Pekings neues Interesse an der Landbevölkerung

publiziert: Montag, 6. Mrz 2006 / 19:32 Uhr / aktualisiert: Montag, 6. Mrz 2006 / 20:59 Uhr

Zhongjunlou - Das gesellschaftliche Gleichgewicht in China ist ins Wanken geraten. Aus Sorge vor sozialen Unruhen steht die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern nun ganz oben auf der Tagesordnung des Nationalen Volkskongresses.

Die 745 Millionen auf dem Land lebenden Chinesen machen 57 Prozent der Bevölkerung aus.
Die 745 Millionen auf dem Land lebenden Chinesen machen 57 Prozent der Bevölkerung aus.
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Das Wohlergehen der Landbevölkerung war der Führung in Peking jahrzehntelang egal. Die Anfang der 80er Jahre gestarteten Wirtschaftsreformen galten vor allem den Küstenregionen.

Doch die Kluft zwischen den wohlhabenden Städten und dem verarmten ländlichen Raum wird immer grösser, immer häufiger machen die Bauern ihrem Groll über die Ungerechtigkeit und die korruputen politischen Kader gewaltsam Luft.

Geringes Jahreseinkommen

Mit 51 Jahren hat Du Chongan es zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Als chinesischer Durchschnittsbauer besitzt er immerhin Fernseher, Kühlschrank und Waschmaschine, ein Traktor erleichtert die Feldarbeit. Du verdient doppelt so viel wie vor fünf Jahren, aber nur, weil er nebenbei Baumwolldecken herstellt und Maschinen repariert.

Sein Jahreseinkommen von 10 000 Yuan (rund 1615 Franken) lässt jedoch wenig Spielraum für Extrawünsche. Im Alter werden Du Chongan und seine Frau auf das Wohlwollen ihrer Söhne angewiesen sein, im Krankheitsfall müssen diese dann die Arztbesuche ihrer Eltern bezahlen.

Mehrheit der Bevölkerung Bauern

Die 745 Millionen auf dem Land lebenden Chinesen machen 57 Prozent der Bevölkerung aus. Doch solange sie sich nur das Nötigste leisten können, wird China Schwierigkeiten haben, weiterhin jährlich ein fast zweistelliges Wirtschaftswachstum zu erzielen.

Pekings Ziel, sich weniger abhängig vom Export zu machen, ist schwer zu erreichen, solange die eigene Bevölkerung nicht den Handel ankurbeln kann. Lag das Durchschnittseinkommen eines Bauern im vergangenen Jahr bei umgerechnet 524 Franken jährlich, verdiente ein Stadtbewohner rund 1693 Franken.

Neuer Fünfjahresplan

Bei einem geheimen Treffen im Oktober wurde ein neuer Fünfjahresplan verabschiedet, der höhere Einkommen und mehr Arbeitsplätze auf dem Lande vorsieht sowie ein besseres Sozialversicherungssystem.

Vergangene Woche verkündeten Präsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao die Schaffung eines «neuen sozialistischen ländlichen Raums», Wen sprach von einer «grossen historischen Aufgabe».

Erste Anstrengungen hat Peking bereits in den vergangenen Jahren unternommen. Auf dem Land wurden Strassen gebaut und Strom- und Telefonleitungen verlegt. Weitere Infrastrukturmassnahmen sollen in diesem Jahr folgen.

Ausserdem hat die Regierung 2005 eine jahrhundertealte Landwirtschaftssteuer abgeschafft, wodurch Dus Familie zum Beispiel jährlich 200 Yuan mehr pro Person im Geldbeutel hat. Im Gegenzug sind allerdings die Kosten für die Wasser- und Stromversorgung gestiegen.

Langsames ländliches Wachstum

Nach Einschätzung der Weltbank werden die Einkommen der chinesischen Bauern in diesem Jahr noch nicht nennenswert steigen. Vor allem Investitionen in Bildung und Gesundheitsvorsorge könnten aber zu einer langfristigen Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Land führen.

In der Zwischenzeit wird Dus Frau, um Geld zu sparen, ihren Steinofen weiterhin mit Kohle und Zweigen beheizen und Reis und Gemüse aus dem eigenen Anbau zum Essen servieren.

(Cindy Sui/AFP/sda)

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