Plastik verursacht Sexprobleme bei Männern

publiziert: Samstag, 14. Nov 2009 / 10:20 Uhr / aktualisiert: Samstag, 14. Nov 2009 / 10:43 Uhr

Oakland/Innsbruck - Der allgegenwärtige Plastik-Grundstoff Bisphenol A (BPA) kann bei Männern zu Erektionsstörungen und anderen sexuellen Problemen wie Ejakulationsproblemen führen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des kalifornischen Gesundheitsinstituts Kaiser Permanente.

Das in Kunststoffen vorhandene Bisphenol A kann für Erektionsstörungen und Ejakulationsprobleme sorgen.
Das in Kunststoffen vorhandene Bisphenol A kann für Erektionsstörungen und Ejakulationsprobleme sorgen.
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Wissenschaftler haben 634 chinesische Fabrikarbeiter fünf Jahre lang untersucht. Das Ergebnis wurde im Fachmagazin «Human Reproduction» veröffentlicht.

Bei der Gegenüberstellung der 230 Beschäftigten aus der Kunststofffertigung mit 400 aus anderen Branchen zeigte sich ein dramatisches Ergebnis. Mitarbeiter von BPA-Werken hatten vier Mal häufiger Erektionsstörungen und über siebenmal eher Ejakulationsprobleme als die anderen Beschäftigten.

«Kein Wunder», meint der Innsbrucker Umweltmediziner Klaus Rhomberg. «Wahrscheinlich war auch die Spermienzahl bei den Betroffenen deutlich reduziert», so Rhomberg.

Hormonaktive Substanz in grossen Mengen

«Bisphenol A gehört zu den rund 150 Substanzen, die hormonaktiv wirken», erklärt Rhomberg. Sie findet sich in sehr vielen Gebrauchsgegenständen aus Kunststoff, da es ein Ausgangsstoff für Polycarbonat ist. Die Substanz ist in Babyflaschen, Lebensmittelverpackungen, in CDs und Zahnfüllungen enthalten und lässt sich auch in Wasser oder im Hausstaub nachweisen. Jährlich werden mehr als drei Mio. Tonnen davon hergestellt.

«Die Trägersubstanzen aus Kunststoff sind biologisch nicht aktiv. Da Plastik aber nichts Festes ist und mit der Zeit zerfällt - dazu reicht bereits ein Kontakt mit Flüssigkeiten - geht die Substanz in Lösung und kann so in den menschlichen Organismus gelangen», erklärt der Umweltmediziner.

Weitere Studien dringend erforderlich

«Da die Belastung mit Bisphenol A in den Fabriken sehr hoch war, sei es auch interessant herauszufinden, wie sich niedrigere Belastungen auf den Organismus auswirken», meint der Studienautor De-Kun Li. Es stelle sich die Frage, ob es ein «sicheres Mass» von Bispheyl A gebe und wie hoch das sei. «Es sind jedenfalls genauere Studien über diesen Stoff erforderlich», so der Forscher.

Dem stimmt auch Rhomberg zu. «So genannte Biological-monitoring-Studien bräuchte man am laufenden Band, um mehr Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich erhöhte Belastungen auf den menschlichen Organismus auswirken», so der Umweltmediziner.

Nachweis in Nuckis

Vielfach würden solche Untersuchungen aber blockiert. Zuletzt geriet Bisphenol A in die Schlagzeilen, weil die Substanz in Nuckis nachgewiesen wurde.

Bisphenol A sei auch ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig eine von der Industrie unabhängig finanzierte Risikobewertung ist, berichtete der Bund für Umwelt und Naturschutz. Alle Ergebnisse unabhängiger wissenschaftlicher Untersuchungen der vergangenen Jahre wiesen auf eine Gesundheitsgefährdung hin, wohingegen alle von der Industrie durchgeführten Studien Entwarnung gaben.

(tri/pte)

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