Papst-Spektakel oder Pilgerfest?

publiziert: Montag, 15. Aug 2005 / 10:27 Uhr

Köln - Papst-Spektakel oder Pilgertreffen mit Tiefgang, dogmatische Belehrung oder Dialog mit jungen Christen? Der katholische Weltjugendtag in Köln löst im Vorfeld gemischte Gefühle aus.

Zeichnung des Altarhügels auf dem der Papst den Abschlussgottesdienst zelebrieren wird.
Zeichnung des Altarhügels auf dem der Papst den Abschlussgottesdienst zelebrieren wird.
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Unbestritten ist, dass das Treffen ab dem 16. August ein Mammutereignis wird: Benedikt XVI., der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren, besucht sein Heimatland. 600 Bischöfe begleiten ihn auf seiner ersten Auslandsreise, 4000 Journalisten verfolgen jeden seiner Schritte.

400 000 junge Leute, unter ihnen rund 1900 aus der Schweiz, kommen auf der Suche nach religiöser Inspiration nach Köln. 800 000 Gläubige werden zur Abschlussmesse erwartet.

Zum Weltjugendtag hatte noch Papst Johannes Paul II. eingeladen. Auch wenn viele Jugendliche mit seinen Glaubensaussagen etwa zu Sexualität oder Frauenpriestertum wenig anfangen konnten - der polnische Papst zog sie in ihren Bann.

Medien fokussieren auf den Papst

Papst Johannes Paul II. galt als Prediger gegen Krieg und für Gerechtigkeit. "Christus fordert euch auf, gegen den Strom zu schwimmen" - mit solchen Äusserungen begeisterte er die jungen Zuhörer. Für sein Charisma war keine Menschenmenge zu gross, kein Platz zu weit.

Nun richten sich alle Augen auf seinen Nachfolger Benedikt XVI. Nicht nur die Katholiken, auch die Medien werden genau darauf achten, wie er wirkt, was von ihm ausgeht, wenn er vom "Papsthügel" auf dem Marienfeld westlich von Köln am 21. August bei der Abschlussmesse zu der Gemeinde spricht.

Ob auf dem Rheinschiff bei der Ankunft, bei Audienzen mit Bundeskanzler und Oppositionschefin, beim Besuch einer Synagoge oder beim Gespräch mit Muslimen - immer wird der Papst im Mittelpunkt des Interessens stehen.

"Momente der Stille"

Skeptiker befürchten schon, der eigentliche Anlass der Papstreise, das Treffen mit dem katholischen Nachwuchs aus aller Welt, könnte dadurch ins Hintertreffen geraten. "Es besteht die grosse Gefahr, dass es wieder nur ein Papst-Event wird", sagt Christian Weisner von der Reformbewegung "Wir sind Kirche".

Die Organisatoren halten dem die vielen religiösen Programmpunkte entgegen. Wenn sie nicht so spektakulär seien wie die Auftritte des neuen Papstes und deshalb von der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen würden, bedeute dies noch lange nicht, dass die geistliche Dimension zu kurz komme.

"Ich kenne keine Grossveranstaltung mit so vielen Momenten der Stille und des Nachdenkens", sagt Prälat Heiner Koch, der Generalsekretär des Weltjugendtags. Aus dem Kölner Dom verschwinden die Bänke, damit jeden Tag mehr als 100 000 Jugendliche, unbehelligt von Touristen, zum Dreikönigsschrein pilgern können.

Belehrung oder Dialog?

Bischöfe aus aller Welt erklären in vielen Sprachen in Katechesen den katholischen Glauben. Manche fürchten, es werde nur einseitige Belehrungen geben und ein echter Dialog über Sexualität, Schwangerschaftskonflikte oder Globalisierung komme nicht zu Stande.

"Nur wenn die Themen, die junge Menschen in aller Welt existenziell betreffen, offen und selbstbestimmt diskutiert werden, wird der katholische Weltjugendtag seinem Anspruch gerecht", sagt Tobias Raschke von "Wir sind Kirche".

(Jürgen Hein/sda)

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