Orgien der Gewalt

Im Westen wird Asien traditionell als friedlicher Kontinent wahrgenommen. Grund: Buddhismus und Hinduismus. Der Eindruck trügt. Die asiatischen Religionen sind kaum friedfertiger und toleranter als etwa die monotheistischen Religionen Christentum und Islam.
Unter den Khmer Rouges sind in Kambodscha zwischen 1975 und 1978 rund zwei Millionen Menschen, ein Viertel der Bevölkerung, umgebracht worden. Wie ist Völkermord in einem zutiefst buddhistischen Land möglich? In Sri Lanka hat in dem vor wenigen Jahren beendeten Bürgerkrieg die buddhistische, singhalesische Mehrheit die tamilische hinduistische Minderheit grausam verfolgt. Noch heute sind die tamilischen Hindus Bürger zweiter Klasse.
In Myanmar hetzen seit 2012 auf dem Internet und in Flugblättern buddhistische Mönche gegen die verschwindend kleine Minderheit von Moslems, angeführt vom Mönch Ashin Wirathu aus der Mönchsstadt und Wirtschaftsmetropole Mandalay. Pogromartige Ausschreitung sind die Folge. Auch innerhalb des friedlich verklärten Buddhismus tibetischer Richtung ist es immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen, Mord und Totschlag eingeschlossen. Zu den Vorkommnissen in Burma meinte das weltberühmte buddhistische Gewissen, der Dalai Lama tadelnd: «Eigentlich ist das Töten von Menschen im Namen unserer Religion undenkbar. Aber jetzt lassen sich sogar Buddhisten dazu verleiten». Myanmars buddhistische Demokratie-Ikone und Friedens-Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schweigt.
Religion allein freilich muss nicht zu Gewalt führen. Anderes kommt hinzu. Politik zumal, immer wieder auch wirtschaftliche und soziale Krisen und Spannungen. Das erst erzeugt die sprengende, Gewalt erzeugende Kraft. Das Phänomen Gewalt muss also auch in Asien in einem umfassenden Zusammenhang gesehen werden.
Wie Indien veranschaulicht, spielt Politik gepaart mit religiösem Fanatismus und sozio-ökonomischen Problemen damals wie heute die entscheidende Rolle. Im Bundesstaat Punjab entzündete sich 1984 ein Konflikt zwischen militanten (reichen) Sikhs und (armen) Hindus. Die Armee stürmte den Goldenen Tempel in Amritsar, das zentrale Heiligtum der Sikhs. Es kam zu einem Blutbad. Wenige Monate später wurde Premierministerin Indira Gandhi von zwei Sikh-Leibwächtern ermordet. 1992 marschierten weit über 100'000 Hindus, aufgehetzt von den wichtigsten fundamental-hinduistischen Organisationen, auf die nordindische Stadt Ayodhya und zerstörten die Babri-Moschee. Danach kamen bei Unruhen mehrere hundert Menschen ums Leben.
Oder: Ministerpräsident Narendra Modi von der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya Janata Partei ist zwar ein wirtschaftlich erfolgreicher Politiker, doch verdankt er seine gesamte politische Karriere dem in Indien populären fundamentalistischen Hinduismus. Zu seiner Zeit als Regierungschef des Bundesstaates Gujarat kam es im Jahre 2002 nach einem Anschlag auf einen Zug mit hinduistischen Pilgern zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus. Fast 800 Moslems und 250 Hindus starben. Vom Vorwurf, er trage eine Mitschuld am Pogrom, wurde Modi zwar freigesprochen. Doch seine Rolle bleibt bis auf den heutigen Tag undurchsichtig.
Gewalt und Intoleranz gibt es auch innerhalb der eigenen Reihen in Form des dem Hinduismus inhärenten Kastensystems. Nach der Verfassung spielen Kasten zwar keine Rolle mehr, doch im Alltag hat sich wenig verändert. Die Unberührbaren - die Dalits - beispielshalber tragen auch heute noch ein schweres Los. Selbst Mahatma Gandhi wird oft als Verteidiger des Kastensystems kritisiert. Die bekannte Schriftstellerin Arundhati Roy etwa schreibt, dass Gandhis Theorie der Gewaltlosigkeit aufgebaut sei auf einem «Fundament von dauernder, brutaler, extremer Gewalt - denn das ist das Kastensystem». Andere Inder widersprechen. Gandhi fühlte sich zwar während seines 20jährigen Aufenthalts in Südafrika als Inder den Schwarzen hoch überlegen und hat sie als «Kaffern» verbal verunglimpft, doch später hat er für die Dalits Menschenrechte eingefordert. Aus politischem Kalkül im Kampf für die Unabhängigkeit habe er, so Gandhis Verteidiger, nicht frontal das Kastensystem angegriffen. Gandhis Einstellung zum Kastensystem ist zumindest diffus. Kastengewalt und Diskriminierung jedenfalls sind in Indien noch heute allgegenwärtig.
