Mauresmo bestätigte ihre Fortschritte auf Rasen nun auch gegen die Australian-Open-Siegerin Capriati. Am Netz gewann die 23-Jährige 17 von 20 möglichen Punkten, daneben war auch ihr Service der Schlüssel zum zweiten Vorstoss in die Runde der letzten vier bei einem Grand-Slam-Turnier nach 1999 (Final-Niederlage in Melbourne gegen Martina Hingis). Mauresmo musste kein Aufschlag-Spiel abgeben und gestand Capriati insgesamt nur zwei Breakbälle zu.
Die Deutlichkeit der Niederlage Capriatis überraschte, denn noch im Januar hatte die Amerikanerin gegen Mauresmo beim Australian Open klar gewonnnen (6:2, 6:2). Die vielen Regen-Unterbrechungen der letzten Tage gereichten der Weltnummer drei allerdings stärker zum Nachteil als anderen Spielerinnen. Während Mauresmo vor dem Viertelfinal einen Ruhetag genossen hatte, verliess Capriati die Anlage in Wimbledon am Dienstagabend erst rund 20 Stunden vor dem Duell gegen die Französin.
Zudem behinderte Capriati eine Schulterverletzung, die sie bereits im ersten Game erlitt. Dennoch suchte die dreifache Siegerin von Major-Turnieren keine Entschuldigungen: "Mauresmo spielte ihre beste Partie seit langem. Nur in einem Game hatte ich Chancen zu einem Break." In dieser Verfassung müsse man Mauresmo auch Chancen gegen die Williams-Sisters einräumen.
Magistrale Serena Williams
Dennoch wird Mauresmo im Halbfinal gegen Serena Williams krasse Aussenseiterin sein. Der klare Erfolg der Amerikanerin gegen Hantuchova spiegelt einerseits die Unterschiede auf dem Rasen nicht korrekt, denn die Slowakin zeigte eine starke Partie; andererseits ist der Erfolg gegen die Aufsteigerin des Jahres, die in den vergangenen sechs Monaten von Platz 38 auf Position 12 im Ranking gestürmt ist, auch ein Indiz für die Stärke von Williams.
Die möglicherweise entscheidende Szene ereignete sich im siebten Game des ersten Satzes, als Williams bei 30:40 und einem Vorstoss ans Netz ausrutschte, der Lob von Hantuchova jedoch knapp hinter der Grundlinie landete. Die Breakchance war vertan und die Slowakin gewann in der Folge nur noch zwei Spiele. Dem lag indes nicht ein Abbauen Hantuchovas zugrunde, sondern das beinahe perfekte Spiel von Williams, die mit ihrem harten Aufschlag Hantuchova, die in der Rückhand ihre stärkste Waffe hatte, immer wieder vor unlösbare Probleme stellte.
Somit steht dem Publikum wohl die Final-Reprise von Paris zwischen den Williams-Sisters, bevor, denn auch Venus ist in ihrem Halbfinal gegen Justine Henin klar favorisiert. Es wäre das dritte Duell der beiden in den letzten vier Grand-Slam-Endspielen.
Regen, Regen, Regen...
Ansonsten wurden gestern vor allem jene zufrieden gestellt, welche das spezielle Wimbledon-Feeling mit all seinen Facetten suchen. Der grosse Gewinner war der Regen: Die Partien begannen mit mehr als einer Stunde Verspätung, mussten anschliessend dreimal unterbrochen und zuletzt vorzeitig abgebrochen werden. Das grösste Spektakel bildeten jeweils die generalstabsmässig aufgezogenen Einsätze der "Platzabdecker".
Obwohl wenigstens die Frauen-Halbfinals komplettiert werden konnte, sind die Spielplan-Gestalter nach dem dritten Regentag hintereinander mehr und mehr in Bedrängnis. Im Männer-Einzel fehlt immer noch der letzte Viertelfinalist; Richard Krajicek und Mark Philippoussis, deren Partie schon auf Montag angesetzt war, konnten gestern im entscheidenden fünften Satz nur gerade zwei Games spielen. Krajicek verschaffte sich dabei mit einem Break einen grossen Vorteil. In allen anderen Konkurrenzen sind die Rückstände auf das Programm noch grösser.
Daniela Casanova in Runde 3
Einen Achtungserfolg feierte Daniela Casanova, die in der "Hängepartie" gegen Amber Liu (USA) im Entscheidungssatz mit 6:2 das bessere Ende für sich behielt. Die Ostschweizerin misst sich nun mit der 14-jährigen Tatjana Golowin, einer nach Frankreich emigrierten Moskowiterin. Chancenlos war hingegen Romina Oprandi beim 0:6, 4:6 gegen die Slowakin Linda Smolenakova.
(sda)