SFOR nimmt als Kriegsverbrecher gesuchten Ex-Kommandanten fest

Der frühere Befehlshaber moslemisch-bosnischer Einheiten in Srebrenica, Naser Oric, sei am Donnerstagabend gefasst worden, teilte das Tribunal mit. Er wurde nach den Angaben nahe der bosnischen Stadt Tuzla festgenommen. Eine erste Anhörung Orics wird für die kommenden Tage erwartet.

Chefanklägerin Carla del Ponte wirft dem 36-jährigen Oric Kriegsverbrechen in sechs Fällen zwischen 1992 und 1993 vor. Er wird unter anderem des Mordes und der grausamen Behandlung von bosnischen Serben beschuldigt. Er soll Überfälle gegen serbische Nachbarorte der Moslem-Enklave Srebrenica angeführt haben.

Oric leitete im Juli 1995 die gescheiterte Verteidigung von Srebrenica gegen bosnisch-serbische Verbände und wird seither von vielen bosnischen Moslems als Held betrachtet.

Einheiten bosnischer Serben überrannten damals die Verteidiger, drangen in Srebrenica ein und töteten rund 8000 Moslems. Der Name Srebrenica steht für das schlimmste Massaker im bosnischen Krieg.

Moslemische Überlebende des Massakers reagierten empört auf die Verhaftung Orics. Eine Sprecherin der Organisation Mütter von Srebrenica beschuldigte die SFOR, die flüchtigen Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic mit Absicht nicht zu fassen.

NATO-Generalsekretär George Robertson bezeichnete die Festnahme dagegen als Signal an die Gesuchten. Es gibt kein Versteck für jemanden, der vom Gericht wegen dieser schrecklichen Verbrechen angeklagt ist, erklärte Robertson in Brüssel. Karadzic und Mladic rief er dazu auf, sich zu stellen.

(bert/sda)