Erb-Prozess

Rolf Erbs Anwalt findet Strafverfahren unfair

publiziert: Dienstag, 24. Sep 2013 / 15:48 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 24. Sep 2013 / 16:26 Uhr
Unternehmer Rolf Erb.
Unternehmer Rolf Erb.

Zürich - Das Strafverfahren sei unfair, sein Mandant Rolf Erb werde verunglimpft: Anwalt Lorenz Erni hat am Dienstag vor dem Zürcher Obergericht die Ermittler und das Winterthurer Bezirksgericht kritisiert.

7 Meldungen im Zusammenhang
Staatsanwaltschaft und Richter hätten sich mit Erbs Argumenten gar nie ernsthaft auseinandergesetzt. Stattdessen hätten sie den 62-Jährigen vorverurteilt.

Mit dem erstinstanzlichen Urteil gegen Rolf Erb ist Erni nicht nur inhaltlich unzufrieden - auch der Ton passt dem Anwalt überhaupt nicht. Sein Mandant, der im März 2012 zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war, werde als Trödler und Drückeberger dargestellt, weil er das Strafverfahren verzögert habe. «Eine solche Verzögerungstaktik gab es aber nicht», sagte er vor Gericht.

Die Trödler sind gemäss Erni vielmehr bei den Ermittlern zu suchen. Erb habe zu rund 100 Einvernahmen erscheinen müssen. Die Ermittlungen seien nur sehr langsam vorangegangen. Auch mit dem aktuellen Berufungsverfahren ist der Anwalt unglücklich. Er habe in die 1150 Aktenordner im Keller der Staatsanwaltschaft nicht genügend Einsicht erhalten.

Zu wenig Know-How für Bilanz-Fälschungen

Inhaltlich setzte Erni in seinem Plädoyer aber auf die gleichen Argumente wie die Verteidigung vor über einem Jahr vor dem Winterthurer Bezirksgericht. Rolf Erb habe zwar unbestritten eine wichtige Aufgabe innerhalb des Familienkonzerns bekleidet, doch das Sagen habe sein Vater Hugo gehabt. «Kein Entscheid wurde an Hugo vorbei gefällt.» Die Verantwortung für die Bilanzen, die «von der Rechnungslegung her vielleicht nicht Ordnung sind», liege beim 2003 verstorbenen Vater.

Dieser habe schon früh begonnen, «Massnahmen zur Steueroptimierung» anzuwenden. Zusammengearbeitet habe er dabei mit seinem Revisor, der gleichzeitig sein Freund gewesen sei. Der Revisor, der den Betrug gedeckt haben soll, starb 2003 - im gleichen Jahr wie Patron Hugo Erb. Erni attestierte seinem Mandanten Rolf Erb zudem «nicht genügend Know-How» für Manipulationen. Er sei mehr mit der operativen Führung betraut gewesen als mit Abschlüssen.

Was jedoch erstaunt: Obwohl Erb am ersten Prozesstag passend dazu sagte, dass «Buchhaltung nie mein stärkstes Fach war», konnte er auf Fragen zu den Finanzen ohne lange zu überlegen detailliert Auskunft geben.

Nie um eine Antwort verlegen

Die Staatsanwältin glaubt nicht an angeblich mangelndes Wissen. Erb habe in seinem Geschäftsgebaren jeglichen Anstand vermissen lassen und über Jahre ein ausgeklügeltes Lügengebilde aufrecht erhalten. Tagtäglich habe er Mitarbeiter, Lieferanten und Banken angelogen und sei nie um eine Antwort verlegen gewesen. «Und das nur, um seinen feudalen Lebensstil weiterführen zu können.»

Sein Verschulden beurteilte sie als «sehr schwer», weshalb eine unbedingte Freiheitsstrafe von zehn Jahren angebracht sei. Das Urteil aus Winterthur sei mit acht Jahren zu mild. Ihr sei in der Schweiz kein grösserer Fall von Wirtschaftskriminalität bekannt als der Fall Erb.

Erb ist wegen gewerbsmässigen Betrugs, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung angeklagt. Er soll während fünf Jahren Abschlüsse manipuliert haben, um die immense Verschuldung der Erb-Gruppe zu verschleiern und dem Konzern so weitere Bankkredite zu sichern. Im Jahr 2003 stürzte das Kartenhaus zusammen. Die Erb-Pleite hinterliess einen Schuldenberg in dreistelliger Millionenhöhe.

 

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Der Berufungsprozess gegen ... mehr lesen
Rolf Erb sprach das Schlusswort.
Im Jahr 2003 war anfangs von Forderungen von insgesamt knapp 3 Mrd. die Rede. (Archivbild)
Zürich - Rolf Erb, der sich in dieser ... mehr lesen 1
Zürich - Seit zehn Jahren steht Rolf Erb wegen der Erb-Pleite und dem Strafverfahren im Fokus der Öffentlichkeit. Deshalb forderte sein Anwalt für den 62-Jährigen nun eine «angemessene Genugtuung» vom Staat. mehr lesen 
Winterthur - Am ersten Tag des Berufungsprozesses hat Rolf Erb ... mehr lesen
Einer der Auslöser des Zusammenbruchs sei der Irak-Krieg gewesen. (Symbolbild)
Winterthur - «Geldgierig», «egoistisch» und mit «sehr grosser krimineller Energie»: Das Winterthurer Bezirksgericht hat das schriftliche Urteil im Erb-Prozess veröffentlicht und kritisiert den Verurteilten Rolf Erb darin aufs Schärfste. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Winterthur - Der ehemalige Chef des Erb-Konzerns hat am Donnerstag eine Niederlage einstecken müssen: Rolf Erbs Last-Minute-Schenkungen an seine Zwillingssöhne werden rückgängig gemacht. Trotzdem muss er vorerst nicht aus dem Thurgauer Schloss Eugensberg ausziehen. mehr lesen 
Winterthur ZH - Rolf Erb, der ehemalige Chef des Erb-Konzerns, will seine Verurteilung zu acht Jahren Freiheitsstrafe nicht akzeptieren. Sein Verteidiger erklärte am Donnerstag noch im Gerichtssaal, dass sein Mandant das Urteil ans Zürcher Obergericht weiterziehen werde. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem eigenen Mofa frühzeitig viele Erfahrungen im Strassenverkehr.
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem ...
Publinews Jugendliche schätzen Aktivität und Mobilität. Statt ständig auf Eltern oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, lohnt es sich, über den Besitz eines eigenen Mofas nachzudenken. Schliesslich bietet es mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. mehr lesen  
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen  
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und ... mehr lesen  
Für die Solarwirtschaft wurden die Berufe «Solarinstallateur/in EFZ», «Solarmonteur/in EBA» eingeführt.
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 3°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 1°C 6°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 7°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten