Reiten: Vorschau auf Weltcupfinal der Springreiter in Mailand

Rund vier Monate fiel der 49-jährige St. Galler mit einer Bauchmuskelzerrung verletzungsbedingt aus. Er verlor dadurch seine Spitzenposition in der Weltrangliste, nicht aber die Hoffnung, wieder ganz an die Spitze zurückzukehren. "Die Verletzung ist ausgeheilt.

Gegen die Entzündung im unteren Beckenbereich muss ich aber weiterhin Medikamente schlucken und regelmässig den Physiotherapeuten aufsuchen. Wenn mich die Entzündung in Mailand nicht hemmt, ist ein Spitzenplatz möglich.

Tinka´s Boy ist trotz seiner langen Pause oder gerade deshalb in hervorragender Form", erzählt der Schweizer Teamleader, der nur dank einer Wild Card wegen seiner langen Verletzungspause überhaupt starten darf.

Freude oder Frust wird demnach das Los für den Weltcupsieger von 2001 sein, der zum siebten Mal insgesamt und zum sechsten Mal in Serie Weltcupfinalist ist. Im Jahr 2000 wurde der Kämpfer aus St. Josefen mit Tinka´s Boy Zweiter in Las Vegas, 1992 Dritter mit Shandor in Del Mar (USA).

Im Vorjahr klassierte sich der St. Galler mit "Tinky" nach verpasstem Start (Rang 16 nach dem Jagdspringen) noch als Fünfter, 2002 wurde er mit seinem inzwischen 15-jährigen Hengst Neunter.

"Wer Favorit ist, kümmert mich wenig. Ich habe genug mit mir selbst zu tun", sagt der Ostschweizer, fügt aber an, dass Rodrigo Pessoa mit Baloubet du Rouet wieder fit und in absoluter Topform sei und durchaus wieder Weltcupsieger werden könne.

Christophe Barbeau erstmals dabei

Markus Fuchs wird am dreiteiligen Finalwettbewerb vom 22. bis 25. April in Mailand nicht wie in den beiden Jahren zuvor der einzige Schweizer im Feld der 48 Finalisten aus allen fünf Kontinenten sein. Erstmals vermochte sich auch der Freiburger Christophe Barbeau zu qualifizieren.

Der 39-jährige französisch-schweizerische Doppelbürger hat mit bemerkenswerten Resultaten und Konstanz auf seiner elfjährigen Stute Querly Chin verblüfft. Der dreifache Familienvater aus Lossy, der vier Jahre in Japan lebte und japanisch spricht, wurde nicht nur Vierter am Weltcupspringen im Dezember 2003 in Genf, sondern auch in Amsterdam und sammelte auch Punkte in Göteborg (9.) und Leipzig (10.).

"Mit der Qualifikation für Mailand habe ich mein erstes grosses Saisonziel erreicht. Das zweite wäre eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen", meinte der in Paris geborene Reiter, der als seriöser Ausbildner gilt.

Pessoa, Baryard oder wieder Ehning?

Im Vorjahr triumphierte der Westfale Marcus Ehning auf seiner Oldenburger Stute Anka in Las Vegas. Der 30-jährige Stilist aus Borken führt in Mailand ein sechsköpfiges Finalfeld von Olympiasieger und Europameister Deutschland an. Meredith Michaels-Beerbaum, die gebürtige Amerikanerin aus Thedinghausen, siegte in der Westeuropaliga und hat mit dem Hannoveraner Shutterfly ein Siegpferd in Beritt. Otto Becker, Weltcupsieger 2002 in Leipzig, schont seinen Schimmel Cento für Athen und wird deshalb auf Lando setzen.

Der amtierende deutsche Meister Marco Kutscher vertraut auf den Holländer Montender, Toni Hassmann aus Lienen hat die Wahl zwischen Le Patron und Camirez. Ins Starterfeld nachgerutscht ist wegen des Verzichts von Helena Weinberg deren Landsmann, Doppel-Team-Olympiasieger Lars Nieberg, der aus vier startberechtigten Pferden Fighting Alpha ausgewählt hat.

Zu den Favoriten müssen der dreifache Weltcupsieger Rodrigo Pessoa (Br) mit Baloubet du Rouet, der Belgier Ludo Philippaerts mit Parco oder Goliath und auch die Schwedin Malin Baryard mit Butterfly Flip sowie die Nordamerikaner Beezie Madden-Patton mit Innocence, McLain Ward mit Goldika und der WM-Dritte Peter Wylde mit Lauriston der Fein Cera gezählt werden.

Ludger Beerbaum prominentester Abwesender

Nicht in Mailand starten Doppel-Europameister Christian Ahlmann (De) und der Weltranglistenerste Ludger Beerbaum. Der vierfache deutsche Olympiasieger, Weltcupgewinner 1993, aktuelle Team-Europameister und EM-Zweite verpasste die Qualifikation deutlich. Auch die US-Amazone Leslie Howard, 1986 Weltcupsiegerin unter dem Namen Leslie Burr-Lenehan, fehlt. Wegen verletzten Spitzenpferden muss auch Jos Lansink, Weltcupsieger 1994, forfait erklären.

Weltcupfinal der Springreiter in Mailand: Zeitplan:
Donnerstag, 22. April. 17.00 Uhr: 1. Finalprüfung (Jagdspringen nach Wertung C, max. Höhe 150 cm). -- Freitag, 23. April. 17.00 Uhr: 2. Finalprüfung (Springen mit Stechen nach Wertung A/max. 160 cm). -- Samstag, 24. April. 16.00 Uhr: Grand Prix (keine Weltcup-Konkurrenz, Ruhetag für Pferde am Weltcupfinal). -- Sonntag, 25. April. 3. Finalprüfung, Entscheidung (GP nach Wertung A mit zwei verschiedenen Umgängen/max. 160 cm).

Bisherige Weltcupsieger:
1979 Göteborg Hugo Simon (Ö) Gladstone 1980 Baltimore Conrad Homfeld (USA) Balbuco 1981 Birmingham Michael Matz (USA) Jet Run 1982 Göteborg Melanie Smith (USA) Calypso 1983 Wien Norman Dello Joio (USA) I Love You 1984 Göteborg Mario Deslauriers (Ka) Aramis 1985 Berlin Conrad Homfeld (USA) Abdullah 1986 Göteborg Leslie Burr-Lenehan (USA) McLain 1987 Paris Katherine Burdsall (USA) The Natural 1988 Göteborg Ian Millar (Ka) Big Ben 1989 Tampa Ian Millar (Ka) Big Ben 1990 Dortmund John Whitaker (Gb) Milton 1991 Göteborg John Whitaker (Gb) Milton 1992 Del Mar Thomas Frühmann (Oe) Genius 1993 Göteborg Ludger Beerbaum (De) Ratina Z 1994 %s-Hertogenb. Jos Lansink ( Ho) Libero 1995 Göteborg Nick Skelton (Gb) Dollar Girl 1996 Genf Hugo Simon (Oe) E.T. 1997 Göteborg Hugo Simon (Oe) E.T. 1998 Helsinki Rodrigo Pessoa (Br ) Baloubet du Rouet 1999 Göteborg Rodrigo Pessoa (Br) Baloubet du Rouet 2000 Las Vegas Rodrigo Pessoa (Br) Baloubet du Rouet 2001 Göteborg Markus Fuchs (Sz) Tinka´s Boy 2002 Leipzig Otto Becker (De) Cento 2003 Las Vegas Marcus Ehning (De) Anka

Bisherige Finalklassierungen der Schweizer:
1981 16. Walter Gabathuler Harley 1982 7. Thomas Fuchs Willora Carpets 19. Willi Melliger Trumpf Buur 1984 37. Willi Melliger Van Gogh 1985 17. Willi Melliger Beethoven, Van Gogh 1986 35. Thomas Fuchs El Lute 1988 13. Willi Melliger Corso 1989 22. Philippe Guerdat Lanciano 28. Willi Melliger Elastique 37. Thomas Fuchs Jogger 43. Walter Gabathuler Porter 1990 21. Philippe Guerdat Lanciano 1991 31. Thomas Fuchs Dollar Girl 1992 2. Lesley McNaught Pirol 3. Markus Fuchs Shandor 4. Thomas Fuchs Gaston, Dylano 1993 10. Lesley McNaught Pirol 1994 7. Beat Grandjean Sir Archy 12. Lesley McNaught Goldrausch 16. Stefan Lauber Lugana 31. Philippe Guerdat Biscayo 1995 3. Lesley McNaught Barcelona, Doenhoff 15. Grégoire Oberson Showtime 26. Beat Mändli Don Ramiro 30. Hansueli Sprunger Master Maddox 1996 2. Willi Melliger Calvaro 11. Lesley McNaught Dudley, Alex 15. Urs Fäh Jeremia 22. Hansueli Sprunger Master Maddox, El Padrino 31. Grégoire Oberson Showtime 1997 4. Beat Mändli City Banking 9. Willi Melliger Calvaro 11. Lesley McNaught Dulf 1998 30. Stefan Lauber Royal Future 31. Willi Melliger Domina 1999 4. Beat Mändli Pozitano 6. Lesley McNaught Dulf 13. Willi Melliger Calvaro 22. Markus Fuchs Tinka´s Boy 2000 2. Markus Fuchs Tinka´s Boy 3. Beat Mändli Pozitano 2001 1. Markus Fuchs Tinka´s Boy 4. Willi Melliger Calvaro 2002 9. Markus Fuchs Tinka´s Boy 2003 5. Markus Fuchs Tinka´s Boy

(von Peter Wyrsch/Si)