Rolle der Wälder in Klimaverhandlungen

publiziert: Freitag, 5. Nov 2010 / 09:14 Uhr
Stefanie Engel ist Professorin für Umweltpolitik und Umweltökonomie an der ETH Zürich.
Stefanie Engel ist Professorin für Umweltpolitik und Umweltökonomie an der ETH Zürich.

Rund 20% der globalen Treibhausgasemissionen entstehen durch die Abholzung von Wäldern. In Brasilien werden zum Beispiel jährlich rund 3’100’000 Hektaren gerodet. Das entspricht etwa 75% der Fläche der Schweiz. Die Überlegung liegt nahe, die Abholzung von Wäldern in die Klimaverhandlungen einzubeziehen.

3 Meldungen im Zusammenhang
Während der COP15-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 wurde in diesem Zusammenhang der REDD+ Politikansatz stark debattiert. REDD+ sieht vor, dass Entwicklungsländer die Rodung ihrer Wälder reduzieren. Im Gegenzug sollen Anreize (in der Regel Zahlungen) geschaffen werden.

Ein Vorteil dieser Politik ist, dass sie sehr schnell eine massive Emissionsreduktion bewirken könnte. Schliesslich müssen die Wälder schlicht stehen gelassen werden und Investitionen in zeitaufwändige technische Entwicklungen entfielen. Modellrechnungen zufolge wären auch die Kosten der Massnahme pro Tonne vermiedenen CO₂ konkurrenzfähig mit den entsprechenden Preisen im Europäischen Zertifikatehandel.

Ungelöste Fragen

Vor der Umsetzung einer REDD+ Politik auf internationaler Ebene oder gar der Einbeziehung der Massnahme in ein Post-Kyoto-Abkommen müssen jedoch diverse Fragen gelöst werden. Wie soll REDD+ finanziert werden? Sollen durch vermiedene Abholzung entstandene Zertifikate äquivalent zu anderen Zertifikaten handelbar werden? Wie misst man die Menge des CO₂, das aufgrund von REDD+ Anreizen nicht emittiert wurde? Sollen Länder, die schon frühzeitig ihre Abholzungsraten verringert haben, gleich behandelt werden wie solche, die bis heute sehr grosse Waldflächen roden? Wie kann sichergestellt werden, dass die REDD+ Anreize global gesehen tatsächlich etwas bringen und die Abholzung nicht schlicht an einen anderen Ort verlagert wird?

Damit das Stehenlassen eines Waldes als Emissionsreduktion gelten kann, wird vorausgesetzt, dass er mindestens einige Jahrzehnte nicht gerodet wird. Wie können Verträge ausgestaltet werden, damit Waldeigentümer gewillt sind, eine langjährige Verpflichtung zur Nicht-Abholzung einzugehen? Wer übernimmt die Haftung falls der Wald einem Sturm, Feuer oder Insekten zum Opfer fällt oder vertragswidrig doch gerodet wird? Wie wird mit indigenen Völkern umgegangen, die vom Wald abhängig sind, aber über keine Eigentumsrechte verfügen?

Verhandlungen in Mexiko

Es ist unwahrscheinlich, dass alle Fragen bereits während den Verhandlungen im November in Mexiko gelöst werden können. Wichtig ist jedoch, dass weiterhin an Lösungen gearbeitet wird und Kompromissvorschläge aufgezeigt werden können. Die REDD+ Politik kann zwar nicht als alleiniges Mittel den Klimawandel aufhalten, sie könnte jedoch während eines Übergangs in eine CO₂-ärmere Gesellschaft als wichtige Brückenmassnahme fungieren und sollte Teil eines Portfolios an Klimaschutzmassnahmen sein.

(Prof. Stefanie Engel/ETH-Zukunftsblog)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Berlin - Die weltweiten Waldflächen ... mehr lesen
Jährlich verschwindet Wald in der Grösse von Griechenland.
Bern - Für neue Siedlungen soll ... mehr lesen
Eine deutliche Bevölkerungsmehrheit will dem Wald Sorge halten.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer ... mehr lesen  
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die Grosswasserkraft. Allfällige Rettungsaktionen sollten ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If indeed the human brain responds better to experience ... mehr lesen
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through.

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten