Russland und China begrüssen Clintons Verzicht auf NMD

Präsident Wladimir Putin nannte in einer am Samstag vom Kreml veröffentlichten Erklärung Clintons Entscheid einen "wohlüberlegten und verantwortlichen Schritt".

Er erklärte, es bestehe kein Zweifel, dass dieser Schritt Clintons die strategische Stabilität und die Sicherheit auf der ganzen Welt verbessern werde. Die Autorität der USA werde damit in den Augen der internationalen Gemeinschaft gestärkt. Russland sei weiterhin an Verhandlungen mit den USA und anderen Ländern über die Verringerung der Atomwaffen-Arsenale interessiert, hiess es in einer Kreml-Mitteilung weiter. Die Raketenfrage wird am kommenden Mittwoch in New York am Rande des UNO-Millenniumsgipfels zwischen Clinton und Putin zur Sprache kommen, meldete Itar-Tass.

China: "Vernünftig"

Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums nannte die Ankündigung vernünftig. Laut Nachrichtenagentur Xinhua sagte er, mit Clintons Entscheid sei zugleich die Hoffnung verbunden, dass die USA das ganze Projekt aufgeben. Auch die europäischen Bündnispartner der USA begrüssten die Entscheidung. Die NATO nannte sie klug und ausgewogen.

Clinton hatte am Freitag in Washington mit dem Hinweis, dass das Vertrauen in die Reife des Systems noch nicht ausreiche, die Entscheidung über NMD praktisch seinem Nachfolger überlassen. In den USA wird am 7. November ein neuer Präsident gewählt.

NMD soll die USA vor Angriffen aus Staaten wie Irak, Iran und Nordkorea schützen. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, George W. Bush, sprach sich für einen frühest möglichen Bau von NMD aus; sein demokratischer Konkurrent Al Gore stützte Clintons Position.

Verstoss gegen ABM-Vertrag

Nach russischer und chinesischer Ansicht verstösst NMD gegen den ABM-Vertrag. Der 1972 zwischen der Sowjetunion und den USA geschlossene Abrüstungsvertrag erlaubt beiden Seiten nur zwei örtlich begrenzte Abwehrgürtel.

(klei/sda)