), zweifelt trotz teils massiver Kritik an den Vorbereitungen keinen Augenblick am grossen Erfolg: "Griechenland wird sich als Land mit modernem Gesicht darstellen, das einzigartige Spiele veranstalten wird."

Die Olympiatests dieser Tage sprechen allerdings eine andere Sprache und offenbarten erschreckende infrastrukturelle Mängel. Bleibt zu hoffen, dass die misslungene Hauptprobe die Verantwortlichen aufgerüttelt hat - dann wars ein gutes Omen für die Hauptvorstellung...

Die Hauptstadt Athen gleicht im August 2003 noch einer Grossbaustelle. Verwundert erinnert sich der Beobachter in diesen Tagen daran, dass es bei der Vergabe der Spiele im Jahr 1997 von griechischer Seite hiess, 75 Prozent der Sportstätten stünden schon bereit. Inzwischen mussten zahlreiche Testwettbewerbe verschoben und einige sogar abgesagt werden.

Am 5. Mai konnte zumindest das internationale Fernsehzentrum (IBC) von Premierminister Kostas Simitis eingeweiht werden. Von September bis April will der sozialistische Regierungschef weitere 30 Olympia- und Infrastrukturprojekte freigeben. Simitis hofft, spätestens im Mai 2004 bei den anstehenden Parlamentswahlen die Ernte für die beispiellose Kraftanstrengung einzufahren.

Die Schauplätze

Streng genommen liegen nur das Panathinaikos-Stadion, der ehrwürdige Austragungsort der 1. Spiele der Neuzeit, sowie die Wettkampfstätten für Modernen Fünfkampf und Badminton im eigentlichen Stadtgebiet der Vier-Millionen-Metropole Athen.

Im Panathinaikos-Stadion treten die Bogenschützen auf, vor allem aber endet hier der Marathonlauf. Rund 25 Kilometer nordwestlich des Zentrums mit Akropolis, Verfassungsplatz ("Syntagma") und Platz der Eintracht ("Omonia") befindet sich das olympische Dorf. Unweit davon werden die Mountainbiker (Parnitha-Berg) sowie Judoka und Ringer (im Vorort Ano Liossia) um Medaillen kämpfen.

Das Herz der Spiele wird auf dem Gelände des Olympiastadions (OAKA) 10 km nördlich der Stadtmitte schlagen, im Vorort Maroussi. Hier konzentriert sich die Mehrzahl aller Wettbewerbe mit Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Basketball, Bahnradsport und Tennis. Nicht weit ist es auch zu Tischtennis und Rhythmischer Sportgymnastik in der neuen Galatsi-Halle.

In der Hafenstadt Piräus rund 10 km südlich des Heiligen Felsens Akropolis befindet sich das Stadion des Friedens und der Freundschaft (SEF), in dem die Volleyballspiele stattfinden. Im nahe gelegenen Küstenvorort Faliron liegt das Olympic Sports Centre (FOSC) mit neu errichteten Anlagen für Beach-Volleyball, Taekwondo und Handball.

Westlich von Piräus und dem Athener Zentrum entstehen in den Vororten Nikäa und Peristeri die Hallen für Gewichtheben und Boxen. 8 Kilometer östlich von Piräus wächst an der Saronischen Küste das Hellenikon Olympic Sport Centre (HOSC).

Auf dem Gelände des alten Athener Flughafens werden neue Anlagen für Handball (Finalrunde), Basketball (Vorrunde), Fechten, Base- und Softball, Hockey sowie Kanu-Slalom gebaut. Einen Steinwurf vom HOSC entfernt befindet sich auch das Segel- und Surfzentrum Aghios Kosmas.

25 km östlich des Zentrums werden die Olympia-Besucher auf dem hypermodernen Airport "Eleftherios Venizelos" eintreffen. Unweit davon erstrecken sich die weitläufigen Anlagen für Schützen und Reiter. Rund 40 km sind es von hier aus nach Norden in die Nähe von Marathon. Die dortige Regattabahn für Rudern und Kanu ist fast komplett fertiggestellt.

Karten weg wie warme Weggli

Reissenden Absatz finden die Olympia-Tickets. In der ersten Verkaufsphase vom 12. Mai bis 12. Juni gingen statt der erwarteten 300´000 insgesamt 591´112 Bestellungen beim ATHOC ein; vergeben wurden bisher 473´222 Billette. Die Gesamtzahl der verfügbaren Tickets beläuft sich auf 5,3 Millionen. Davon erhalten Sponsoren und Olympia-Vertragspartner 2,3 Mio.

Für die Eröffnungsfeier sind nur noch Karten der zweiten Preiskategorie von 750 Euro zu haben, vergriffen sind Kategorie I (950 Euro), III (350) sowie IV (100). Als ausverkauft gilt auch die 1. Preisklasse (300 Euro) für alle Basketball-Spiele. Die zweite Verkaufsphase beginnt am 1. Oktober 2003. Detaillierte Ticket-Infos sind über die Web-Site www.athens2004.com in Erfahrung zu bringen.

Problem Unterkünfte

Oberste Priorität für alle Olympia-Besucher sollte darin bestehen, sich rechtzeitig eine Unterkunft zu suchen. Das Gros der Hotels aller Kategorien hat 80 bis 90 Prozent der Kapazitäten an das ATHOC 2004 abgetreten. Selbst gut betuchte Interessenten finden in Athener Luxus-Herbergen nur noch schwerlich ein freies Zimmer, auch wenn sie Übernachtungspreise von mehr als 400 Euro pro Person akzeptieren wollen.

