Rauchverbot im Land von «Gitanes» und «Gauloises»

publiziert: Freitag, 28. Dez 2007 / 22:12 Uhr

Paris - Im Bistro um die Ecke am Tresen lehnen, an Kaffee oder Pastis nippen, dazu ein genüsslicher Zug an der Zigarette - damit ist in Frankreich bald Schluss.

Ausgequalmt auch in Frankreich.
Ausgequalmt auch in Frankreich.
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Vom 1. Januar an darf auch im Land von «Gitanes» und «Gauloises» in Restaurants, Brasserien und Bars nur noch in speziellen Raucherkabinen mit Dunstabzug gequalmt werden.

Wer etwas bestellen will, muss sich selbst zur Theke bemühen - Bedienungen müssen die maximal 35 Quadratmeter grossen, hermetisch abgedichteten «Fumoirs» erst gar nicht betreten. Auch aus Diskotheken und Kasinos ist der blaue Dunst verbannt.

Eigentlich gilt schon seit Februar 2007 zwischen Côte d'Azur und Elsass eines der strengsten Rauchverbote Europas: In öffentlichen Gebäuden vom Bahnhof bis zum Rathaus müssen die Glimmstengel an der Pforte ausgedrückt werden.

Tabu ist das Qualmen auch am Arbeitsplatz. Wer sich nicht daran hält, muss 68 Euro Strafe zahlen. Ausnahmen gelten für Gefängnisinsassen, Hotelgäste und Altersheimbewohner - die dortigen eigenen «vier Wände» gelten als Privaträume. Den Betreibern von Bar und Restaurants hatte die Regierung ein knappes Jahr Aufschub gewährt.

Europaweiter Trend

Mit der stufenweisen Verbannung der Zigaretten aus dem öffentlichen Leben folgt Frankreich einem Trend, der in Europa 2004 mit einem umfassenden Rauchverbot in Irland begann - Pubs eingeschlossen.

Auch Deutschlands Behörden und Gaststätten sind bald mehr oder weniger rauchfrei. Nicht mit dem Paukenschlag wie in Frankreich: Im Land des Föderalismus wenden die Bundesländer nach der grundsätzlichen Einigung durch die Ministerpräsidenten das Rauchverbot unterschiedlich streng an.

Ähnlich verhält es sich in der Schweiz: Im Tessin ist das Rauchen in Bars und Restaurants seit April 2007 untersagt. In Appenzell-Ausserrhoden tritt das Verbot im Januar 2008 in Kraft, im März 2008 im Graubünden und 2009 folgt der Kanton Solothurn. Noch in der Prüfungsphase ist ein Schweiz-weites Rauchverbot.

Wichtiges Datum

Im zentralistischen Frankreich dagegen ging der damalige Regierungschef Dominique de Villepin 2006 noch nicht einmal den parlamentarischen Weg eines Gesetzes. Per Regierungserlass verfügte er das zweistufige Rauchverbot.

«Der 1. Januar ist ein wichtiges Datum für die öffentliche Gesundheit in unserem Land», freut sich Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot. «Nutzen Sie doch die Gelegenheit, mit dem Rauchen aufzuhören.»

Bar-Tabac bedroht

Doch Frankreichs rund 30'000 staatlich konzessionierte Tabakverkäufer gehen auf die Barrikaden. Eine eigene Raucherkabine - wie soll das gehen im kleinen, traditionellen «Bar-Tabac»?

In vielen Dörfern sind die Cafés mit der knallroten Raute und der Tabak-Verkaufsstelle zentraler Treffpunkt, dort gibt es neben dem Morgenkaffee auch Zeitungen und Fahrscheine zu kaufen. Jetzt sehen sich die Tabakverkäufer in ihrer Existenz bedroht.

Der Berufsverband CDT verlangt Entschädigungen und weniger strenge Vorschriften für die Raucherkabinen. Kleine Verkaufsstellen auf dem Land sollen selbst entscheiden können, ob sie das Rauchen verbieten.

Doch Bachelot weiss bei ihrem Feldzug gegen das Rauchen die grosse Mehrheit der Franzosen hinter sich. So ergab eine Umfrage des Nationalen Gesundheitsinstituts INSEP, dass 71 Prozent der Franzosen insgesamt und sogar 53 Prozent der Raucher wollen, dass in Bars, Nachtclubs und Restaurants nicht mehr gequalmt wird.

(von Dorothée Junkers, dpa/sda)

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