Rendez-vous zweier Meisterkandidaten

publiziert: Samstag, 9. Dez 2006 / 00:05 Uhr

Am letzten Spieltag der Super League Vorrunde empfängt Zürich den unberechenbaren Emporkömmling Sion zum Rendez-vous zweier Meisterkandidaten. Der topklassierte Titelhalter könnte mit einem Sieg gegen die Walliser die Zäsur erzwingen.

Lucien Favre, der Zürcher Meistertrainer, bleibt sich und seinen Grundsätzen treu.
Lucien Favre, der Zürcher Meistertrainer, bleibt sich und seinen Grundsätzen treu.
Für den aus dem Takt geratenen Stadtrivalen GC steht in Schaffhausen der Stopp der Serie von drei Niederlagen im Vordergrund. Der lange überraschenden Equipe von Krassimir Balakov droht sonst bei Meisterschaftshälfte gar der Rückfall auf Platz 6. Basel, aus pekuniärer Optik betrachtet immer noch ein Gigant der Liga, aber ohne jegliche Konstanz, will in Aarau keine weitere Geschenke verteilen.

Wegweisendes Spitzenduell

Die Spitzenpartie im wahrscheinlich sehr gut besetzten Hardturm - Zürich rechnet mit gegen 14 000 Zuschauern - ist unter verschiedenen Aspekten interessant. Zum einen tritt Sven Hotz nach 20-jähriger Präsidentschaft ins zweite Glied zurück und wird deshalb mit speziellen Emotionen auf der Tribüne sitzen, andererseits könnte der FCZ den Herausforderer Sion um acht Punkte distanzieren. Im fernen Bern verliert mit St. Gallen unter Umständen ein zweiter (mit Sion punktgleicher) hartnäckiger Kontrahent den Anschluss.

Lucien Favre, der Zürcher Meistertrainer, blieb sich und seinen Grundsätzen 24 Stunden vor dem attraktiven Duell treu. Er zählte vor den eigenen Qualitäten jene der Gäste auf. Die Flügel seien schnell, die Stürmer gefährlich. «Constantin will den Titel gewinnen», rief Favre in Erinnerung. «Vielleicht wiederhole ich mich. Aber jeder Gegner ist schwierig zu spielen. Sechs Teams spielen vorne mit. Es ist eng.»

Tihinen mit neuem Spitznamen «Hannubal Lector»

Nicht oder nur teilweise stehen dem Zürcher Coach die angeschlagenen Von Bergen, Eudis und Alphonse zur Verfügung. Für von Bergen rückt Hannu Tihinen trotz gebrochener Nase nach - der Finne trägt nicht nur eine transparente Maske, sondern in Anlehnung an den Filmklassiker «Das Schweigen der Lämmer» auch den neuen Spitznamen «Hannubal Lector».

Eudis und Alphonse halten einem längeren Belastungstest mutmasslich nicht stand. Die Handicapierten benötigen die dringende Pause bis zum Trainingsstart Anfang Januar zur Regeneration der strapazierten Muskeln und Knochen.

Ansonsten trübt die Zürcher Hochlage nichts. Über den kompletten Schneeausfall regt sich beim Schweizer Fussball-Meister im Gegensatz zur nationalen Ski-Elite selbstredend niemand auf. Von einer besonderen Anspannung war nichts zu spüren, zu gross ist offenbar das Vertrauen in die eigene Klasse.

Der Höhepunkt der Trainingseinheit auf dem satten Grün der Allmend Brunau war (wie immer) das Lattenschiessen. Raffael überliess die Blamage, als Einziger die Torumrandung nicht zu treffen, mit dem letzten Anlauf Johnny Leoni. Der Keeper hatte umgehend 30 Getränke zu berappen.

Keine falsche Zurückhaltung

Im Wallis ist seit ein paar Wochen vor allem auswärts keine überdurchschnittlich erfolgreiche «Spassgesellschaft» am Werk. Vor Wochenfrist vermied Sion gegen Schaffhausen um Haaresbreite ein Heimdebakel. In Unterzahl stürmte der Aufsteiger allerdings auf beeindruckende Weise vom 0:2 zum 2:2-Remis.

Gabet Chapuisat, seit zwei Spielen Christian Constantins Statthalter auf der Trainerbank, formulierte angesichts der drohenden Achtpunkte-Differenz bereits einmal die in solchen Lagen obligate Devise «Verlieren verboten». Von seiner Mannschaft verlangt er einen herzhaften Auftritt ohne falsche Zurückhaltung.

Chapuisat war überdies darum bemüht, eine mögliche Polemik um sein Verhältnis zu Favre bereits im Keim zu ersticken. «Es ist kein Spiel Favre gegen Chapuisat, sondern die Partie Zürich gegen Sion. Für mich ist das Spiel zudem besonders, weil ich einst für den FCZ gespielt habe», betonte Chapuisat.

Sein hässliches Foul gegen Favre liegt mittlerweile 21 Jahre zurück. Auf freundschaftlicher Ebene werden die beiden Romands nie mehr verkehren, aber eine Feindschaft besteht nicht. Favre mag das (aufgewärmte) Thema schon gar nicht kommentieren.

Sportlich interessante Ausgangslage

Die sportlich interessante Ausgangslage beanspruchte in den verschiedenen Foren mehr Platz als der Dekaden zurückliegende Konflikt der Coaches. Fernandes Gelson (20) beispielsweise, das landesweit umworbene Mittelfeldtalent, machte sich am Tag vor der Reise nach Zürich ausschliesslich über den Vergleich mit der besten Schweizer Klubmannschaft Gedanken: «Wir sollten den negativen Druck vergessen und das Jahr wenn möglich mit einem positiven Resultat beenden. Das Spiel ist ohne Frage sehr wichtig und speziell. An den möglichen Rückstand von acht Punkten sollte niemand denken.»

Super League, 18. Runde - Übersicht

FC Zürich - Sion (letzter Direktvergleich: 2:2) -- Samstag, 9. Dezember, 17.45 Uhr (SF2 live). -- Absenzen: Schneider, Stucki, Stanic (alle verletzt), von Bergen (angeschlagen); Chedli, Pinto (beide gesperrt), Chihab, Di Zenzo (beide verletzt). -- Fraglich: Eudis, Alphonse. -- Statistik: Zürich hat gegen die Walliser seit sechs Jahren (1:3 am 18. November 2000) kein Heimspiel mehr verloren. In den vergangenen vier Runden gewann der Meister das Maximum von zwölf Punkten. Der Herausforderer Sion hingegen verlor am letzten Spieltag beim 2:2 gegen Schaffhausen an Terrain.

Young Boys - St. Gallen (1:2) -- Samstag, 17.45 Uhr (Teleclub live). -- Absenzen: Varela, Wölfli (beide gesperrt), Kavak (verletzt); Callà, Gjasula (beide verletzt). -- Fraglich: keiner; Feutchine. -- Statistik: YB hat sich mit drei Siegen in Serie wieder zur seriösen Grösse gesteigert. Zuvor erreichten die Berner nie eine gleich lange Reihe von Erfolgen. Die Ostschweizer könnten sich mit einem Sieg und bei einem gleichzeitigen Punktverlust Sions vor der Winterpause auf Platz 2 einreihen.

Schaffhausen - Grasshoppers (0:5) -- Samstag, 17.45 Uhr (Teleclub live). -- Samstag, 17.45 Uhr. -- Absenzen: Fabinho (verletzt); Weligton (gesperrt), Langkamp (verletzt). -- Fraglich: Weller; keiner. -- Statistik: Im Sinkflug befinden sich derzeit die Grasshoppers. Seit Krassimir Balakov laut an den Titelgewinn gedacht hat, geht bei den den Zürcher nicht mehr viel. Auf europäischer Ebene reihten sie drei Niederlagen aneinander, im Championat verliessen die Hoppers das Feld ebenfalls dreimal in Serie ohne Punkte. Von acht Heimspielen hat Schaffhausen nur zwei gewonnen -- ausgerechnet gegen die Prominenz aus Basel und YB.

Aarau - Basel (1:3) -- Sonntag, 16 Uhr (Sat1 live). -- Absenzen: Berisha, De Almeida, Opango (alle verletzt); Smiljanic, Carignano, Eduardo, Dzombic (alle verletzt)-- Fraglich: Fotheringham; Buckley, Chipperfield (beide Todesfall in der Familie). -- Statistik: Die letzten beiden Heimspiele gewannen die Aargauer ohne Gegentreffer. Basel hat nach wie vor im Sinn, den Kurs zu korrigieren. Gegen Luzern (3:0) präsentierten sich die Basler von der besseren Seite. Nun wollen sie ein zweites Mal in Folge gewinnen. Dieses «Kunststück» gelang dem FCB in dieser Saison erst einmal!

Luzern - Thun (1:1) -- Sonntag, 16 Uhr. -- Absenzen: Mehmeti, Righetti (beide verletzt); Schönenberger, Hämmerli, Dosek, Galli, Sinani (alle verletzt). -- Fraglich: Lambert; Senaya Jr. (krank). -- Statistik: Für den FCL kommt die Winterpause keinen Tag zu früh. Der Aufsteiger hat zuletzt erheblich nachgelassen. Die Konkurrenz im unteren Bereich der Tabelle hat den Rückstand auf vier und weniger Punkte verringert. In den letzten vier Partien gewannen die Innerschweizer nur einen Punkt. Thuns Bilanz ist ähnlich trüb. Seit 215 Minuten hat kein Berner Oberländer mehr getroffen.

Rangliste (je 17 Spiele):
1. Zürich 37. 2. Sion 32 (34:24). 3. St. Gallen 32 (29:21). 4. Grasshoppers 30. 5. Basel 27 (36:29). 6. Young Boys 27 (27:23). 7. Luzern 16. 8. Schaffhausen 14 (15:29). 9. Thun 14 (10:32). 10. Aarau 10.

(smw/Si)

 
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