Nach Massaker von Charleston
Polizei ermittelt wegen Manifests
publiziert: Sonntag, 21. Jun 2015 / 13:23 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 21. Jun 2015 / 17:56 Uhr

San Francisco - Nach dem Massaker in einer Kirche der Stadt Charleston ermitteln die US-Behörden wegen eines angeblichen rassistischen Manifestes des Tatverdächtigen im Internet. Auf einer inzwischen gesperrten Seite finden sich Dutzende Fotos des mutmasslichen Todesschützen.

10 Meldungen im Zusammenhang

Ausserdem sind dort Beschimpfungen von Schwarzen, Juden, Latinos und anderen Minderheiten aufgeführt. Ob die Internetseite tatsächlich vom mutmasslichen Täter betrieben wurde, sei Gegenstand von Ermittlungen, teilten die Polizei in Charleston und die Bundespolizei FBI mit.

Ein 21 Jahre alter weisser Mann aus South Carolina soll am Mittwoch in einer Methodistenkirche während einer Bibelstunde neun Afroamerikaner, sechs Frauen und drei Männer im Alter zwischen 26 und 87 Jahren, erschossen haben. Er habe rassistische Sprüche von sich gegeben und das Feuer eröffnet, berichtete eine Überlebende.

Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln wegen des Verdachts auf ein "Hassverbrechen" und "heimischen Terrorismus". Der Fall werde von jedem Winkel aus geprüft, sagte ein Sprecher.

Der "letzte Rhodesier"

Der Mann habe die Webadresse im Februar auf seinen Namen und unter der Anschrift seiner Mutter registriert, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf Ermittlerkreise. Dem Bericht zufolge wurde die Seite nur wenige Stunden vor der Tat bearbeitet. Auf der Internetseite breitet der Autor seine Wut und Vorurteile gegen Minderheiten aus.

In einem Text auf der Seite lastrhodesian.com heisst es: "Ich hatte keine Wahl (...) Ich habe Charleston ausgewählt, weil sie die geschichtsträchtigste Stadt in meinem Staat (South Carolina) ist und sie zeitweise den landesweit höchsten Anteil von Schwarzen im Vergleich zu Weissen hatte."

Der Name "letzter Rhodesier" bezieht sich auf den vom südafrikanischen Apartheidregime unterstützten Staat Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, unter seinem damaligen rassistischen Regierungschef Ian Smith.

Die Seite zeige auch Fotos von ihm, auf denen er eine Waffe halte und eine US-Flagge anspucke und verbrenne.

Angehörige versuchen zu vergeben

Am Freitag hatten Angehörige der neun Mordopfer dem mutmasslichen Täter öffentlich vergeben. Mit einer Sondererlaubnis des Richters durften sich die Verwandten bei der Anhörung des 21-Jährigen äussern. Sie sei böse und traurig, sagte eine Frau, deren Schwester erschossen wurde. Es dürfe aber keinen Raum für Hass geben, fügte sie hinzu. "Wir müssen vergeben."

Der mutmassliche Täter, der sich wegen neunfachen Mordes sowie wegen Waffenbesitzes zur Durchführung eines Verbrechens verantworten muss, wurde per Video aus dem Gefängnis zugeschaltet. Er trug ausgeblichene Sträflingskleidung und wurde von zwei schwer bewaffneten Wärtern bewacht. Ein erster Gerichtstermin wurde auf den 23. Oktober festgesetzt.

Obama kritisiert laxes Waffengesetz

Die Familie des mutmasslichen Todesschützen äusserte Beileid für die Angehörigen der Toten. "Wir sind bestürzt und traurig", schrieben sie in einem Brief, der in einer Lokalzeitung veröffentlicht wurde. Worte könnten den Schock und die Trauer nicht ausdrücken.

US-Präsident Barack Obama sagte in San Francisco: "Rassismus bleibt ein Übel, das wir gemeinsam bekämpfen müssen." Er kritisierte die laxen Waffengesetze. Er glaube zwar nicht, dass der Kongress bald dagegen vorgehen werde. "Aber ich vertraue darauf, dass wir irgendwann das Richtige tun."

Auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sprach sich für schärfere Waffengesetze aus. Zwar sei der Waffenbesitz "Teil des Gefüges vieler gesetzestreuer Gemeinschaften", sagte die frühere Aussenministerin in San Francisco. Das Ziel müsse aber sein, Kriminellen den Zugang zu Waffen zu versperren.

