Chile: Geisteszustand von Pinochet angeblich «absolut normal»

Pinochet ist urteilsfähig

publiziert: Sonntag, 14. Jan 2001 / 19:23 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 14. Jan 2001 / 19:41 Uhr

Santiago de Chile - Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet ist nach unbestätigten Angaben der Regierungszeitung «La Nacion» nicht verrückt und könnte somit vor Gericht gestellt werden.

Sollten sich die Angaben der Zeitung vom Sonntag bestätigen, wäre der 85-Jährige nach bisheriger Auslegung der chilenischen Gesetze verhandlungsfähig und könnte wegen Verbrechen unter der Militärdiktatur (1973-1990) vor Gericht gestellt werden.

Eine offizielle Bestätigung durch die Ärzte des gerichtsmedizinischen Dienstes, denen die Entscheidung obliegt, gab es nicht.

Die am Samstag beendeten viertägigen psychologischen und neurologischen Untersuchungen Pinochets hätten ergeben, dass der Geisteszustand des früheren Machthabers dessen «Alter entspricht und absolut normal» sei, berichtete die Zeitung weiter unter Berufung auf nicht genannte informierte Kreise.

Eine erste Auswertung der Ergebnisse der Tests weise darauf hin, dass Pinochet auf keinen Fall an Schwachsinn leide oder verrückt sei. Nur in diesen beiden Fällen sehen die chilenischen Gesetze die Verschonung eines Angeklagten vor. Rein körperliche Gebrechen, wegen derer Pinochet im vergangenen März aus britischem Hausarrest freigekommen war, spielen keine Rolle.

Der Bericht mit dem Ergebnis der Untersuchungen werde zurzeit ausformuliert und könnte dem Untersuchungsrichter Juan Guzmán in den kommenden Tagen übergeben werden, schrieb das Blatt. Guzmán will Pinochet am 23. Januar erstmals zu den Vorwürfen verhören und wegen Anstiftung und Beihilfe zum Mord an Regimegegnern in 57 Fällen und Entführung in 18 Fällen vor Gericht bringen.

(sda)

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