Hinduismus und Buddhismus haben, wie der deutsche Religionswissenschafter Perry Schmidt-Leukel es formuliert, eine «lange, konfliktreiche und komplizierte Geschichte». Beide Religionen hätten sich gegenseitig stark beeinflusst, «doch die jeweils eigene Überlegenheit stand nie zur Diskussion». Wie bei den monotheistischen Religionen. Das gemeinsame Erbe hat nicht zur Verständigung sondern zu einer Verschärfung der Konflikte geführt. Der Buddhismus spielt heute im Ursprungsland Indien praktisch keine Rolle mehrt. Was die überlieferten religiösen Texte des Buddhismus und des Hinduismus betrifft, lässt sich die gleiche Feststellung machen wie bei den monotheistischen Religionen: Aus den Schriften lassen sich sowohl Gewalt fördernde als auch Gewalt verhindernde, ablehnende Stellen herauslesen und interpretieren.
Dem Buddhismus und Hinduismus gemeinsam ist bis in die neueste Zeit eine sozial eher konservative Haltung. Der Hindu, gefangen und blockiert im Kastensystem, hat von der Geburt an eine unveränderbare berufliche und soziale Stellung. Er und alle wissen das. Es gibt kein Entkommen. Rebellion ist undenkbar. Erst mit politischen Bewegungen und Krisen - dem Kampf für die Unabhängigkeit etwa oder heute der indisch-hinduistische Nationalismus - entsteht die explosive Brisanz. Wenn auch ohne Kastensystem sieht sich ein Buddhist in einem ähnlich unveränderbaren Lebensentwurf wie der Hindu. Die Wiedergeburt, die Reinkarnation stellt ihn an den unveränderbaren sozialen Platz. Ob arm oder reich, mächtig oder ohne Einfluss - mit viel Karma, d.h. guten Taten, kann er die Wiedergeburt zu seinem Vorteil wenden. Auch hier sind die Chancen für Auflehnung gering.
Seit 1989 gibt es allerdings ein internationales Netzwerk engagierter Buddhisten mit den Prinzipien Gewaltlosigkeit und Mitgefühl. Beteiligt sind prominente Mönche aus Vietnam, Japan, Thailand oder Kambodscha. Die Safran-Demonstrationen von 2007 in Myanmar wiederum haben gezeigt, dass eine junge Generation von Mönchen sich soziales und politisches Engagement nicht mehr vorenthalten lässt. Die regierenden, das Volk unterdrückenden Militärs dagegen, auch sie gläubige Buddhisten, unterhielten Klöster mit viel Geld in der Hoffnung auf gütige Reinkarnation.
In der Geschichte des Buddhismus, insbesondere der in Ostasien (China, Korea, Japan) verbreiteten Mahayana-Richtung, lassen sich sogar Mönchssoldaten belegen. In Japan waren seit dem 10. Jahrhundert Mönchs-Armeen im Dienste von Regionalfürsten keine Seltenheit. Auch die Kungfu-Mönche des Shaolin-Klosters in China sind mittlerweile weltberühmt. Ihre Kampfkunst datiert 1500 Jahre zurück. Selbst tibetische Mönche griffen in den 1950er-Jahren zur Waffe mit Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Erwähnt seien als weiteres Beispiel die Selbsttötungen tibetischer Mönche in den letzten Jahren als Protest gegen die chinesische Politik.
In Summa: Hinduismus und Buddhismus sind nicht mehr, aber auch nicht weniger gewalttätig als das Christentum oder der Islam. Religion und Gewalt sind ein extrem komplexes Feld, wo Nuancen und Schattierungen die Norm sind. Historische, politische und sozio-ökonomische Einflüsse gilt es zu berücksichtigen. Dass im Westen das Bild vom friedlichen Asien, von den gewaltfreien Religionen vorherrscht, ist leicht erklärbar. Bis auf den heutigen Tagen sind zum Beispiel Tibet, der Dalai Lama, Indiens Mahatma Gandhi oder Burmas Demokratie- und Friedensikone Aung San Suu Kyi Projektionsflächen von Vorstellungen, die im Test der Wirklichkeit kaum je Bestand haben.
(Peter Achten/news.ch)

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