Pakistans neuer Staatschef sass neun Jahre im Gefängnis

publiziert: Sonntag, 7. Sep 2008 / 14:51 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 7. Sep 2008 / 15:27 Uhr

Islamabad - Pakistans politische Landschaft wurde durch die Ermordung der Oppositionsführerin Benazir Bhutto Ende 2007 gehörig durcheinandergebracht. So erklärt es sich, dass jetzt ihr Witwer von den Parlamentariern in Islamabad zum neuen Präsidenten gewählt wurde.

Was ist von Zardari zu erwarten?
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Nach dem haushohen Sieg der PPP bei der Parlamentswahl im Februar gab es kaum noch Zweifel, dass Zardari als Nachfolger von Pervez Musharraf gewählt wird, an dessen Stuhl Bhuttos Volkspartei (PPP) erfolgreich gesägt hatte.

Asif Ali Zardari ist eine schillernde Figur. Er hat durch eine endlose Reihe von Korruptionsvorwürfen, elf Jahre Haft, Playboy-Allüren und Intrigen innerhalb des Bhutto-Clans von sich reden gemacht. Zardaris Weg zum höchsten Amt in Pakistan war keinesfalls vorgezeichnet. Als der Sohn einer Landbesitzer-Familie 1987 in die Bhutto-Familie einheiratete, war er als Playboy bekannt, der gerne Polo spielt.

«Mister Zehn Prozent»

Mit der Wahl seiner Frau zur Regierungschefin ein Jahr später gewann auch Zardari an Macht. Weil er sich als Minister stets lukrative Anteile an Staatsgeschäften gesichert haben soll, ist der 53-Jährige auch als «Mister Zehn Prozent» bekannt.

Auf Zeiten grossen Einflusses folgten bei Zardari Zeiten der Ohnmacht. Nach Bhuttos erster Amtszeit kam er 1990 für drei Jahre ins Gefängnis, nach ihrer zweiten Regierungszeit, die von 1993 bis 1996 dauerte, musste er sogar acht Jahre einsitzen.

Langes Sündenregister

Die Liste der Vorwürfe gegen Zardari war lang - von Korruption und Erpressung über Drogenschmuggel bis hin zu einem Mordkomplott gegen seinen Schwager Murtaza Bhutto. Einige Vorwürfe wurden später fallengelassen.

Nach seiner Entlassung aus der Haft verliess Zardari die Heimat, um mit seiner Frau im Exil in London und Dubai zu leben. 2007 wurde eine Amnestie erlassen, die ihm und Bhutto die Rückkehr nach Pakistan ermöglichte. Doch erst als Bhutto am 27. Dezember bei einem Anschlag ums Leben kam, reiste Zardari nach Pakistan.

Aus der Parlamentswahl im Februar ging die PPP unter Zardari als stärkste Kraft hervor, sie bildete eine Koalition mit der Muslim-Liga (PML-N) von Bhuttos früherem Rivalen, Ex-Premierminister Nawaz Sharif. Regierungschef wurde nicht Zardari, sondern Yousaf Raza Gillani.

Streit um Richter

Die Strippen in der Regierung zieht aber Zardari. Er liess es offenbar auf einen Bruch des Regierungsbündnisses ankommen, da die PPP auch mit anderen, kleineren Parteien regieren kann. PPP und PML-N stritten über die Wiedereinsetzung der von Musharraf abgesetzten Richter.

Kritiker warfen Zardari vor, er wolle die Wiedereinsetzung des Obersten Richters Iftikhar Muhammad Chaudhry verhindern, weil dieser die Amnestie-Regelung für den PPP-Politiker ausser Kraft setzen könne.

Und obwohl Sharif einen unabhängigen Präsidentschaftskandidaten gefordert hatte, liess Zardari sich für die Abstimmung in der Wahlversammlung am Samstag aufstellen. Er bekam die Quittung: Die PML-N kündigte das Regierungsbündnis vor zwei Wochen auf.

Als Präsident kann Zardari nun noch ungehinderter schalten und walten. Fraglich ist aber, ob er Lösungen für die gravierenden Probleme seines Landes parat hat. Mit reinem Machtstreben wird Zardari im Kampf gegen die hohe Inflation und islamistische Aufständische kaum etwas ausrichten können.

(Arthur MacMillan/afp)

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