Rumsfeld will das Alte Europa in Irak: Für Paris und Berlin geht nichts ohne die UNO

publiziert: Freitag, 11. Jul 2003 / 11:08 Uhr / aktualisiert: Freitag, 11. Jul 2003 / 11:57 Uhr

Washington - Ganz ohne Mithilfe aus der Koalition der Kriegs-Unwilligen wollen die USA den Wiederaufbau in Irak nun doch nicht mehr zu meistern versuchen. Die permanenten Anschläge auf US-Truppen geben der US-Administration zu denken. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wünscht sich neuerdings einen Beitrag von vielen Staaten, um aus Irak eine Demokratie zu machen.

Werden in Irak amerikanische Truppen bald mit UNO-Friedenstruppen ergänzt?
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Mit einer "Internationalisierung" der schwierigen Aufgabe wollen die USA nicht nur die Kosten reduzieren, sondern auch das Risiko für die eigenen Truppen.

Diese werden in Irak fast täglich aus dem Hinterhalt angegriffen. Doch sowohl in Berlin als auch in Paris sind die Reaktionen auf den Sinneswandel sehr zurückhaltend.

Rumsfeld "gegrillt"

Der Pentagonchef hatte am Mittwoch (Ortszeit) seinen bisher wohl schwierigsten Auftritt im Kongress. Vier Stunden lang wurde Rumsfeld im Streitkräfteausschuss des Senats "gegrillt".

Es ging um die Planung für die Nachkriegsphase in Irak, die Dauer der US-Truppenpräsenz, die Kosten. Der sonst so souveräne Minister geriet mehrfach ins Schleudern.

Erst nach Rückfrage in seinem Haus gab er Auskunft darüber, wieviel Steuergelder der Militäreinsatz derzeit verschlingt: knapp vier Milliarden Dollar (5,4 Mrd. Franken) im Monat.

Das ist weit höher als frühere Schätzungen des Pentagon.

Nicht weniger heikel waren für Rumsfeld die Fragen nach der Dauer des Militäreinsatzes und der nötigen Truppenstärke.

Die Beantwortung übernahm sein Adlatus Tommy Franks. Die derzeitige Zahl von rund 150 000 US-Soldaten werde für die "vorhersehbare Zukunft" weiter gebraucht, sagte der General.

Auch dies war eine deutliche Abweichung von früheren Prognosen: Noch vor dem Krieg hatte das Pentagon geschätzt, die Truppe rasch auf 50 000 Soldaten verringern zu können.

Internationalisierung als Entlastung

Mit einer "Internationalisierung" der Aufgabe sucht die US-Regierung, die eigenen Truppen und das eigene Budget zu entlasten. 19 Staaten seien bereits militärisch vor Ort, weitere 19 hätten ihre Teilnahme angekündigt, sagte Rumsfeld.

Dass der Pentagonchef inzwischen sogar gegen einen Einzug des "alten Europa" in Irak keine prinzipiellen Einwände mehr hat, ist eine beachtliche Kehrtwende.

Nun sagte Rumsfeld, seine Regierung wünsche eine möglichst grosse Zahl internationaler Truppen aus möglichst vielen Ländern, "darunter auch diese beiden Staaten".

Ob es tatsächlich soweit kommt, ist jedoch ungewiss. Denn die von der US-Regierung angestrebte "Internationalisierung" der Wiederaufbau-Aufgabe hat ihre Grenzen.

Multilaterale Institutionen wie die UNO und die NATO sollen demnach auf eine blosse Helferrolle reduziert bleiben.

Bestehen auf UNO-Mandat

Für Deutschland und Frankreich bleibt jedoch eine Führungsaufgabe der Vereinten Nationen unabdingbare Voraussetzung für die Entsendung eigener Truppen nach Irak.

< Nur wenn der Einsatz durch ein UNO-Mandat gedeckt sei, könne sich Frankreich beteiligen, sagte Aussenminister Dominique de Villepin.

Ähnlich war die Reaktion aus Berlin: Es bleibe dabei, dass für Erwägungen über einen Bundeswehreinsatz in Irak erst ein verstärktes Engagement der UNO erkennbar sein müsse, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Aussenminister Joschka Fischer, der am Montag in die USA reist, wird also kaum ein konkretes Angebot zur Entsendung deutscher Soldaten nach Irak im Gepäck haben.

(Stephanie Griffith und Daniel Jahn/afp)

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