Ranghohe bosnische Kroaten vor UNO-Tribunal

Zu den Angeklagten gehören der Regierungschef der ehemaligen selbst ernannten bosnisch-kroatischen Republik Herceg-Bosna, Jadranko Prlic, dessen früherer Verteidigungsminister Bruno Stojic, die beiden Ex-Generäle Slobodan Praljak und Milivoj Petkovic sowie der frühere Kommandant der bosnisch-kroatischen Militärpolizei, Valentin Coric und Ex-Offizier Berislav Pusic.

Von Zagreb nach Amsterdam

In Begleitung ihrer Familien, Anhänger und früherer Kämpfer trafen sie am Morgen auf dem Flughafen der kroatischen Hauptstadt Zagreb ein, von wo aus sie mit einem kroatischen Linienflug nach Amsterdam gebracht wurden.

Vor den Medien bekräftigten sie erneut ihre Unschuld. Ich habe ein ruhiges Gewissen, sagte Ex-Regierungschef Prlic und fügte hinzu, das Tribunal müsse erst noch seine Schuld nachweisen.

Anklage auf Verbrechen gegen Menschlichkeit

Prlic, sein Verteidigungsminister Stojic sowie die beiden Ex-Generäle Praljak und Petkovic müssen sich wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des bosnisch-kroatischen Konflikts 1993/1994 verantworten.

Vertreibung von Nicht-Kroaten aus Südbosnien

Die Anklageschrift wirft ihnen insbesondere gemeinsames kriminelles Vorgehen zur Vertreibung von Moslems und Nicht-Kroaten aus Südbosnien vor. Die Anklage gegen Coric und Pusic wurde hingegen noch nicht veröffentlicht.

Die während des Bosnien-Krieges gegen die Serben verbündeten Bosnier und Kroaten haben sich im Verlauf des Waffengangs von 1993 bis 1994 elf Monate gegenseitig bekämpft.

Die damalige nationalistische kroatische Führung unter Franjo Tudjman hatte die bosnischen Kroaten in ihrem Kampf für eine Anbindung der überwiegend von Kroaten bewohnten Gebiete Bosniens an Kroatien unterstützt. Die bosnischen Kroaten riefen während des Krieges einseitig die so genannte Republik Herceg-Bosna aus, die international nicht anerkannt war.

(pt/sda)