Dies sagte Folco Galli, Pressesprecher des Bundesamts für
Polizeiwesen (BAP), am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur
sda. Auch der zuständige St. Galler Staatsanwalt Markus Rohrer
sprach von «absoluter Funkstille» im Fall Ded Gecaj.
Der Prozess in Leskovac ist seit März unterbrochen. Im April
erkundigte sich das Gericht informell in St. Gallen, ob es in der
Schweiz Zeugen befragen dürfe. Die St. Galler Behörden reagierten
laut dem Kantonsgerichtspräsidenten Rolf Vetterli «grundsätzlich
positiv» auf die Anfrage.
Formelles Gesuch nötig
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Allerdings müsse dazu ein formelles Rechtshilfegesuch gestellt
werden. Ein solches Gesuch traf bisher nicht in St. Gallen ein.
Welche Personen das jugoslawische Gericht genau befragen möchte,
ist Vetterli nicht bekannt.
Ded Gecaj sitzt seit über einem Jahr in Leskovac, das sich in
der Provinz Serbien befindet, im Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen,
am 11. Januar 1999 den 36-jährigen Paul Spirig, den Lehrer seiner
Tochter, im St. Galler Schulhaus Engelwies mit mehreren Schüssen
getötet zu haben.
Gecaj das Tötungsdelikt gestanden. Er behauptet, seine Tochter
habe ihm erzählt, sie sei vom Lehrer vergewaltigt worden. Die
St. Galler Strafbehörden schlossen dies aber klar aus. Sie warfen
im Gegenteil Gecaj vor, seine Tochter jahrelang sexuell missbraucht
zu haben.
Ehefrau Gecaj erneut vor Gericht
In St. Gallen hängig ist der Prozess gegen Gecajs Ehefrau. Die
Berufungsverhandlung vor Kantonsgericht soll im September oder
Oktober unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, wie der zuständige Richter auf
Anfrage erklärte.
Das Bezirksgericht St. Gallen hatte Roze Gecaj Ende 1999 zu
zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Es befand, die Frau sei
mitverantwortlich für die Misshandlungen ihrer Tochter durch den
Ehemann Ded Gecaj. Die Verurteilte zog den Fall ans Kantonsgericht
weiter.
Wichtigste Zeugin gegen Roze Gecaj ist deren Tochter. Sie lebt
seit dem Tötungsdelikt an einem geheim gehaltenen Ort und soll
jeglichen Kontakt mit der Familie ablehnen. Die Tochter wurde
mehrmals durch die Strafbehörden befragt.
(sda)