US-Medien beschrieben den Täter als Einzelgänger, der 2010 seine Schulausbildung abgebrochen habe. Zuletzt sei er mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten, etwa wegen unerlaubten Besitzes von verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Kirche wieder geöffnet

Die Methodistenkirche öffnete am Sonntag erstmals wieder nach dem Blutbad ihre Türen. Gläubige drängten sich bei einem Gottesdienst auf den Bänken, auch draussen vor der Tür hatten sich viele Menschen versammelt. Sie lagen sich in den Armen, manche weinten.

Um zehn Uhr Ortszeit läuteten alle Kirchen in Charleston, aber auch Gotteshäuser in vielen anderen US-Städten im Gedenken an die Opfer ihre Glocken.

(asu/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Charleston (South Carolina) - Drei ... mehr lesen
Columbia - Fast drei Wochen nach dem Blutbad in einer Kirche in South Carolina hat der Senat des US-Bundesstaats dafür gestimmt, die umstrittene Konföderierten-Flagge vom ... mehr lesen
Charleston - US-Präsident Barack Obama und Spitzenvertreter der politischen ... mehr lesen
Charleston - Nach dem offenkundig rassistischen Angriff auf eine Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina mit neun Toten sind die ersten Opfer beigesetzt worden. ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Charleston - Mehrere tausend Menschen haben in Charleston mit einer Menschenkette der Opfer der rassistischen Bluttat in einer Kirche der US-Stadt gedacht. Die rund 2,5 ... mehr lesen
San Francisco - Nach dem Angriff auf ... mehr lesen
Washington - In einer Kirche im US-Bundesstaat South Carolina hat ein Weisser das Feuer eröffnet und neun schwarze Gläubige getötet. Der Polizeichef von Charleston, Gregory Mullen, ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Ein unbekannter Hacker oder eine Gruppe von Hackern hat Anfang Juni 2023 sensible Daten des IT-Unternehmens XPlain in der Schweiz gestohlen. Zu den gestohlenen Daten gehören Kundeninformationen, Finanzdaten, geistiges Eigentum und Daten von Schweizer Behörden. mehr lesen 
Fotografie Vom 26. Januar bis 20. August 2023 im Schweizerischen Kameramuseum Vevey  Nach mehrjähriger Arbeit wurde die fotografische Sammlung von Rodolphe Archibald Reiss von der ... mehr lesen  
Der Kriminalist Rodolphe Archibald Reiss (1875-1929).
Die Angriffe auf KMU werden im kommenden Jahr ebenso zunehmen, wie die auf Städte und Gemeinden.
Konzentration auf Ransomware begünstigt Angriffe auf weniger geschützte Bereiche  Jena - Wenn die Kassen in Elektro-Flächenmärkten nicht mehr klingeln, im Strassenverkehrsamt keine Kfz zugelassen werden können oder Kliniken neue Patienten abweisen ... mehr lesen  
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=19&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • paparazzaphotography aus Muttenz 1
    Foto Sanatorio Liebes news.ch Team, es ist für mich eine Ehre dass sie mein Foto des ... Di, 03.01.17 22:12
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Motor hinten oder vorne war dem Tram in Basel völlig egal! Ob ein Auto über- oder untersteuert, ist nicht von der Lage des Motors ... Mi, 01.06.16 10:54
  • Mashiach aus Basel 57
    Wo bleibt das gute Beispiel? Anstatt sichere, ÜBERSTEUERNDE Heckmotorwagen zu fahren, fahren sie ... Mo, 30.05.16 11:56
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Zugang "Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ... So, 29.05.16 22:06
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Pink Phanter-Bande? Am 25. 7. 2013 hat eine Befreiung von Pink Panther-Mitglied Milan ... So, 29.05.16 15:38
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wir sind ja alle so anders als diese "Flüchtlinge". Warum sind auch nicht alle so edel, wie ... Sa, 28.05.16 20:25
Unglücksfälle Zorn über Tötung von Gorilla in US-Zoo Cincinnati - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 11°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 11°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
St. Gallen 10°C 16°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 12°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Luzern 13°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 13°C 20°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Lugano 16°C 23°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten