Robra will Aschwanden nacheifern

Vor vier Jahren hatte Sergei Aschwanden in Peking mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Limit bis 90 kg auf spektakuläre Art und Weise für einen Schweizer Höhepunkt gesorgt. Der gebürtige Urner mit kenianischer Mutter, Berner Kindheit und Waadtländer Wahlheimat hatte dadurch zwei verpatzte Olympia-Teilnahmen ausgelöscht, nachdem er schon zwei EM-Titel, weitere EM- und WM-Medaillen gesammelt hatte.

Mit nicht ganz so umfangreichem Palmares, aber mit immerhin zwei EM-Bronzemedaillen als Top-Erfolgen geht Juliane Robra in London auf die Matte. Nationaltrainer-Assistent Ran Grünenfelder sagt: «Für Juliane sprechen die Zielstrebigkeit und ihre physischen Voraussetzungen.»

Als Elfjährige in die Schweiz gekommen

Robra hatte nach dem Gewinn ihrer ersten EM-Bronzemedaille vor zwei Jahren bei den folgenden Grossanlässen Rückschläge verkraften müssen (WM-Forfait 2010 wegen Knieverletzung, frühzeitiges Ausscheiden an EM und WM 2011). Dennoch blieb sie stets überzeugt, sich auf dem richtigen Weg zu befinden. «Ich habe schon vor den letzten WM im letzten Spätsommer in Paris sehr gut trainieren können, bin stabil an die Leistungsgrenze gegangen, ohne zu überzocken.» Auch hatte sie gesundheitliche Probleme überwunden.

Robra war im Alter von 11 Jahren in die Schweiz gekommen. Ihr Vater war im Kirchen-Weltrat, dessen Zentrale sich in Genf befindet, einer entsprechenden Berufung gefolgt und liess sich mit seiner Familie in der Calvin-Stadt nieder. Seit 2002 hat die gebürtige Deutsche den Schweizer Pass.

Das Trainingsdomizil der Genferin ist Magglingen. «Da kann ich auch auf tolle Physiotherapie und ärztliche Hilfe zählen. Dann habe ich mit Désirée Gabriel eine gute Trainingspartnerin in meiner Gewichtsklasse. Dazu mehrere ambitionierte männliche Junioren. Und schliesslich ist da natürlich meine langjährige Trainerin Monika Kurath, die sich seit Jahren ehrenamtlich für mich engagiert.»

Einzige Schweizer WM-Medaillengewinnerin im Frauen-Judo

Für die Olympia-Vorbereitung erhielt Robras Trainerin Kurath als Fachleiterin für Jugend und Sport von ihrem Arbeitgeber, dem Bundesamt für Sport, mehr Freiraum. Robra: «Monika fordert und fördert mich.» Monika Kurath ist zwar die nach wie vor einzige Schweizer WM-Medaillengewinnerin im Frauen-Judo (1997 Bronze bis 48 kg in Paris), konnte sich selbst aber nie für Sommerspiele qualifizieren. Das Frauen-Judo ist seit 1992 olympisch.

In London wird Robra voraussichtlich durch ihre Eltern und ihre vier Brüder unterstützt. Auch wollen noch Freunde oder weitere Familienmitglieder aus Deutschland anreisen, wo es für die gebürtige Deutsche am Schweizer Nationalfeiertag auf der Matte ernst gilt.

Der ausgebildete Freiburger Automechaniker Ludovic Chammartin (60 kg) gilt als Aussenseiter im leichtesten Limit. Mit unter anderen drei Weltcup-Podestplätzen im Verlauf der Olympia-Qualifikation hat er sich nach London gekämpft.

Bislang erreichte das Schweizer Judo vier Olympia-Medaillen. Neben Bronze von Aschwanden 2008 in Peking gab es 1976 und 1980 auch noch Bronze und Gold von Jürg Röthlisberger sowie Silber durch Eric Hänni (1964).

(knob/Si)