Die Belgier verdienten sich ihren Übernahmen "Rote Teufel" redlich. Erst liessen sie die russischen Angriffbemühungen in einem dicht gespannten Abwehrnetz hängen und als die Russen nach dem 1:1-Ausgleich Oberhand gewannen, knickten sie deren Hoffnungen mit zwei Toren aus heiterem Himmel.
Die Russen kamen zwar in der 88. nochmals bis auf ein Tor heran und sie mühten sich bis zum Schluss um den rettenden Ausgleichstreffer. Doch am Schluss tanzten die "Roten Teufel".
Wenig Gehalt
Die wenig Gehalt aufweisende Partie war wenigstens spannend und
wogte hin und her. Belgien wähnte sich nach Walems Freistosstor
(7.) frühzeitig auf Achtelfinalkurs, verpasste aber eine vorzeitige
Entscheidung in der überlegen gestalteten ersten Halbzeit durch
mangelnde Chancenauswertung (De Boeck, Verheyen). Das drohte sich
zu rächen. Als Russlands Topskorer Wladimir Bestschastnich durch
seinen noch nicht 19-jährigen Spartak-Klubkollegen Dimitri Sitschew
im Sturm endlich Support erhielt, verwertete Bestschastnich alsbald
einen Abpraller zum 1:1 (52.). Der frühere Bremer Forward war schon
Hauptverantwortlicher für das Scheitern der Schweiz in der
Qualifikation, als er das goldene Tor zum 1:0 in Zürich schoss und
beim Untergang in Moskau (0:4) drei der vier Treffer markierte.
Russen zu statisch
Das statisch wirkende und überalterte Team von Trainer Oleg
Romanzew schien, ohne zu überzeugen, zum ersten Mal seit 1986 unter
die letzten 16 vorzustossen. Belgien stand dem sechsten WM-Remis in
Serie nahe. Doch der wallonische Trainer Roger Waseige (62), dem
oft Lethargie vorgeworfen wird und der einen Medienboykott
verordnet hatte, reagierte. Er wechselte den 24-jährigen Wesley
Sonck ein, der Genk mit seinen 30 Toren zum Meistertitel geschossen
hatte. Sonck, zum dritten Mal an dieser WM als Joker auf den Platz
gekommen, dankte es ihm mit der 2:1-Führung (78.), die er nach
einem Corner von Walem mit dem Kopf erzielte. Und als Marc Wilmots
vier Minuten später sein drittes WM-Tor schoss, schien der fünfte
Vorstoss in die Achtelfinals in den letzten sechs WM-Teilnahmen so
gut wie sicher.
Letzte Hoffnung
Doch Youngster Sitschew, ein grosses Stürmertalent mit viel
Speed und Realisationsvermögen, verkürzte nochmals (88.). Die
Russen kamen in der dreiminütigen Nachspielzeit noch zu einer
grossen Kopfballchance, aber zum nötigen Ausgleich reichte es nicht
mehr. Das Spiel der russischen Bären war zu lange zu tapsig, die
Aktionen zu berechenbar. Belgien muss sich aber gewaltig steigern,
um am Montag im Achtelfinal gegen Brasilien in Kobe nicht auch
vernascht zu werden.
Weinliebhaber Waseige darf nun seinen Aufenthalt in Asien
verlängern, ehe er Klubtrainer von Standard Lüttich wird. Er genoss
den Erfolg leise und genüsslich: «Ich bin glücklich für die
Mannschaft und deren Staff. Mit sechs geschossenen Treffern haben
wir eine gute Bilanz. Wir sind doch besser und verdienen mehr
Kredit, als viele glauben wollen.»
Belgien - Russland 3:2 (1:0)
Shizuoka Stadium (Jap). -- 46 640 Zuschauer. -- SR Nielsen (Dä).--
Tore: 7. Walem 1:0. 52. Bestschastnich 1:1. 78. Sonck 2:1. 82.
Wilmots 3:1. 88. Sitschew 3:2.
Belgien: De Vlieger; Peeters, de Boeck (92. van Meir), van
Buyten, van Kerckhoven; Verheyen (78. Simons), Vanderhaeghe, Goor,
Walem; Mbo Mpenza (70. Sonck), Wilmots.
Russland: Nigmatullin; Onopko; Solomatin, Nikiforow (43.
Sennikow), Kowtun; Karpin (83. Kerschakow), Titow, Smertin (34.
Sitschew), Alenitschew, Chochlow; Bestschastnich.
Bemerkungen: Russland ohne Dajew (verletzt/bereits abgereist).
Verwarnungen: 12. Solomatin (Foul), 14. Smertin (Foul), 39.
Vanderhaeghe (Foul), 64. Alenitschew (Ballwegschlagen), 84.
Sennikow (Foul).
(ba/news.ch)