Risiko grösser als angenommen

Risiko von Reaktorkatastrophe wird unterschätzt

publiziert: Dienstag, 22. Mai 2012 / 19:55 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 22. Mai 2012 / 20:25 Uhr
Momentan seien weltweit 440 Kernreaktoren in Betrieb, 60 weitere befänden sich in Planung.
Momentan seien weltweit 440 Kernreaktoren in Betrieb, 60 weitere befänden sich in Planung.

Mainz - Das weltweite Risiko für einen katastrophalen Reaktorunfall ist Mainzer Forschern zufolge grösser als angenommen. Mit dem momentanen Bestand an Atomkraftwerken könne es etwa einmal in 10 bis 20 Jahren einen GAU geben, also den grössten anzunehmenden Unfall, wie der Atmosphärenchemiker Jos Lelieveld ausrechnete.

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Dies sei deutlich häufiger als in der Vergangenheit geschätzt, teilte das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz am Dienstag mit. Nach der Analyse tragen im weltweiten Vergleich die Einwohner im dicht besiedelten Südwestdeutschland durch die zahlreichen Atomkraftwerke an den Grenzen zu Frankreich und Belgien das höchste Risiko einer radioaktiven Verseuchung.

Westeuropa - inklusive Deutschland - werde wahrscheinlich einmal in etwa 50 Jahren mit mehr als 40 Kilobecquerel radioaktivem Cäsium-137 pro Quadratmeter belastet. Nach einer Definition der Internationalen Atomenergie Behörde (IAEA) gilt ein Gebiet ab diesem Wert als radioaktiv kontaminiert.

Momentan seien weltweit 440 Kernreaktoren in Betrieb, 60 weitere befänden sich in Planung. Um die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze zu ermitteln, berechneten die Forscher die Laufzeit aller Kernreaktoren weltweit von der Inbetriebnahme des ersten zivilen Reaktors bis heute. Diese Summe - 14 500 Jahre - teilten sie durch die Zahl von vier Kernschmelzen - eine in Tschernobyl und drei in Fukushima.

«Daraus ergibt sich, dass es in 3625 Reaktorjahren zu einem GAU kommt», erklärte Lelieveld. Selbst wenn dieses Ergebnis auf 5000 Reaktorjahre aufrundet wird, liege das Risiko 200-mal höher als Schätzungen der US-amerikanischen Zulassungskommission für Kernreaktoren im Jahr 1990 ergaben. Nicht berücksichtigt wurde in der Studie, wie alt ein Reaktor ist, von welcher Bauart und in welchem Gebiet er liegt.

«Wenn wir Fukushima nur als einen GAU betrachten, verringert sich das Risiko um die Hälfte», sagte Lelieveld. Mit einem Modell berechneten die Atmosphärenchemiker zudem, wie sich die radioaktive Belastung nach einem GAU verteilt. Demnach würde die Hälfte des radioaktiven Cäsium-137 mehr als 1000 Kilometer, ein Viertel weiter als 2000 Kilometer transportiert. Die Studie ist im Journal «Atmospheric Chemistry and Physics» veröffentlicht.

(fest/sda)

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