Sogar für Caravan-Liebhaber wird es nicht leicht, weil in überschaubarer Distanz zu den Olympia-Stätten nach derzeitigem Stand nur ein einziger Camping-Platz im westlichen Stadtteil Haidari angeboten wird.

Eine andere Möglichkeit könnten Privatunterkünfte sein. Doch zurzeit ist das unter Regie des ATHOC stehende Programm wegen (zu?) strenger Auflagen erheblich ins Stocken geraten. Eine exklusive Wohn-Alternative stellen acht der insgesamt zwölf Nobel-Kreuzfahrtschiffe dar, die während der Sommerspiele in Piräus vor Anker gehen dürfen. Die Auswahl reicht vom Flaggschiff, der 345 m langen und 80 m hohen "Queen Mary II" (5 Sterne), bis zur "Olympia Countess" (3 Sterne).

In der mittleren Preisklasse wie auf der "Rotterdam" (4 Sterne) kann man für vier Tage schon ab 1800 Euro nächtigen - natürlich nur in einer Innenkabine und pro Person. Aussen sind für diesen Zeitraum 2240 Euro fällig, in einer Suite 5640. Dagegen winken auf der "Olympia Countess" Schnäppchenpreise: pro Tag und Person 230 Euro innen, 285 aussen, 545 in der Suite.

Die Transport-Frage

Hat sich der Olympia-Fan Unterkunft und Tickets gesichert, muss er sich nur noch auf den Weg zu den Wettkampfstätten machen. Bitte nicht im eigenen Wagen. Parkplätze sind schon jetzt kaum zu finden, Taxis dagegen reichlich vorhanden und sehr preiswert. Über dem Transport für die Zuschauer hängt trotzdem eines der grössten Fragezeichen.

Die Pläne sind da, aber die Zeit ist knapp. Die Metro befindet sich noch im Ausbau, das Strassenbahnnetz soll im Mai 2004 fertig werden, die Vorstadtbahn erst wenige Wochen vor Beginn der Spiele. Die Hauptlast dürfte auf Shuttle-Bussen liegen, für die "Olympiaspuren" freigehalten werden sollen. Was nicht ganz einfach sein wird...

Wer nicht für jeden Tag eine Karte ergattert hat, muss nicht traurig sein. Athen bietet weit mehr als Olympische Spiele. Wer dem unvermeidlichen Gedränge an sportlichen oder antiken Stätten zeitweise entgehen will, dem sei ein Abstecher in die vier übrigen Fussball-Olympiastädte Saloniki, Volos, Patras und Heraklion empfohlen.

Tests: Zu viel Wind, zu wenig Helfer, kein Wasser

Zu viel Wind, zu wenig Helfer und kein Wasser: Der erste olympische Testlauf für Athen 2004 zeitigte ein bedenkliches Ergebnis. "Solche Ereignisse dürfen sich nicht wiederholen", sagte Marton Simicek, Manager beim Organisationskomitee ATHOC.

Die weltbesten Nachwuchsruderer, die ihre Titelkämpfe auf der Regattabahn von Schinias austrugen, bekamen die Defizite besonders hautnah zu spüren. Permanente Nordwinde wirbelten den Zeitplan gewaltig durcheinander.

Ein Wettfahrttag fiel komplett aus, an einem anderen Tag wurden die Athleten schon um 6.30 Uhr auf die Strecke geschickt. Und wenn man den Prognosen der Meteorologen glauben darf, werden sich die klimatischen Verhältnisse in zwölf Monaten wahrscheinlich wiederholen.

Fast noch dramatischer war eine Salmonellen-Verseuchung im Hotel der Deutschen, die bei den jungen Ruderern zu ernsten Erkrankungen führte und eine vorzeitige Abreise erzwang. Nachdem auch bei einer Nachkontrolle Hygieneprobleme in der Hotelküche nicht behoben werden konnten, wurde der Restaurantbetrieb bis auf weiteres verboten.

Bei den vorolympischen Wettbewerben im Bogenschiessen waren sogar Leib und Leben von Athleten und Zuschauern gefährdet. Ein Baukran geriet auf der Anlage ins Rutschen, die Beteiligten kamen jedoch mit dem Schrecken davon. Mit tatkräftiger Hilfe im Ernstfall wäre im Übrigen nicht zu rechnen gewesen.

Jeder vierte freiwillige Helfer, so eine interne ATHOC-Statistik, hatte in den vergangenen Tagen vorzeitig seinen Posten verlassen, um noch rechtzeitig mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Heimreise antreten zu können.

Unter dieser personellen Unterbesetzung hatten Sportler aus Südkorea und der Ukraine besonders zu leiden. Entgegen einer Absprache wurden beide Delegationen nicht vom Athener Flughafen "Eleftherios Venizelos" abgeholt und irrten daraufhin orientierungslos in der Olympiastadt umher.

Heikel scheinen auch die Testwettkämpfe im Reiten (ab Dienstag) und Segeln (ab Donnerstag) zu werden. Bis zum Wochenende fiel die Wasserversorgung auf der Reitanlage immer wieder aus. Die Segler fürchten die extrem wechselnden Winde, die bei ersten Proberegatten im vergangenen Jahr zu kuriosen Regattaergebnissen führten.

(Si/sid/Reuters/Si)

 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 7°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 7°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Bern 6°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Luzern 8°C 13°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 10°C 15°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten