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Olympische Winterspiele 2010 an Vancouver

publiziert: Mittwoch, 2. Jul 2003 / 20:20 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 3. Jul 2003 / 13:48 Uhr

Die Hafenstadt Vancouver ist der grosse Sieger, Salzburg der grosse Verlierer im Dreikampf um die 21. Olympischen Winterspiele. Die 115. IOC-Session kürte in Prag den kanadischen Favoriten zum Austragungsort der Spiele 2010.

Die Hafenstadt Vancouver ist der grosse Sieger.
Die Hafenstadt Vancouver ist der grosse Sieger.
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Überraschend und ehrenvoll auf dem zweiten Platz landete die Kandidatur Pyeongchang (SKor). Kanada ist damit nach Calgary 1988 zum zweiten Mal Schauplatz des bedeutendsten Wintersport-Ereignisses und zusammen mit den Sommerspielen in Montreal 1976 zum dritten Mal Olympia-Gastgeber.

Vancouver ging aus ursprünglich acht offiziellen Kandidaten als Sieger hervor -- darunter auch "Berne 2010", dessen Hoffnungen am 22. September 2002 in einer Volksabstimmung kläglich gescheitert waren. Zuvor hatte sich Bern im Schweizer Sportparlament gegen Davos/Zürich durchgesetzt.

Die Entscheidung fiel in einer dramatischen Wahl in Prag im zweiten Durchgang, in dem sich Vancouver unerwartet knapp mit 56:53 Stimmen gegen Pyeongchang durchsetzte. Salzburg war mit 16 Stimmen überraschenderweise bereits in der ersten Runde gescheitert, in dem die IOC-Mitglieder mit 51 Voten sensationell mehr Stimmen an Pyeongchang verteilten als an Vancouver (40).

IOC-Präsident Jacques Rogge präsentierte das Ergebnis, das vom Schweizer IOC-Mitglied Me Denis Oswald als Chef des Wahlkollegiums vorbereitet worden war, um 17.42 Uhr im Kongress-Saal des Prager Hilton-Hotels. Der belgische IOC-Präsident löste bei der Verkündung des Siegers lauten Jubel bei der von Premierminister Jean Chrétien angeführten kanadischen Abordnung aus. Tiefe Betroffenheit herrschte bei der 300-köpfigen Delegation aus Österreich.

Mit Salzburg, das vom Kitzbühel- Einwohner und Fussball-Kaiser Franz Beckenbauer (zum Ärger der deutschen Olympiakandidatur Leipzig für 2012) vergeblich unterstützt worden war, scheiterte nach Graz (2002) und Klagenfurt (2006) die dritte Bewerbung Österreichs hintereinander. So bleibt es bei der zweimaligen Gastgeberrolle von Innsbruck (1964, 1976). Bei einem Sieg Salzburgs wären die Bob- und Schlittelwettbewerbe in Königssee (De) und die Abfahrt in Kitzbühel auf der Streif ausgetragen worden.

Gegen Salzburgs hochklassige Bewerbung, die besonders die Kultur mit einbezog, hat sich der "Europa-Faktor" mit voller Wucht gewandt. Zum einen finden bereits die Winterspiele 2006 in Turin und damit in Europa statt. Zum anderen haben eine ganze Reihe europäischer Olympier die Nicht-Europa-Kandidaten gewählt, um die Chancen des alten Kontinents auf die Sommerspiele 2012 zu verstärken.

So haben bei der Prager Wahl von Vancouver auch die starken europäischen Sommer-Bewerber für 2012 wie Paris, London, Moskau, Madrid und Leipzig mit gesiegt. Umgekehrt sind New Yorks Aussichten gesunken, obwohl mit Toronto ein potenzieller starker Kandidat wegfällt. Toronto hätte sich bei einer Niederlage von Vancouver in die Phalanx der neun Kandidaten für 2012 eingereiht.

Mit Vancouver setzte sich jene Stadt durch, die von den IOC- Prüfern die besten Noten erhalten hatte. "Sie bietet für die Athleten die besten Voraussetzungen", heisst es im Evaluationsbericht. Die Wettbewerbe auf Eis sollen in der 500 000-Einwohnerstadt am Pazifik ausgetragen werden, die Ski-Konkurrenzen im 125 km entfernten Whistler. Wegen der Entfernung, die in der Bewerbung den einzigen kritischen Punkt bildete, wird es zwei olympische Dörfer geben. Vancouver will die Spiele für 874 Millionen US-Dollar organisieren und 845 Millionen in die Infrastruktur stecken.

Als besonderer Trumpf für Vancouver erwies sich Kanadas Eishockey-Heros Wayne Gretzky, der ein eindrucksvolles Plädoyer für sein Land hielt: "Vertrauen Sie uns die Spiele an, und wir versprechen, dass Sie stolz sein werden." Gretzky stach damit in einem indirekten Duell Salzburgs Ski-Herminator Hermann Maier aus, dessen "Traum, die Spiele nach Salzburg zu holen", unerfüllt blieb.

"Ich bin wirklich sehr getroffen, denn die Bewerbung war gut", sagte Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Er hatte ebenso wie Kanadas Premier Chrétien und Südkoreas Regierungschef Gun Goh bei der jeweils 45-minütigen letzten Präsentation vor den IOC- Mitgliedern uneingeschränkte Garantien seiner Regierung für die Spiele gegeben. Chrétien versprach: "Wir werden die Winterspiele voll finanzieren." Schüssel gab eine "100-prozentige Garantie ab, das schliesst das Finanzielle mit ein", und Gun Goh sagte eine "starke und feste Unterstützung" zu und kündigte ein entsprechendes Olympiagesetz an.

