Rad: Angriff auf Stundenweltrekord nach 20 Minuten abgebrochen

publiziert: Freitag, 15. Nov 2002 / 20:10 Uhr / aktualisiert: Freitag, 15. Nov 2002 / 20:29 Uhr

Jean Nuttli muss sich weitere 24 Stunden zur Verwirklichung seines Traums gedulden. Der Luzerner brach seinen Angriff auf den Stundenweltrekord von Chris Boardman (Gb) am Freitag nach 20:24 Minuten oder etwas mehr als 17 km ab. Am Samstagnachmittag folgt ein zweiter Versuch.

Jean Nuttli, hier in Front des Oktos-Express im Juni Rennen, lag nach 5 km schon 6 Sekunden hinter der Bestmarke.
Jean Nuttli, hier in Front des Oktos-Express im Juni Rennen, lag nach 5 km schon 6 Sekunden hinter der Bestmarke.
49,441 km bilden die Marke, die der Engländer am 27. Oktober 2000 in Manchester (Gb) erzielt hatte und die Jean Nuttli überbieten wollte. Doch der Luzerner brachte seine 6,8 kg schwere Bahnmaschine mit einer Übersetzung von 57 mal 15 Zähnen (8,23 m pro Pedaltritt) nicht wunschgemäss in Schwung. Mit Rundenzeiten um die 18,5 Sekunden blieb er auf der 250 m langen Holzpiste von Anfang an ausserhalb des Fahrplans.

Nach langsamen ersten 1000 m wies Nuttli nach 5 km gegenüber Boardman sechs Sekunden Rückstand auf. Nach 10 km bezifferte sich das Defizit schon auf 15 Sekunden. Zum Zeitpunkt des Abbruches lag der Krienser um 19 Sekunden oder knapp mehr als eine Bahnrunde im Hintertreffen. Als die Betreuer nach 67 Runden das Zeichen zum Abbruch gaben, errechneten die Zeitnehmer ein Stundenmittel von 48,449 km. Nuttli selbst hätte zu diesem Zeitpunkt die Fahrt noch fortgesetzt und darauf gehofft, dass er noch den Turbo zu zünden vermöge. Doch die Aufgabe war unlösbar geworden.

Am Donnerstag hatte der gelernte Autolackierer in den Trainingskleidern noch locker Runden mit einem Stundenmittel von 49,5 km/h gedreht. Doch als es ernst galt, sah halt alles wieder völlig anders aus. Der Luzerner sass unruhig auf seiner Bahnmaschine. Es fiel ihm schwer, sein Sportgerät auf der Ideallinie zu halten. Und die Beine drehten nicht so leicht wie zuvor noch im Training oder beim Aufwärmen.

Die Pneu hätten auf der Piste geklebt, schilderte Nuttli seinen ersten Eindruck. Dies veranlasste Mechaniker Roland Schär, bei der am Open des Nations engagierten Schweizer Delegation nach anderen Pneus nachzufragen. "Ich weiss nicht, was mit mir los ist", gab Nuttli seiner Enttäuschung Ausdruck. Dann erzählte er, dass er nicht mehr locker gewesen sei: "Eine Stunde vor dem Rekordversuch ging es wieder los. Plötzlich war das Nervenflattern wieder da." Damit war der Beweis erbracht, dass sämtliche Theorien über Watt, Umdrehungen pro Minute usw. an Bedeutung verlieren, sobald ein Athlet mit der Realität seiner sportlichen Tätigkeit konfrontiert ist. "Talent allein nützt nichts!" stellte Nuttli zu diesem Thema trocken fest.

Der Luzerner zeigte sich überrascht vom Medienrummel um seine Person. Rund zwei Dutzend Journalisten und Fotografen hatten sich eingefunden, um seinem Angriff auf den Stundenweltrekord beizuwohnen. Ausserdem gab es noch knapp 20 andere Zuschauer, die den Schweizer am Werk sehen wollten. So nahm Nuttli sein Unterfangen in einer leeren Halle in Angriff, in der kein Speaker Angaben zum Athleten oder gar Zwischenzeiten vermittelte. Das wird auch am Samstagnachmittag nicht anders sein. Dem Stundenweltrekord haftet zwar ein mythischer Ruf an. Doch die Zuschauer kommen nur, wenn der Athlet über einen gewissen Namen verfügt. Vor acht Jahren hatten an der gleichen Stätte über 2000 Radsport-Fans Tony Rominger zum Weltrekord geschrien.

"Die Form stimmt. Ich bin nicht übermässig enttäuscht. Beim zweiten Versuch läuft es sicher besser", sprach sich Jean Nuttli Mut zu, als er nach Abbruch des Versuches auf der ihm lieb gewordenen Rolle die Strapazen aus den Beinen fuhr. Am Luzerner alleine liegt es, heute Samstag mit 24-stündiger Verzögerung den Beweis anzutreten, dass ihm ein Platz in der Gilde berühmter Namen an Stundenweltrekordlern gebührt.

(Toni Nötzli/sda)

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