Reichen 50 Millionen den Bayern zum Titel?

publiziert: Freitag, 10. Aug 2007 / 00:01 Uhr / aktualisiert: Freitag, 10. Aug 2007 / 14:51 Uhr

In der Bundesliga ist ein spezielles Programm zu erwarten: Nie zuvor investierten die 18 Klubs mehr Geld in neues Personal. Für mehr als 30 Prozent der geschätzten 180 Millionen Euro kaufte Bayern München ein.

FC Bayern München gegen den Rest Deutschlands.
FC Bayern München gegen den Rest Deutschlands.
Auf dem UEFA-Papier ist die deutsche Liga nur «fünftklassig». Spanien, England, Italien und Frankreich weisen in der Fünfjahres-Wertung höhere Punktzahlen aus.

Selbst der neue Ligapräsident Reinhard Rauball gab Defizite im internationalen Vergleich zu: «Wir sind bedenklich abgerutscht und müssen unsere Position gegen ein Land wie Rumänien verteidigen.»

Bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung ist die Bundesliga indes gleich hoch einzuschätzen wie die Topklassierten. Durchschnittlich 37'644 Zuschauer verfolgten die Partien. Der Rahmen stimmt also und ist unbestritten attraktiv.

Erfolge am Verhandlungstisch

An der Münchner Säbenerstrasse beginnt das Feld der Verlierer schon bei Platz 2. Deshalb war der 4. Rang und die «Verbannung» in den UEFA-Cup für die noblen Herren am Bayern-Schaltpult nicht mehr der grossen Rede wert. Im Sommer wurde ver- und vor allem gehandelt. Uli Hoeness kehrte mit prallgefüllten Einkaufstaschen von seiner Europa-Tour zurück.

Stars wie der italienische Weltmeister Luca Toni (von Fiorentina), Frankreichs Mittelfeld-Motor Franck Ribéry (Marseille), der argentinische Internationale José Ernesto Sosa (La Plata) oder Deutschlands WM-Topskorer Miroslav Klose unterschrieben bei den Bayern, und Zé Roberto kehrte aus Brasilien zurück.

Der 20-fache Champion hat sich in der Transferperiode für Bundesliga-Verhältnisse maximal verstärkt - im deutschen TV-Markt ist für die 36 Profi-Klubs «nur» rund 693 Millionen Franken zu generieren, während in der englischen Premier League für 20 Teams mehr als 2 Milliarden bereit stehen.

Ottmar Hitzfeld kann und muss mit diesem Ensemble gewinnen. Selbst mit der B-Formation wäre das Gros seiner Berufskollegen in Deutschland vorzüglich bedient. Für die deutschen Nationalspieler Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger, Jan Schlaudraff und Marcell Jansen hat sich die Situation erheblich verändert; sie gehören beim Saisonstart nicht zur Stammformation - es sei denn, einer der gesetzten Top-Verpflichtungen fehle verletzundhalber.

Rakitic - die falsche Nummer 10?

Für 11 von 18 Coaches der Bundesliga hat Bayern mit seinem Sturmlauf durch den internationalen Markt alle Fragen nach dem Titel bereits beantwortet. Mit dem Kaufrausch des Giganten vermochte kein Konkurrent auch nur annähernd mitzuhalten. Der verblüffende Titelträger VfB Stuttgart geriet nur wegen zweier Roter Karten im Cup in die Schlagzeilen. In personeller Hinsicht ergänzten die Schwaben ihr starkes Kader aber geschickt. Herthas Regisseur Yildiray Bastürk lotsten sie ohne Ablösesumme in den Süden.

Als Juwel könnte sich Stuttgarts neuer rumänische Stürmer Ciprian Marica (von Schachtjor Donezk) entpuppen. Während Marco Streller den Basler Heimatschutz bevorzugte, beginnt für Ludovic Magnin die sechste stahlharte Saison in Deutschland. Obwohl der stürmende Linksverteidiger während der Vorbereitung durch eine Mandelentzündung behindert war, wird Trainer Armin Veh zweifelsfrei auf ihn setzen.

