Saddam boykottiert Prozess

Der Ex-Präsident beklagte sich über seine Haftbedingungen. Nach Angaben von Reportern im Gerichtssaal sagte Saddam Hussein, er habe seit drei Tagen keine frische Wäsche mehr erhalten. Den Justizbeamten rief er zu: «Fahrt zur Hölle!».

Die Weigerung Saddam Husseins sorgte am fünften Verhandlungstag für weiteres Chaos. Beratungen zwischen dem Richter und den Verteidigern führten zu stundenlangen Verzögerungen.

Erster Zeuge ohne Journalisten

Journalisten wurden in den Gerichtssaal gebracht und wieder hinausgeführt, bevor der Prozess fortgesetzt und der erste Zeuge aufgerufen wurde.

Verborgen von einem Vorhang schilderte ein Mann, wie ein Mitgefangener aus dem Dorf Dedscheel im Gefängnis von Abu Ghraib von Beamten des Saddam-Hussein-Regimes zu Tode gefoltert wurde.

Saddam Hussein und sieben weitere Ex-Funktionäre seines Regimes sind wegen eines Massakers in der schiitischen Kleinstadt Dedscheel 1982 angeklagt.

Mitgefühl vom Halbbruder

Saddam Husseins Halbbruder Barsan el Tikriti, der von den Einwohnern des Ortes als einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker angesehen wird, sagte über die Opfer von Dedscheel: «Ich fühle mit ihnen.»

Er selbst habe mit den Hinrichtungen und Misshandlungen nichts zu tun gehabt, «denn ich war weder für die Sicherheitskräfte noch für die Partei verantwortlich».

Nach dem Auftritt eines zweiten Zeugen wurde der Prozess um zwei Wochen auf den 21. Dezember vertagt. Er wird damit erst nach den nächste Woche anstehenden Wahlen fortgesetzt.

In Saddam Husseins Heimatdorf Audscha demonstrierten Angehörige seines Clans für die Freilassung des einstigen Gewaltherrschers. Tausende von Anhängern des radikalen Schiiten- Predigers Muktada el Sadr gingen unterdessen in Bagdad auf die Strasse, um Saddam Husseins sofortige Hinrichtung zu fordern.

(bsk/sda)