Riesenerfolg für KISS im Vorarlberg

publiziert: Montag, 21. Sep 2009 / 11:04 Uhr / aktualisiert: Montag, 21. Sep 2009 / 11:42 Uhr

4 Meldungen im Zusammenhang
Oh... Ich hoffe nicht, dass Sie zu lesen begonnen haben, weil Sie glauben, die legendäre Make-Up-Rock-Gruppe KISS habe im «Ländle» drüben ein Konzert gegeben. Nein. Das wäre wesentlich appetitlicher gewesen als das, worum es hier wirklich geht, um den Erfolg der nationalistischen FPÖ an den Vorarlberger Landtagswahlen.

Nachdem die FPÖ bei den letzten Wahlen 2004 von über 27 auf knappe 13% abgestürzt war, hat sie am Sonntag diesen Stimmenanteil fast verdoppelt und kommt nun wieder auf knapp über 25%. Von dem her wäre diese Wiederauferstehung nicht der Rede wert gewesen, war doch 2004 das Jahr der Parteispaltung, in dem es mit der FPÖ drunter und drüber ging. Doch die bisher eher dezent und zurückhaltenden Vorarlberger Freiheitlichen führten in diesem Jahr einen Wahlkampf, der es an Anstand und Würde fehlen liess, dafür aber mit Antisemitismus und Fremdenhass punktete. Scheinbar – und leider – mit Erfolg.

Die neue Rhetorik des Spitzenkandidaten Dieter Egger basierte dabei – ja, wir sind endlich bei des Rätsels Lösung – auf dem Motto «Keep it simple and stupid - KISS». Oder – wesentlich passender für diese deutsch-national angebräunte Heimat-Partei: Halt es einfach und blöd.

Diese erfolgreiche Verdummungsstrategie, die beim Wähler vor allem an diffuse Ängste und Vorurteile appelliert, wurde im ganzen Wahlkampf durchgezogen: Auf Plakaten, in Interviews und im Internet wurde auf der Heimatschutz-Schiene mit Volldampf gefahren. Und der Erfolg gibt der FPÖ recht, auch wenn die Partei nach antisemitisch anmutenden Äusserungen Eggers in Zukunft von der Mitwirkung in der Regierung ausgeschlossen ist: Die konservative ÖVP konnte nämlich ihre absolute Mehrheit halten und verzichtet in Zukunft auf die der FPÖ bisher freiwillig eingeräumte Regierungsbeteiligung.

Manche Leser werden jetzt über die dummen Ösis kichern, die zu einem Viertel einem selbst-definiert blöden Wahlkampf nach gelaufen sind. Naja... das Gackern sollten diese geflissentlich runter schlucken. Denn der FPÖ-Vorarlberg Wahlkampf samt der KISS-Strategie ist ein Eins-zu-eins-Import aus der Schweiz!

Nach der Niederlage an der letzten Landtagswahl suchte die FPÖ des Ländles nach Inspiration und fand sie denn auch in den Plakaten, die ein paar Kilometer weiter ennet des Rheins rumzuhängen pflegen: Schwarze Schafe, rote Ratten, gerupfte Hühner – ja, das zieht. Egal wie Heimat verbunden man als Partei auch erscheinen mag, da ein bewährter Fachmann fast immer für Erfolg birgt, heuerte man die Goal AG aus Dübendorf an, um sich rhetorisch ausbilden zu lassen und die Plakate zu konzipieren. Das ist dieselbe Firma, die mit ihren Kampagnen für die SVP in der Schweiz seit Jahren für rote Köpfe und Schlagzeilen sorgt.

KISS hat in der Schweiz seit Jahren teils durchschlagenden Erfolg. Dabei wird immer auch auf die extreme Empörung der politischen Gegner und deren Presse spekuliert, die durch die mit den Plakaten einhergehenden Schlagzeilen für eine Multiplikation der Werbewirkung sorgen.

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch ausländische Parteien am nationalistischen Ende des Parteienspektrums die Taktik der einstigen Blocher-Truppe anwenden würden, ist diese doch eine der besten Methoden, jene an die Urnen zu locken, die sich ansonsten unverstanden, benachteiligt und durch rationale Argumente überfordert fühlen. Die Vorarlberger Wahlen vom Sonntag haben nun bewiesen, dass dies auch jenseits der Schweizer Grenzen funktioniert

Die SVP behauptet von sich ja immer, nichts mit den Nationalisten im Ausland gemein zu haben. Von nun an dürfte das aber etwas schwerer fallen – KISS sei dank.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Etschmayer Der US-Vorwahlkampf nimmt immer absurdere Formen an und ausgerechnet Herman Cain, der ehemalige Chef einer Pizzakette zeigt, ... mehr lesen 1
Herman Cain: 9-9-9 oder nein, nein, nein!?
SVP-Chefwerber Alexander Segert mit dem Schäfli-Plakat.
Bern - Die SVP hat laut Christoph ... mehr lesen
Wien - In Österreich hat ein für die ... mehr lesen
Der Entwickler des Spiels gestaltet auch die Kampagnen der SVP.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle laut einem Geheimplan daher ein volksnaher Alternativvorschlag vor den Wahlen als Killer-Argument gegen die Initiative publik gemacht werden. Dass dieser noch nicht öffentlich ist, liegt mal wieder am Geld. mehr lesen  
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und nein, ROSS ist kein armes Schwein, sondern ein Computerprogramm. mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein ... mehr lesen
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Der Kauf eines neuen Dufts ist immer ein Erlebnis, besonders in einer Parfümboutique.
Shopping Die zauberhafte Welt der Duft- und Parfümboutiquen Duft- oder Parfümerieboutiquen sind besondere Geschäfte, die sich auf den Verkauf von Düften und Parfüms spezialisiert haben. Sie bieten eine grosse ...
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 13°C 18°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Basel 14°C 21°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
St. Gallen 12°C 15°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen recht sonnig
Bern 13°C 19°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
Luzern 13°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Genf 14°C 20°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich sonnig
Lugano 17°C 20°C bedeckt mit Gewitternleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten