Prof. Sonia Seneviratne: «Vegetation und Hitzewellen - Erkenntnisse aus Beobachtungen»

publiziert: Dienstag, 7. Sep 2010 / 10:17 Uhr
Sonia Seneviratne ist Professorin für Land-Klima-Wechselwirkung an der ETH Zürich.
Sonia Seneviratne ist Professorin für Land-Klima-Wechselwirkung an der ETH Zürich.

Gerade wurde in Nature Geoscience eine neue Studie veröffentlicht von Teuling et al., bei der ich mitgearbeitet habe (siehe weiterführende Links). Unsere Studie zeigt eine ambivalente Rolle von Wäldern bei Hitzewellen. Sie beruht auf Daten eines neuen Beobachtungsmessnetzes und zeigt, wie wichtig Beobachtungen für das Verständnis von Klimaprozessen und die weitere Verbesserung von Klimamodellen sind.

Weiterführende Links zur Meldung:

«Das Wald-Paradoxon bei Hitzewellen»
ETH Life-Artikel «Das Wald-Paradoxon bei Hitzewellen» zur im Blogbeitrag besprochenen Studie von Teuling et al.
ethlife.ethz.ch

Studie von Teuling et al.
Teuling AJ et al.: Contrasting response of European forest and grassland energy exchange to heatwaves. Nature Geoscience, Advance online Publication 5. September 2010, DOI:10.1038/NGEO950
nature.com/ngeo

Dass das Klima sich global erwärmt hat, und dies auch in den kommenden Jahrzehnten der Fall sein wird, ist unbestreitbar. Wir dürfen den Abschätzungen der Klimamodelle trauen, die sie zu globalen Tendenzen liefern, die bei weiteren Treibhausgasemissionen zu erwarten sind. Trotzdem gibt es Bereiche, wo die Modelle nochmals stark verbessert werden können. Dies ist insbesondere der Fall bei Landprozessen. Der Hauptgrund dafür ist die starke Heterogenität der Landeigenschaften (Vegetationsarten, Bodentypen, Topographie) und die Komplexität der dazugehörigen Prozesse (z.B. Vegetationsaktivität und Photosynthese). Weil wir Menschen auf dem Land wohnen, sind diese Prozesse und ihre Auswirkungen auf lokale und regionale Extremereignisse (Hitzewellen, Starkniederschläge, Trockenheitsperioden) besonders bedeutend für uns.

Neue Beobachtungsnetze zum Verständnis des Klimas

Seit Jahrzehnten gibt es ausgedehnte Messnetze zur Beobachtung von Temperatur, Niederschlag, Druck und Wind. Im Gegensatz dazu sind Beobachtungen von Schlüsselvariabeln an der Landoberfläche noch extrem dünn verteilt, insbesondere was Bodenfeuchte und Landverdunstung angeht. Eine Ausnahme bildet das FLUXNET-Netzwerk. Dieses Netzwerk besteht aus Stationen, die seit 5-10 Jahren an zahlreichen Standorten den Austausch von Energie, Wasser und Kohlenstoffdioxid messen. Diese Initiative, die auf der Arbeit von hunderten von Wissenschaftern beruht, ist ein beeindruckender Beitrag zur Klimawissenschaft. Zahlreiche kürzlich erschienene wissenschaftliche Artikel zeigen, wie bedeutend solche Messungen sind für das bessere Verständnis des Klimas und die entsprechende Verbesserung von Klimamodellen.

Vegetation und Hitzewellen

Studien mit Klimamodellen deuten darauf hin, dass Landprozesse die Temperaturvariabilität und Hitzewellen in gewissen Regionen beeinflussen können. Aber es herrscht noch starke Unsicherheit bezüglich der Feinheiten dieser Rückkopplung. Die erwähnte Studie untersucht die Einflüsse von Wald und Grasland auf die Lufterwärmung während Hitzetagen. Die Ergebnisse sind zum Teil unerwartet: Während Hitzewellen führt der Wald anfangs zu einer massiven Erhöhung der Lufterwärmung im Vergleich zu Graslandschaften, weil er weniger Wasser verdunstet. Wegen dieses weniger verschwenderischen Umgangs mit Wasser und Dank den tieferen Wurzeln von Bäumen, wirkt der Wald aber langfristig stabilisierend für die Lufttemperatur. Dieser doppelte Effekt des Waldes wurde bisher nicht erkannt und ist nur teilweise bei Klimamodellen berücksichtigt. Dies mag auch erklären, warum jetzige Klimamodelle noch stark voneinander abweichen bezüglich der Auswirkungen von Ab- und Aufforstung.

Bessere Modelle für kurzzeitige Prognosen und langzeitige Projektionen

Weitere Studien sind nötig um die Effekte von Vegetation auf Hitzewellen und andere Extremereignisse vollumfänglich zu charakterisieren. Ein erhöhtes Verständnis in diesem Bereich würde nicht nur bei langzeitigen Klimaprognosen helfen, sondern ist auch für kurzzeitige Wettervorhersagen und sogar monatliche Vorhersagen relevant.

Es ist unerlässlich, dass kritische Beobachtungsnetze wie FLUXNET erweitert werden, insbesondere zur Messung der Bodenfeuchte und in Gegenden mit mangelnder Datenbasis wie Afrika, Südamerika und Asien. Ausserdem sollten neu erworbene Messungen vertieft zur Evaluierung und Weiterentwicklung von Klimamodellen verwendet werden. Nur so können präzisere regionale Vorhersagen und Projektionen erzielt werden.

(Prof. Sonia Seneviratne/ETH-Zukunftsblog)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer ... mehr lesen  
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die Grosswasserkraft. Allfällige Rettungsaktionen sollten ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through.

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt gewitterhaft
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 12°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 8°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten