"Das war unfair", ärgerte sich Lüthi über das Manöver von Suter-Markenkollege Marquez. Der 19-jährige Spanier drängte eingangs der letzten Runde den führenden Schweizer immer weiter an den Pistenrand. Lüthi blieb nichts mehr anderes übrig, als den "Notausgang" übers Gras zu nehmen, wodurch er gleich vier Positionen einbüsste. "Ich konnte am Ende der Geraden nur noch geradeaus fahren, sonst wäre ich gestürzt", klagte Lüthi, der nach dem Rennen so wütend war, dass er den über seinen Sieg jubelnden Marquez auf der Ehrenrunde kräftig in die Seite boxte.
Dieser Hieb, der im Normalfall als unsportlich beurteilt und geahndet wird, wird für Lüthi allerdings ebenso wenig Folgen haben wie das grenzwertige Überholmanöver für Marquez. Lüthi und sein Manager und Teamchef Daniel Epp sprachen noch vor der Siegerehrung bei der Rennleitung vor. "Das Manöver wurde von den Stewards als hart an der Grenze eingestuft. Da Tom aber nicht gestürzt ist, wird Marquez nicht bestraft", erklärte Epp.
Epp: "Konkurrent ausgeschaltet"
Der Basler spekulierte danach darüber, dass bei einem anderen Fahrer als Marquez, der als kommender Top-Star der Szene gilt, "ein anderer Entscheid gefällt worden wäre. Ich unterstelle Marquez sogar eine Absicht hinter diesem Manöver. Es hätte genügend Platz gehabt für beide in dieser Situation. Doch Marquez wusste, dass er so den letzten verbliebenen Konkurrenten um den Sieg ausschalten konnte."
Lüthi seinerseits sagte, dass "ich mich schon auf den Fight in der letzten Runde gefreut hatte. Ich hätte Marquez am Ende der Geraden fürs Erste den Vortritt gelassen und dann versucht, ihn wieder zu überholen." Ihm nütze hingegen gar nichts, dass "sich Marquez nachträglich bei mir entschuldigt hat. Zwar ist die Moto2-Klasse eine wilde und harte Kategorie, doch er verhielt sich unfair", so der von der Pole-Position gestartete Berner, der fünf Runden vor Schluss des Rennens die Führung übernommen hatte.
Nur 11 statt 25 Punkte
Der 5. Schlussrang ist für Lüthi, der auf dem Circuit in Katar alle Trainings und das Qualifying dominiert hatte, eine herbe Enttäuschung: "Es ist schade, wir nehmen einige Punkte weniger mit als erhofft." Statt der möglichen 25 Punkte für den Sieg (oder deren 20 für den 2. Platz), hat der 125er-Weltmeister von 2005 nur elf Punkte auf dem Konto.
Die Plätze hinter Marquez, dem letztjährigen WM-Zweiten, der seinen bereits 18. GP-Sieg feierte, belegten der Italiener Andrea Iannone und der Spanier Pol Espargaro.
Punkte für Krummenacher
Ein starkes Rennen zeigte Randy Krummenacher. Der Zürcher, der nur von Position 21 gestartet war, holte als Elfter seine ersten WM-Punkte seit letztem Juli, als er auf dem Sachsenring Vierter geworden war. Dominique Aegerter hingegen verpasste als 18. die Top 15 überraschend deutlich. "Es ging nichts, ich hatte den nötigen Speed nicht", so der Berner. Marco Colandrea klassierte sich in seinem ersten Moto2-Rennen im 27. Rang.
Resultate:
Losail. Grand Prix von Katar. MotoGP (22 Runden à 5,38 km/118,36 km): 1. Jorge Lorenzo (Sp), Yamaha, 42:44,214 (165,328 km/h). 2. Dani Pedrosa (Sp), Honda, 0,852. 3. Casey Stoner (Au), Honda, 2,908. 4. Cal Crutchlow (Gb), Yamaha, 17,114. 5. Andrea Dovizioso (It), Yamaha, 17,420. 6. Nicky Hayden (USA), Ducati, 28,413. Ferner: 10. Valentino Rossi (It), Ducati, 33,665. 12. Colin Edwards (USA), Suter-BWM, 58,008.
Moto2 (20 Runden/107,6 km): 1. Marc Marquez (Sp), Suter, 40:34,225 (159,130 km/h). 2. Andrea Iannone (It), Speed Up, 0,061. 3. Pol Espargaro (Sp), Kalex, 1,351. 4. Esteve Rabat (Sp), Kalex, 1,639. 5. Tom Lüthi (Sz), Suter, 3,981. 6. Scott Redding (Gb), Kalex, 6,678. Ferner: 11. Randy Krummenacher (Sz), Kalex, 12,750. 18. Dominique Aegerter (Sz), Suter, 28,802. 27. Marco Colandrea (Sz), FTR, 1:19,054.
Moto3 (18 Runden/96,84 km): 1. Maverick Viñales (Sp), FTR Honda, 38:40,995 (150,204 km/h). 2. Romano Fenati (It), FTR Honda, 4,301. 3. Sandro Cortese (De), KTM, 18,013.
(fest/Si)