Unerwartetes Ende

«Population Boom»: Film widerlegt Überbevölkerung

publiziert: Dienstag, 17. Sep 2013 / 08:35 Uhr
Die Dokumentation von Werner Boote räumt mit Schreckensszenarien auf.(Symbolbild)
Die Dokumentation von Werner Boote räumt mit Schreckensszenarien auf.(Symbolbild)

Wien - Der Frage, wer von uns auf diesem Planeten Erde zu viel ist, geht der neueste Dokumentarfilm «Population Boom» von Werner Boote - bekannt durch den Film «Plastic Planet» - nach.

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"Sieben Mrd. Menschen auf der Erde, schwindende Ressourcen, giftige Müllberge, Hunger und Klimawandel. Sind diese Szenarien eine Folge der Überbevölkerung?", fragt sich der Filmemacher am Beginn seines Filmes.

"Das Ende war für mich sehr überraschend", erklärt Boote beim Interview vor der Österreich-Premiere des Films im pressetext-Interview. "Tierforscher begehen den Fehler und meinen immer wieder, dass im Falle eines starken Bevölkerungswachstums ein automatisches Ende folgt", kritisiert Boote. Doch der Mensch ist in der Lage, sich den Situationen und Lebensbedingungen anzupassen. "Würde man die ganze Weltbevölkerung auf der Fläche Österreichs unterbringen, stünden jedem Erdenbürger elf Quadratmeter zur Verfügung. Der Rest der Erde wäre dann leer."

Überbevölkerungs-Diskussion als Medienkampagne

Boote geht in seinem unterhaltsamen Film zunächst auch vom weit verbreiteten Glauben einer Überbevölkerung der Erde aus. "Wer nicht nachdenkt, kommt ziemlich leicht in Versuchung, genau solche Slogans nachzuplappern", meint Boote. Doch die Recherchen und die Filmreise um die Welt zeichnen nach und nach ein völlig anderes Bild. "Das wahre Problem der Erde ist sicher nicht die Überbevölkerung, aber sie dient als perfekte Ausrede für Armut, Hunger, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit."

"Es ist interessant, dass die Industrienationen mehr Ressourcen und Energie verbrauchen und damit mehr Müll produzieren als die, von denen man behauptet, sie leben in Ländern mit dramatischer Überbevölkerung", meint der Regisseur. "Überhaupt, so lautet das Vorurteil, sind nur die zu viel auf dem Planeten, die man nicht kennt, die irgendwo in armen Ländern leben."

Völlig anderes Ergebnis als erwartet

"Ich habe zu Beginn der Dreharbeiten nicht damit gerechnet, dass der Film am Ende zu einem ganz anderen Ergebnis kommt", erzählt Boote. Die renommierte Bevölkerungsforscherin Betsy Hartmann vom Hampshire College erzählt im Film-Interview, dass es kein Zufall sei, dass ausgerechnet jetzt, da die Menschen endlich politisch aktiv werden und sich für die ungerechte Verteilung und das Chaos am Finanzmarkt interessieren, das Thema der sieben Mrd. Erdbewohner diskutiert werde.

"Es wirkt wie ein grosses Ablenkungsmanöver von den dringlichen Angelegenheiten. Die Bevölkerung verursacht nicht den Klimawandel", sagt Hartmann. Es stelle sich die Frage, wer denn die grössten Verbraucher fossiler Brennstoffe seien. "Es sind sicher nicht die armen Menschen in Afrika. Die wenigen armen Länder mit höheren Geburtenraten verbrauchen die wenigsten fossilen Brennstoffe. Sie tragen die geringste Verantwortung, damals wie heute", erklärt die Expertin. "Weltweit ist das US-amerikanische Heer der grösste Verbraucher von Erdöl. Es verbraucht genauso viel wie ganz Schweden."

Weltbevölkerung nimmt ab 2040 ab

Expertenrechnungen zufolge wird ab 2040 die gesamte Weltbevölkerung langsam zurückgehen, da weltweit die Fertilitätsraten abnehmen. "Wenn in einem Land die Geburtenzahl unter 2,1 Kindern liegt, dann schrumpft die Bevölkerung. Derzeit gibt es bereits in mehr als 40 Ländern solche Zahlen", führt Boote aus.

"Population Boom ist ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und mehr Toleranz und ein Aha-Erlebnis für all diejenigen, die vielleicht noch nie darüber nachgedacht haben, dass die Diskussion um die Überbevölkerung ein inszeniertes Horrorszenario einer gewissen Clique ist", unterstreicht der Regisseur. Schlichtweg gehe es nur um den Wirtschaftsgedanken und darum, dass die Zahl kaufkräftiger Erdenbewohner möglichst gross bleibe. Der Rest sei völlig egal.

"Population Boom" wurde in New York, Mexiko-City, Beijing, Mumbai, Nairobi, Tokio und in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, über einen Zeitraum eines Jahres gedreht. Am Film wurde insgesamt vier Jahre lang gearbeitet.

(asp/pte)

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