In der «Bayern-Liga» rechnen die Experten damit, dass sich Bremen und Schalke auf ähnlichem Niveau wie die Stuttgarter bewegen werden. Ausser Klose, der in der letzten Rückrunde allerdings formschwach war, hat Werder keine wichtige Figur verloren. Anderseits veredelt der Brasilianer Carlos Alberto (22) die rechte Mittelfeldseite. Für den Rasta-Mann von Fluminense überwies der Meister von 2004 die Vereinsrekordsumme von 7,8 Millionen Euro.

Etwas weniger Geld bezahlte Schalke, die Nummer 2 der letzten Saison, für Basels Ivan Rakitic. Der schweizerisch-kroatische Doppelbürger soll Spielmacher Lincoln ersetzen. Die Knappen pokerten hoch. Sie liessen den genialen, aber launischen südamerikanischen Spektakelproduzenten ziehen, woran sich ein Teil der Prominenz im Team erheblich störte. Der Topskorer Kevin Kuranyi stellte die Transferpolitik seines Vereins sogar öffentlich in Frage. Nicht nur er, sondern auch neutrale Beobachter bezweifeln, dass der erst 19-jährige Rakitic die richtige Nummer 10 ist. Edi Frühwirth hatte die Königsblauen 1958 letztmals zum Gewinn der Meisterschaft geführt. Unter der Regie von Rakitic, so unken Kritiker, könne das «50-Jahr-Jubiläum» nicht verhindert werden.

Barnettas Ziel: «Einen Schritt vorwärts»

Hinter den «Big Four» ist der Kandidatenkreis für die weiteren Plätze im internationalen Business vermutlich gewachsen. Leverkusen steckte weitere 14 Millionen Euro in die Mannschaft. Torschützenkönig Theofanis Gekas von Bochum und Chiles U20-WM-Star Arturo Vidal (Colo Colo) sind Qualitätsgaranten. «Im Schnitt sind wir sehr jung. Es dauert wohl schon noch eine Weile, bis wir ganz oben eingreifen können», beurteilt Leverkusens Tranquillo Barnetta (22) die Situation vorsichtig. Nach dem Erstrunden-Out im Cup in St. Pauli gelte es nun zunächst einmal die Ruhe zu bewahren.

Für Barnetta kommen für die UEFA-Cup-Plätze «etwa fünf bis sechs Teams» in Frage. Der Schweizer EM- und WM-Teilnehmer erwartet einen stärkeren Hamburger SV und ein unberechenbareres Borussia Dortmund. Im dritten Jahr mit Leverkusen will Barnetta nach einer nicht restlos überzeugenden zweiten Saison «persönlich einen Schritt vorwärts machen und damit Kontinuität erreichen». Mit Fernblick auf die EM rechnet Barnetta so oder so mit einem «aufregenden Jahr».

Professionals mit Schweizer Hintergrund sind in Deutschland zwar weiterhin nur als Randgruppe vertreten; dies wird sie aber nicht daran hindern, Schlagzeilen zu produzieren. Mladen Petric wertet auch die Offensivabteilung eines Bundesligisten diskussionslos auf. Zusammen mit Alex Frei, dessen Rückkehr nach einer Hüftoperation für Ende August vorgesehen ist, könnte der Hobby-Zauberer Petric den gewaltigen BVB-Anhang nach Jahren der Enttäuschungen (endlich) wieder einmal verwöhnen.

Herthas Verzögerung und Favres schwieriger Job

Schwieriger als angenommen ist der Job von Lucien Favre in Berlin. Allzu lang war die Hertha damit beschäftigt, sich von Altlasten und verwöhnten Jungstars wie Kevin-Prince Boateng (zu Tottenham) zu trennen. Der zweifache Meistertrainer aus Zürich fand auf dem Olympia-Gelände eine riesige Baustelle vor.

Erst zwei Neue hatten die Berliner bis zur letzten Woche vor dem Start gegen Frankfurt verpflichtet. Favre schüttelte angesichts der taktischen Unzulänglichkeiten seiner aktuellen Equipe den Kopf: «Es wird schwierig. Wir haben noch sehr viel zu tun.» Er hätte sich eine Bundesliga-Premiere unter günstigeren Voraussetzungen gewünscht.

(von Sven Schoch/Si)

 
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