Salzburg hatte bei der Präsentation vor allem mit Mozart und Maier geworben, Pyeongchang auf die politische Karte gesetzt. Doch am Ende siegte Vancouvers Vision von den "Spielen zwischen Meer und Himmel".

Kommentar: Potenzial und Hoffnungen

Nicht die Wahl Vancouvers bildete die Überraschung bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2010. Ein starkes Konzept, die 2,2 Milliarden US-Dollar teuren Fernsehrechte, die sich die US-Kette NBC gesichert hatte, und der Wunsch vieler Europäer nach Sommerspielen 2012 gaben für die attraktive kanadische Stadt am Pazifik den Ausschlag.

Überraschend erschien, dass Salzburg in die Rolle des vermeintlichen krassen Aussenseiters Pyeongchang schlüpfen musste. Dazu trug das Verhalten der Europäer bei, welche die Chancen für Sommerolympia 2012 intakt halten wollten und daher die Spiele 2010 von Europa weg schoben. Aber es wurde noch etwas Anderes sichtbar: Ähnlich den noch nicht erschlossenen wirtschaftlichen Möglichkeiten Chinas schlummert in Südkorea ein schlafendes Wintersport-Potenzial, dem mit Olympia Leben eingehaucht werden könnte.

Pyeongchong als Veranstalter der Winterspiele 2014? Durchaus denkbar. Trotzdem soll dies mögliche valable Schweizer Kandidaten nicht abhalten, sich erneut für 2014 ins Rennen zu begeben. Aber mit besseren Karten als Bern und Davos für 2010. Und mit weniger Naivität als Sion 2006. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden -- von Swiss Olympic und allen Schweizer IOC-Mitgliedern.

Peter A. Frei

Reaktionen

Gian-Franco Kasper (Schweizer IOC-Mitglied und Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS): "Für mich war es überraschend, dass die Koreaner fast schon im ersten Wahlgang gewonnen hätten. Das war ja so knapp, dass war am Ende fast schon ein Zufallsentscheid. Die Präsentation hat für den zweiten Wahlgang eine grosse Rolle gespielt. Vancouver war perfekt. Mein Verband hätte aber mit allen drei Bewerbern gut leben können."

Jean Chrétien (Kanadischer Premierminister): "Ich bin sicher, dass die Spiele 2010 aussergewöhnlich werden. Es war schon eine sehr nervenaufreibende Angelegenheit, zwischendurch hat sogar jemand vekündet, die Koreaner hätten gewonnen."

Ro-myung Gong (Präsident des OK von Pyeongchang): "Wir haben unser Bestes getan und sind bitter enttäuscht. 2012 war der entscheidende Faktor, der gegen uns gesprochen hat. Ich bin nicht überrascht über den Ausgang, einfach nur unglücklich."

Thomas Bach (Deutscher IOC-Vizepräsident): "Der Sieg Vancouvers hat die Chancen Europas und damit auch Leipzigs für 2012 sicher nicht geschmälert. Pyeongchang kann für Leipzig ein Beispiel sein, bei seiner Kandidatur ganz auf die eigenen Vorzüge zu setzen und sich als Alternative anzubieten. Das ist den Südkoreanern hervorragend gelungen, sie haben ihre Bewerbung mit grosser Wärme vorgetragen. Vancouver war nach dem Bericht der IOC-Evaluierung eine logische Wahl. Sie haben die besten Bedingungen für die Athleten geboten. Der Erfolg der Kanadier überrascht mich nicht, die Reihenfolge auch nicht, das knappe Ergebnis schon."

Un Yong Kim (Südkoreanisches IOC-Mitglied): "Durch diese Wahl sind die Chancen von New York 2012 gesunken. Das haben einige IOC-Mitglieder wohl gewollt. Korea hat eine extrem grosse Power gezeigt."

Franz Beckenbauer: "Das war keine rationale, sondern eine irrationale Entscheidung. Hier wurde nicht für die Winterspiele 2010, sondern für die Sommerspiele 2012 entschieden. Die Europäer haben mit Blick auf 2012 für Vancouver gestimmt, deswegen ist die Wahl so ausgefallen. Salzburg braucht sich keine Vorwürfe zu machen."

Hermann Maier (Ski-Doppel-Olympiasieger von 1998): "Wir haben gewusst, dass es ein ganz knappes Rennen wird. Aber dass wir so früh ausscheiden, ist für mich total überraschend.

Franz Klammer (Ski-Abfahrts-Olympiasieger von 1976): "Wir sind gleich am ersten Tor eingefadelt."

Stephan Eberharter (Österreichischer Riesenslalom-Olympiasieger 2002): "Das ist enttäuschend für Salzburg und Österreich. Wahrscheinlich haben geographische Aspekte den Ausschlag gegeben, was nach 2010 passiert. Es haben viele Sachen eine Rolle gespielt, die nicht für Salzburg gelaufen sind. Die Bewerbung war sensationell, ich habe den Film gesehen. Man soll es unbedingt wieder versuchen. Es gibt keine bessere Werbung für Österreich und die Region, die Olympia ausrichtet."

Susi Erdmann (De/mehrfache Schlittel-Weltmeisterin): "Ich bin ziemlich entsetzt. Salzburg hatte das kompakteste Programm angeboten. Ich kann es nicht nachvollziehen. Das wären Top-Spiele gewesen. Dass man gleich im ersten Durchgang durchfliegt, hätte ich nicht gedacht. Man darf nicht aufgeben und sollte sich nochmal bewerben."

(bert/Si)

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