Die wichtigsten Fakten der SAirGroup-GV:

SAirGroup heisst neu Swissair und erhält Milliarden-Finanzspritze

publiziert: Mittwoch, 25. Apr 2001 / 20:25 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 25. Apr 2001 / 21:03 Uhr

Kloten - SAirGroup heisst ab sofort Swissair-Group. Sie erhält von drei Banken eine Finanzspritze in Höhe von einer Milliarde Franken. Aus den Beteiligungen in Frankreich bei AOM und Air Liberté wird die Gruppe geordnet aussteigen. Die Jahresrechnung wurde an der GV abgenommen. Kleinaktionäre halten an einer Sonderprüfung fest. Das die Fakten der GV, an der weniger Aktionäre als erwartet teilnahmen.

20'000 Aktionäre hatten sich angemeldet. Entsprechend viele Lunchpakete wurden bereit gestellt. Doch nur etwas mehr als 5000 kamen. So blieben die Lunchpakete (Foto) unberührt. Umso engagierter beteiligtern sich die anwesenden Aktionäre an der Monster-GV.

Die ins Trudeln geratene SAirGroup hat an der mit Spannung erwarteten Generalversammlung erste Schritte zum Stopfen der Finanzlöcher bekannt gegeben. Der Flugkonzern will aus den Beteiligungen bei AOM und Air Liberté geordnet aussteigen.
Ausserdem erhält sie von den drei Banken Credit Suisse First Boston, Deutsche Bank und City Bank eine Finanzspritze im Umfang von 1 Mrd. Franken. Nicht dabei ist die UBS.

Erster Sieg für Konzernspitze

An der GV selbst hat die Konzernspitze einen ersten Sieg errungen: Die Aktionäre haben den Jahresbericht, die Jahres- und die Konzernrechnung mit überwältigendem Mehr gebilligt. Nur 14 Prozent der Stimmen votierten am Mittwochabend in Zürich-Kloten für eine Rückweisung. 3 045 918 stimmten mit Ja, 503 228 mit Nein.

Vor der Abstimmung wurden 5288 Aktionäre und Aktionärinnen gezählt. Sie vertraten 39,4 Prozent des Aktienkapitals. Erwartet worden waren 11 000 Personen. Angemeldet hatten sich 20 000 Aktionäre.
Erwartungsgemäss zog sich die Veranstaltung wegen der ausführlichen Wortmeldungen in die Länge: Die Abstimmung über das erste Traktandum war dreieinhalb Stunden nach Beginn der Generalversammlung erfolgt.

Honegger erhält fast 0,5 Mio. Franken

Um den Ablauf der GV zu beschleunigen, hatten die Aktionäre auf die Verlesung der Anworten der schriftlich eingereichten Fragen verzichtet, nachdem viele Anteilseigner bereits den Saal verlassen hatten. 130 Fragen hätten aus juristischen Gründen mündlich beantwortet worden sollen. Dabei ging es unter anderem um die Abgangsentschädigung von Managern und Verwaltungsräten.
Der abgetretene Verwaltungsratspräsident der SAirGroup Eric Honegger bekommt von der SAir 480 000 Franken. Dieser Betrag entspreche der Jahresentschädigung, die er im Amt bekommen hätte, sagte SAir-Chef Mario Corti.

Zum abgesetzten Konzernchef Philippe Bruggisser machte Verwaltungsratspräsident Mario Corti keine konkreten Angaben. Vertraglich sei Verschwiegenheit vereinbart worden. Moritz Suter, der nach dem Abgang von Bruggisser für kurze Zeit das Fluggeschäft der SAir geleitet hatte, bekomme keine Abgangsentschädigung.
Dagegen hätten die abgetretenen Manager Jeffrey Katz und Paul Reutlinger ebenfalls gemäss Vereinbarung Abfindungen erhalten. Auch hier sei Verschwiegenheit vereinbart worden. Keine Angaben zu Beraterhonoraren

Zu den Beraterhonoraren der SairGroup wurden an der Generalversammlung keine zusammenfassenden Angaben gemacht. Die Beratungen waren erfolgt, nachdem die Expansionsstrategie gescheitert war.
Als Berater seien unter anderem die Gesellschaften PriceWaterhouseCoopers, McKinsey, UBS Warburg und CS First Boston beigezogen worden, hiess es in einer der Antworten der SAirGroup. Im Zusammenhang mit der fehlgeschlagenen Expansionsstrategie wurde unter anderem McKinsey genannt.

Put-Option bei Volare

Im Rahmen der Beantwortung von Fragen ist auch bekannt geworden, dass die SAirLine auch bei der italienischen Volare einigen Mitaktionären eine Put-Option eingeräumt hat.
Mit den Mitaktionären hatte die SAir im letzten Jahr einen Aktionärsbindungsvertrag abgeschlossen. Je nach Umwandlung der ausstehenden Wandeldarlehen hält diese Aktionärsgruppe zwischen 33 und 37 Prozent der Volare Group. Die Put-Option kann nur zwischen dem 31. Juli und 31. August in den beiden Jahren 2004 und 2007 ausgeübt werden.

Sonderprüfung auf Tapet
Das Thema Sonderprüfung bleibt allerdings auf der Traktandenliste der Generalversammlung. Der Anwalt Hans-Jacob Heitz bestand auf der Durchführung einer unter richterlicher Aufsicht durchgeführten Konzernprüfung.
Auch eine unabhängige Expertise ohne Richter sei aus seiner Sicht denkbar, erklärte Heitz, der die Schutzvereinigung der Aktionäre der SAirGroup (SVSA) gebildet hatte, an die Adresse von Konzernchef Corti.

Erster Sieg für Sabena-Piloten

Unterdessen entschied das Handelsgericht in Brüssel, dass ein Gerichtsexperte die Bücher von Sabena und SAirGroup durchleuchten soll. Damit folgte das Gericht einem Antrag von Sabena-Piloten. Die belgische Fluggesellschaft erwog einen Weiterzug. Die Aktien der SAir haben am Mittwoch um 1,37 Prozent im Plus geschlossen und gingen bei 111 Franken aus dem Handel. Im Tagesverlauf hatte die SairGroup an der Börse bis zu 7 Prozent zugelegt, war aber nach Beginn der Generalversammlung wieder ins Minus geraten.

(ba/sda)

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