Oswald hat kaum Chancen - und will sie packen

publiziert: Montag, 9. Sep 2013 / 22:46 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 10. Sep 2013 / 22:04 Uhr
Denis Oswald.
Denis Oswald.

Keiner in Buenos Aires gibt ihm ernsthaft eine Chance, doch Denis Oswald glaubt unerschütterlich daran, morgen Mittag Ortszeit zum neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt zu werden.

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Zwei Schlachten sind auf der 125. IOC-Session im Vorfrühling der argentinischen Hauptstadt geschlagen. Die Sieger hiessen Tokio und Ringen. Jetzt folgt die dritte bedeutende Ausmarchung: die Wahl des 9. Präsidenten in der 119-jährigen Geschichte des IOC, des Nachfolgers von Jacques Rogge, der nach zwölfjähriger Amtszeit ermüdet abtritt.

Oswald einziger Schweizer «ad personam»

Der 66-jährige Neuenburger Rechtsprofessor und Wirtschaftsanwalt Denis Oswald wurde 1991 ins IOC gewählt, gleichzeitig mit dem Belgier Jacques Rogge und dessen vermutlichem Nachfolger, dem Deutschen Thomas Bach. Oswald leitet seit 24 Jahren den Ruder-Weltverband FISA als Präsident. Trotzdem ist er das einzige der fünf Schweizer IOC-Mitglieder, das ad personam, also persönlich, berufen wurde. Aufgrund ihrer Ämter wurden Sepp Blatter (FIFA-Präsident), René Fasel (IIHF-Präsident), Gian-Franco Kasper (FIS-Präsident) und Patrick Baumann (Generalsekretär des Basketball-Weltverbandes FIBA) ins olympische Gremium gewählt. Zwischen 2000 und 2012 sass Oswald in der IOC-Exekutive, dort, wo die olympischen Weichen gestellt werden.

Über die Ausgangslage des Rennens um die Rogge-Nachfolge stimmen viele Beobachter überein: Favorit ist der ehemalige Fecht-Olympiasieger Thomas Bach (59), Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim. Am gefährlichsten dürften ihm der jetzige Finanzchef des IOC, Topbanker Richard Carrion (60) aus Puerto Rico, und der schwerreiche Ser Miang Ng (64) aus Singapur werden. Lediglich Aussenseiter-Status wird Stab-Weltrekordler Sergej Bubka (49) aus der Ukraine, Weltboxverbands-Präsident Wu Ching-Kuo (66) aus Taiwan und Oswald eingeräumt - wobei Leute, die das Gras wachsen hören, neuerdings auch Bubka favorisieren, weil er während den Leichtathletik-WM in Moskau im August vom russischen Staatschef Wladimir Putin persönlich empfangen worden ist.

«20 Stimmen auf sicher»

Dies alles deutet kaum darauf hin, dass der neue Präsident Oswald heissen könnte. Doch der Schweizer bleibt zuversichtlich: «Natürlich sind die Zahlen, die im Vorfeld solcher Wahlen genannt werden, am Ende immer falsch. Aber ich denke, dass ich gut 20 Stimmen auf sicher habe, von Leuten, die mir dies versprachen. Dazu kommen gute 15 mögliche Stimmen von Leuten, die sich unter vier Augen nicht präzis äussern mochten.»

Rund 85 IOC-Mitglieder werden abstimmen; die Mitglieder aus Ländern von Kandidaten sind nicht stimmberechtigt, der Präsident enthält sich wohl auch der Stimme. Gewählt ist jener Kandidat, der als erster das absolute Mehr erreicht. In jeder Runde scheidet der Bewerber mit der kleinsten Stimmenzahl aus.

Erste Wahlgänge überstehen

Oswald glaubt, dass seine Ausgangslage zu einem guten Start reichen sollte, dass er also die ersten Wahlgänge überstehen wird. Und «in zweiter Position» fühlt sich der Schweizer stark. Dies bedeutet, dass ihm im Verlauf der Wahl nicht wenige Stimmen zufallen könnten von Stimmberechtigten, deren Favoriten eliminiert worden sind.

Am Sonntag hatte Oswald noch einen grossen Auftritt vor dem IOC-Plenum - als Präsident des Koordinationskomitees der Olympischen Spiele in London; die Koordinationsleitung für Athen 2004 hatte ihn deutlich mehr gefordert. «Der fleissige Professor» wird er in Deutschland genannt, als «Diener am Sport» sieht er sich selbst.

Angereist nach Buenos Aires ist Oswald direkt aus dem südkoreanischen Chungju, wo in der Vorwoche die Ruder-WM stattgefunden haben und wo sich der Schweizer beim FISA-Kongress nur noch für ein Übergangsjahr als Präsident bestätigen liess.

Briefe an alle IOC-Mitglieder

Seit seiner Präsentation vor den Medien im Juni in Lausanne und der IOC-Session im Juli, ebenfalls in Lausanne, sandte der Neuenburger einen Brief an alle IOC-Mitglieder und stellte ihnen sein «manifesto», eine Art Regierungsprogramm vor, das unter dem Motto «Meine fünf Ringe» steht. Lobbying im eigentlichen Sinn habe er nicht betrieben, sagte der als zurückhaltend, sachlich und integer geltende Oswald, «das ist etwas für Spezialisten. Aber ich hatte mit vielen IOC-Mitgliedern Kontakt und versuchte, ihnen meine Ideen nahezubringen.»

Bezüglich Ideen der sechs Präsidentschaftsanwärter äusserte sich Ed Hula, der Herausgeber der renommierten Publikation «Around the Rings», drastisch: «Es spielt keine Rolle, wer gewinnt, der neue IOC-Präsident wird kein Revolutionär sein.»

(fest/Si)

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